Herr Divanoglu, wie geht es Ihnen, und wie halten Sie sich derzeit fit?
Ich kann mich insgesamt nicht beschweren. Mir geht es sogar überraschend gut. Normalerweise habe ich um diese Zeit, wenn die Saison vorbei ist, schon hier und da ein paar Wehwehchen. Eigentlich müsste ich sportlich was tun, aber ich schaffe es derzeit gar nicht. Zu mehr als ein bisschen Gartenarbeit und Fahrradfahren reicht es leider nicht.
Wozu kommen Sie gerade, wofür ansonsten wenig Zeit bleibt?Durch meine Arbeit in einem Ingenieurbüro für Bauwesen habe ich in der Woche nach wie vor wenig Freizeit. Am Wochenende sieht das durch die ausgefallenen Punktspiele und Stadionbesuche bei Werder schon anders aus. Gerade habe ich einen Zaun gebaut und rüste zusammen mit meinem Sohn ein altes Motorrad wieder auf. Am Grill wage ich zudem ein paar zeitaufwendigere Experimente und habe diese beim Lammkarree und den Spareribs auch bestanden.
Ganz klar meine Mutter, die in der Türkei wohnt und die ich normalerweise regelmäßig besuche. Außerdem bin ich kein Typ, der gerne joggt. Ich brauche einen Ball, dem ich wie beim Volleyball oder Tennis hinterherjagen kann. Ansonsten fehlt mir mein Lieblingsgrieche an der Ecke sehr und prinzipiell das Spontane.
Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit?Das Leben wartet nicht. Wir sollten es viel mehr genießen und nicht so oberflächlich sein, also unsere Mitmenschen auch ganz anders wahrnehmen. Ich habe zum Beispiel meine Nachbarin, mit der ich schon seit Jahren in einem Haus wohne, noch nie so oft gesehen wie jetzt. Das Virus macht außerdem keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, das erdet ein wenig. Braucht man immer wieder noch eine neue Jacke oder generell etwas Neues, wenn man das Alte vielleicht noch reparieren kann? Übrigens möchte ich diese Krise in keinem anderen Land der Welt durchstehen müssen.
Das Gespräch führte Frank Mühlmann.Heute von:
Recep Divanoglu, 57 Jahre alt, Volleyball-Spielertrainer des VSK Osterholz-Scharmbeck