Osterholz-Scharmbeck. „Vielleicht holst du doch mal die Wasserwaage. Ich glaube, links hängt das Bild ein wenig tiefer!“ Während Katrin Schütte, Vorsitzende des Kunstvereins, die Wasserwaage bringt, schaut Andreas Pirner kritisch auf das große Bild von Catrin Peemöller, das wie ein Fenster einen Ausblick über eine Flusslandschaft im Nebel zu eröffnen scheint.
Das Nachmessen mit der Wasserwaage bestätigt den Eindruck der beiden Kunstverein-Offiziellen, die gerade eine ungewöhnliche Ausstellung auf Gut Sandbeck vorbereiten: Das Bild ist leicht linkslastig. „Wir wollen doch, dass die Besucher, die jetzt bis zum 12. Juli Gelegenheit haben, hier Arbeiten unserer Kunstverein-Mitglieder zu sehen, nicht vom Wesentlichen abgelenkt werden“, sagt Katrin Schütte.
Ganz unterschiedliche Arbeiten
Um den großen Galerie-Raum auf Gut Sandbeck auch in Corona-Zeiten nicht ungenutzt zu lassen, entschloss man sich zu einer Gemeinschaftsaktion. „Wir wollten die Räume nicht leer und schmucklos lassen und haben daher unsere Mitglieder gebeten, jeweils eines ihrer Werke hier auszustellen. Daraus ist ein kreativer Reigen ganz unterschiedlicher Arbeiten geworden", sagt Katrin Schütte. Die hier ausstellenden Künstler und Künstlerinnen würden sonst sich und ihre Arbeiten bei dem jährlich stattfindenden Event des „Offenen Ateliers“ der Öffentlichkeit vorstellen und so einen spannenden und faszinierenden Querschnitt durch das Schaffen der Kreativen in der Region präsentieren.
Zwar dominiert die Malerei die Ausstellung, doch auch eine Bronzearbeit von Marianne Huhs mit dem Titel „Vernissage“ ist zu sehen und stellt die Kunstszene so dar, wie sie noch vor wenigen Monaten war: Viele Menschen ohne Mundschutzmasken bewegen sich staunend durch eine Skulpturen-Ausstellung. „Wer weiß, wann wir das hier auch wieder so sehen werden“, meint Andreas Pirner, und räumt die Leiter weg, mit der gerade das letzte Bild an seinen Platz gehängt wurde. „Bettina“ heißt die Holzfigur, der von Brigitte Trumann das künstlerische Leben eingehaucht wurde. Auch Edeltraut Hennemann scheint der Zeit mit Corona ein besonderes künstlerisches Denkmal gesetzt zu haben: einen großen Bücherstapel, den ein paar Lesende erklommen haben, vermutlich auf der Flucht vor sozialer Vereinsamung.
Lothar Reichelt lässt eine Figur auf einer großen goldenen Kugel das Gleichgewicht halten, während Ehefrau Sabine Reichelt zwei anmutige Tänzerinnen vor einen vielfarbigen Hintergrund stellt und damit gleichzeitig noch den Eindruck eines Schmetterlingwesens entstehen lässt.
„Titel zu den Werken wollten wir nicht anbringen. Damit ist der Vorstellungskraft des Betrachters unbegrenzter Spielraum gegeben: Jeder und jede entdeckt eigene Deutungen in den Werken unserer Kunstvereins-Mitglieder“, sagt Andreas Pirner.
27 Mitglieder des Kunstvereins nutzen die Gelegenheit, auf besondere Weise in den Räumen des Kunstvereins auf Gut Sandbeck zusammenzukommen. Gezeigt werden dort unter anderem Arbeiten von Maren Arndt, Birte Hölscher, Hildegard Ziegler-Gräbel, Nicole Clöer, Sonja K. Sancken oder Hans-Jürgen Wormeck. Und wenn sich eines der Werke als Lieblingsstück erweist, könne es auch erworben werden, versichert Katrin Schütte. Es lohne sich also, wieder einmal in der Galerie vorbei zu schauen. Selbstverständlich würden die aktuellen Regeln für Museen beachtet. Die Besucher werden gebeten, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Die Galerie des Kunstvereins auf Gut Sandbeck ist sonnabends von 15 bis 18 Uhr und sonntags durchgehend von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in die Gemeinschafts-Ausstellung ist frei.