Lilienthal. In der Lilienthaler Klosterkirche muss nun niemand mehr alle paar Tage die schmale Leiter nach oben klettern, um die alte Turmuhr per Hand aufzuziehen. Die Arbeit erledigen nun Elektromotoren, die die schweren Gewichte bei Bedarf automatisch nach oben ziehen und so dafür sorgen, dass das Uhrwerk weiter tickt und die Lilienthaler wissen, welche Stunde es geschlagen hat. Die zuletzt ehrenamtlich organisierte Kurbelei von Hand gehört der Vergangenheit an.
Ende vergangener Woche war es so weit: Eduard Pankraz von den Herforder Elektromotoren-Werken und Uhrenfachmann Jürgen Schwarck aus Hamburg machten sich daran, das historische Uhrwerk von 1880 auf Neuzeit zu trimmen. Der Einbau der Elektrik und der kreisrunden Motoren erwies sich für sie vor allem wegen der beengten Platzverhältnisse als Herausforderung. Mit viel Routine, Geschick und gegenseitiger Rücksichtnahme gelang den beiden Fachleuten der geplante Einbau. Nur der Schaltkasten, über den die neuen Motoren gesteuert werden, musste aus Platzgründen eine Etage tiefer im Turm angeschraubt werden.
Spenden reichen für komplette Umrüstung
Aufträge wie der in Lilienthal sind bei den Uhren-Firmen selten geworden. Häufig werden die mechanischen Uhrwerke durch moderne digitale Exemplare ersetzt, zumal der Einbau dieser "Küchenuhren im XXL-Format" günstiger ist als die Nachrüstung. Auch in der evangelischen Kirchengemeinde hatte man diese Lösung schon im Auge. Schließlich ließ sich der Kirchenvorstand darauf ein, die Modernisierung in Angriff zu nehmen und gleichzeitig das mechanische Uhrwerk als technisches Meisterstück zu erhalten. Der Versuch, die Kosten über Spenden zu finanzieren, ist gelungen. Am Ende ist so viel Geld zusammen gekommen, dass die gesamte Elektrifizierung aus dem Spendentopf bezahlt werden kann. Ingo Meyhöfer, der zuletzt den Uhren-Dienst in der Kirche übernommen hat, freut sich, dass die Aktion so erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Der steile Aufstieg zur Kirchturmuhr wird übrigens künftig nicht ganz entfallen: Von Zeit zu Zeit muss doch jemand nach oben, um die Lager des Uhrwerks zu ölen, damit alles weiter wie geschmiert läuft.