Osterholz-Scharmbeck. In der neuen Kita im Komponistenviertel tragen die Räume klingende Namen. Passend zum Viertel gibt es unter anderem eine Glöckchen- und eine Gitarrengruppe. Die Instrumentennamen sollen Sinnbilder für die Einrichtung der gemeinnützigen Lebenshilfe GmbH sein. Die Integration soll leichtes Spiel und Raum haben: Der Neubau an der Mozartstraße 51 ist etwa 1000 Quadratmeter groß.
Ein stattliches Gebäude mit bunter Fassade empfängt die Kindergarten-Gänger an der Mozartstraße. Ebenso großzügig ist das Außengelände: Mehr als 3000 Quadratmeter betten den Neubau ein. Die Außengestaltung ist ein Thema, das im Frühjahr angegangen wird, erläutert die Leiterin der Einrichtung, Kristina Stengel. Es sollen unter anderem Gemüsebeete angelegt und verschiedene Pflanzen ringsherum in die Erde kommen. Bis das Wetter es zulässt, wird die Gestaltung im Inneren des weitläufigen Komplexes angepackt.
Die Leiterin der Einrichtung und ihre Kollegen holen sich ein Stück Natur einfach ins Haus. Ein Landwirt aus Stendorf hat den Scharmbeckern einen Baumstamm überlassen, der nun in der Kita an der Mozartstraße einen neuen Standort erhält. Etwa armdicke Äste werden nach dem Aufstellen angeschraubt, um den natürlichen Eindruck zu verstärken. Eine Rundbank umschließt den Stamm am Fuß.

In sogenannten Differenzierungsräumen können die Pädagogen gezielt auf Kinder eingehen.
Olaf Bargemann ist sichtlich stolz auf die neue Einrichtung, die seit November 2018 in Betrieb ist. Stolz ist er auch auf das Einhalten des veranschlagten Budgets: Insgesamt 2,7 Millionen Euro hat der Bau an der Mozartstraße gekostet. Allein die Ausstattung der Einrichtung schlug mit 200 000 Euro zu Buche. „Wir sind im kalkulierten Kostenrahmen geblieben“, stellt Bargemann zufrieden fest. Das Grundstück sei von einer Stiftung zur Verfügung gestellt worden und laufe auf Erbpacht, wie er im Gespräch mit der Redaktion erläutert.
Zurzeit besuchen 56 Kinder im Krippen- und Kindergartenalter die Kita. Im Mai startet zusätzlich eine Ganztagskrippengruppe. „Dann werden wir hier 66 Kinder betreuen“, blickt Bargemann voraus. Der integrative Aspekt, ein Miteinander von behinderten und nicht-behinderten Kindern, stehe im Vordergrund.
Geöffnet ist von 8 bis 14 Uhr. „Zusätzlich können Eltern einen Frühdienst von 7.30 bis 8 Uhr dazu buchen“, betont Kristina Stengel. Insgesamt 16 Pädagogen betreuen die Kinder. Dazu kommen noch die Mitarbeiter des Bundesfreiwilligendienstes, kurz Bufdis, sowie der Hauswirtschaft. „Wir haben eine Einrichtung geschaffen, die den heutigen Anforderungen entspricht“, betont Bargemann in Hinblick auf die Größe des Hauses. Es gebe genügend Rückzugsräume für die Kinder – und nicht nur für die. Das Personal habe ebenso Platz, um sich bei Bedarf zurückzuziehen. Dazu steht den Mitarbeitern ein Ruheraum zur Verfügung. „Wenn der Lärmpegel sehr hoch ist, kann man dort wieder herunterkommen.“
Die Kinder sollen ihren Bewegungsdrang ausleben können. Deshalb habe man bei der Planung bewusst darauf verzichtet, die Räume wie Klassenräume aussehen zu lassen. „Der Gruppenraum ist Spielfläche und nicht Sitzfläche“, betont Bargemann. Der weite Eingangsbereich ist durch mobile Stellwände in der Größe variabel. Am Morgen und Mittag ist er die Mensa der Kita. Das Essen wird von Maribondo angeliefert. Für größere Veranstaltungen werden die Sichtschutzelemente entfernt, um Platz zu schaffen.
Kristina Stengel war zuvor sechs Jahre im Astrid-Lindgren-Kindergarten in Pennigbüttel beschäftigt. Zuletzt war sie zwei Jahre lang die Leiterin der Einrichtung. Für den Geschäftsführer der Lebenshilfe-Gesellschaft ist die Übernahme von Verantwortung eine logische Konsequenz. „Wir versuchen, die Leitungen aus den eigenen Reihen zu rekrutieren“, sagt er. „Von neun Leitungskräften stammen acht aus dem eigenen Nachwuchsbereich.“ Die Suche nach Fachpersonal gestalte sich zunehmend schwierig, merkt er an. Im Gegenzug sei der Bedarf an kindgerechter Betreuung hoch.
Hohe Nachfrage
Das zeigt sich auch in der Kreisstadt: Im nahen Einzugsbereich der neuen Kita gibt es mit dem Kindergärten Ritterhuder Straße und Kita Berliner Straße gleich zwei weitere Einrichtungen. Und doch gebe es keine Konkurrenz, weil an der Mozartstraße Integrationsgruppen vorhanden sind, macht Bargemann auf Nachfrage des OSTERHOLZER KREISBLATT klar. Bislang mussten Kinder das Quartier verlassen, um eine entsprechende Einrichtung besuchen zu können. Nun könnten sie ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Das sei wichtig, denn Integration müsse sinnvollerweise direkt im eigenen Wohnumfeld erfolgen, betont Bargemann. Zudem würden sich die Kinder und Betreuer der nahe gelegenen Kitas gegenseitig besuchen. „Wichtig ist doch der Kontakt zum Wohnort.“
Ohnehin würde zukünftig keine Einrichtung leer stehen, weil es nicht genügend Kinder gebe, betont er. Vielmehr könne es irgendwann so sein, dass schöne, neue Räume leer stünden, weil nicht genügend Personal vorhanden sei. „Das ist für die Träger das größte Problem.“