Lilienthal. Was war das für eine wahnsinnige Abschiedstournee! Nachdem bekannt wurde, dass der TV Lilienthal ab der kommenden Saison nicht mehr in der Floorball-Bundesliga antreten wird, spielten sich die „Wölfe“ förmlich in einen Rausch. Zunächst gewannen die Lilienthaler sensationell den Deutschen Floorball-Pokal, nur um wenige Wochen später nach glänzenden Vorstellungen um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Zwar ging das Finale gegen Leipzig letztlich verloren, dennoch sorgte das Team um Kapitän Dennis Heike nochmal für unglaubliche Begeisterung rund um die Schoofmoorhalle.
Lange konnten sich die Verantwortlichen des TVL darüber aber nicht freuen, vor ihnen stehen nun wegweisende Wochen. Denn ein Großteil des Kaders ist aus den unterschiedlichsten Gründen bekanntlich nicht mehr verfügbar, auch ein Verbleib des finnischen Erfolgstrainers Jesse Backmann erscheint mehr als fraglich. Vor dem unausweichlichen Gang in die Regionalliga wartet auf die Abteilungsleitung um Harm Otten, André Heißenbüttel und Daniel von der Heyde also eine Menge Arbeit. „Wir haben uns natürlich auch in den vergangenen Wochen schon mit der Situation beschäftigt, werden aber gerade in den kommenden Wochen viele Gespräche führen. Es geht darum, die verbliebenen Spieler zu halten und den Verein für die Zukunft aufzustellen“, erklärt von der Heyde.
Begehrter Trainer
Eine wichtige Rolle spielt dabei Headcoach Jesse Backman, der auch in der unteren Spielklasse gehalten werden soll. „Wir wollen gerne mit Jesse weitermachen. Dafür müssen wir ihn aber mit unseren Ideen und Planungen überzeugen, auch finanziell muss es passen“, erklärt von der Heyde. Der ehrgeizige Backman, dem Anfragen von mehreren Teams aus Deutschland und der Schweiz vorliegen, hält sich indes noch bedeckt. „Wir müssen die Gespräche abwarten, momentan kann ich noch nichts zu meiner Zukunft sagen“, sagt Backman.
Doch nicht nur die Trainerfrage dürfte ein spannendes Thema bleiben. Nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträger wie Janos Bröker (Studium in Köln) oder Dennis Heike (Karriereende) muss erstmal wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine gestellt werden. Vor allem junge Spieler wie Felix Stierle, Erik Ebbinghaus oder Leon Bauer, die ihr großes Potenzial bereits angedeutet haben, könnten dabei eine wichtige Funktion einnehmen – vorausgesetzt sie bleiben. „Die Verantwortung im Team muss jetzt neu verteilt werden, dafür müssen andere Spieler zu wichtigen Eckpfeilern werden“, weiß von der Heyde. Doch selbst wenn möglicherweise ein Kern bestehen bleibt, muss der Kader aufgefüllt werden. Ob dies allein mit Spielern aus dem eigenen Verein gelingt, ist eine weitere spannende Frage. Auch eine mögliche Kooperation mit dem Regionalligateam des TB Uphusen schien in diesem Kontext zuletzt eine Option. „Es gibt viele Überlegungen, aber es ist noch viel zu früh, um etwas Konkretes sagen zu können. Wir werden Gespräche führen und alle Möglichkeiten abwägen“, möchte von der Heyde nicht zu viel verraten.
Bis Ende Mai, wenn die Mannschaften gemeldet werden müssen, haben er und seine Kollegen dazu noch Zeit. Dann wird man spätestens sehen, wohin die Reise der Lilienthaler Floorballer in der nächsten Saison gehen wird. Langfristig soll sie in jedem Fall wieder in die höchste Spielklasse führen. „Gerade nach den tollen letzten Wochen ist natürlich klar, dass in Lilienthal wieder Bundesliga-Floorball gespielt werden soll. Das ist unser großes Ziel und das wollen wir mit unseren tollen Fans und Unterstützern, die uns jahrelang begleitet haben, wieder erreichen“, erklärt von der Heyde. Schnellschüsse wird es aber dennoch nicht geben. Von der Heyde: „Das Projekt lautet Neuanfang und nicht Wiederaufstieg. Das haben wir auch bewusst so gewählt. Wichtig ist es, den Verein so breit wie möglich aufzustellen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.“ Speziell die Jugendarbeit soll gefördert werden, ehemalige Bundesligaspieler könnten dabei als Nachwuchstrainer für frischen Wind sorgen. „Wir wollen in allen Altersstufen etwas bewegen und somit langfristig etwas aufbauen“, verspricht von der Heyde, der sich auch über externe Unterstützung freuen würde. Bei aller Trauer über das Ende der Lilienthaler Erstklassigkeit könnte sich dieser Neuanfang also sogar als große Chance für den Floorballstandort Lilienthal erweisen.