Pennigbüttel. Als Schiedsrichter Maik Ohlandt vom TuS Güldenstern Stade auf dem Fußballplatz in Loxstedt zur Pause pfeift, da sieht es alles andere als nach seinem Spiel des Lebens aus: An jenem 25. Juni 1995, ein heißer Sommertag mit 30 Grad Hitze, liegt Stürmer Malte Jaskosch mit seinem FC Hambergen 0:2 zurück. Es ist das Relegationsspiel zur Bezirksliga West gegen den SV Rot-Weiß Cuxhaven, und Jaskosch hat beim Gang in die Kabine gar kein gutes Gefühl. „Cuxhaven hätte sogar höher führen müssen“, erinnert sich Jaskosch heute und begründet: „Cuxhaven war der Mega-Favorit, wir waren gebeutelt von Verletzungen, mussten mit Mirko Johannsmeyer sogar einen A-Jugendlichen einsetzen. Die erste Halbzeit waren wir hoffnungslos unterlegen.“ Bei einem überragenden Torhüter Thomas Marks durften sich die Hamberger bedanken, dass es nur 0:2 stand.
Doch das Spiel wurde doch noch zu einem unvergesslichen Ereignis für die Truppe aus dem Landkreis Osterholz. Bis es soweit war, mussten Jaskosch und die Seinen aber bis zur dritten Minute der Nachspielzeit warten. „Da konnte ich eine Traumflanke von Thorsten Finken aus 16 Metern zum 3:2 einschießen“, erinnert sich Jaskosch, heute 54 Jahre alt, an jene Situation: „Ich habe das noch genau vor Augen. Der Ball fiel mir glücklich auf den Fuß und ich zog ab. Das Ding hätte aber genausogut auch in die Wolken gehen können. Dann kam wirklich mein längster Sprint der Karriere, bis ich bei unserer Bank war“, muss Jaskosch heute noch schmunzeln.
Das Entscheidungsmatch der beiden Vizemeister aus den Bezirksklassen 3 und 4 vor 600 Zuschauern – je zur Hälfte Hamberger und Cuxhavener – wurde nur noch einmal kurz wieder an- und dann abgepfiffen. Die „Zebras“ hatten den Aufstieg in die Bezirksliga West geschafft. Vater des Erfolgs war aber nicht allein Malte Jaskosch, sondern auch eine entscheidende Umstellung von Trainer Dieter Bartels. „In der Halbzeit hat ‚Acker‘ Jens Schäfer eingewechselt, ich durfte auf meine angestammte Position ins Mittelfeld zurückkehren. „ Mit Jens Schäfer, Sascha Schöbitz und Michael Rickers als Dreier-Sturm gelang Hambergen die Wende. Freilich half ihnen auch ein gegnerisches Eigentor: Cuxhavens Kreth bugsierte den Ball per Kopf in der 48. Spielminute unglücklich ins eigene Netz.
Das Spiel kippte. Und Jaskosch weiß auch genau, warum: „Wir waren konditionell von ‚Acker‘ überragend vorbereitet worden. Dabei hatten wir uns die letzten Wochen immer über das harte Training beschwert.“ Durch einen Kopfballtreffer von Michael „Zicke“ Rickers konnten die Hamberger ausgleichen (60.). Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff schien Cuxhaven stehend k.o. zu gehen. Offenbar hatte sie ihr Angriffswirbel im ersten Durchgang zuviel Kraft gekostet.
Cuxhavens brandgefährliche Stürmer Volker Teßmar, Oliver Wierk sowie Jörg Klowat hatten die Hamberger Deckung in den ersten 45 Minuten ein ums andere Mal in große Verlegenheit gebracht. Die Schützlinge von Dieter Bartels besaßen vor der Pause eigentlich nur eine echte Torchance durch Michael Rickers, der in der 41. Minute am glänzend reagierenden Haas im Tor der Cuxhavener scheiterte.
Malte Jaskosch will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass ihnen der schwache Schiedsrichter Ohlandt einen höheren Rückstand erspart hatte. Fünf Minuten nach Cuxhavens Führungstor riss Marcel Brick seinen Gegenspieler Klowat klar im Strafraum zu Boden. Der Elfmeterpfiff blieb hier genauso aus wie in der 49. Minute, als FC-Schlussmann Thomas Marks im 16-Meter-Raum ziemlich hart gegen Klowat einstieg.
Cuxhavens Stürmer verletzte sich in dieser Szene und musste ausgewechselt werden. „Ansonsten benachteiligte der Unparteiische aus Stade mit seinen merkwürdigen Entscheidungen jedoch beide Teams in gleichem Maße“, hieß es seinerzeit im Spielbericht von OSTERHOLZER KREISBLATT und WÜMME-ZEITUNG. Jaskosch kann das im Zeitungsausschnitt, einer von ganz vielen in seiner Sammlung, immer gerne nachlesen.
In der Zeitung stand natürlich auch, dass nach der Bus-Rückfahrt in die Vereinsgaststätte Prigge sich ein rauschendes Fest entwickelte. Das war eher noch untertrieben. „Wir haben die Sau rausgelassen“, verrät Malte Jaskosch heute, „die Feier war legendär.“ Doch sie endete keineswegs bei Prigge. Die Fortsetzung fand bei Franz Wolke statt, dem Gründungsmitglied des Freundeskreis des FC Hambergen. „Franz hatte in seiner Gartenhütte einen Partyraum eingerichtet“, erzählt Jaskosch, „dort ging es bis 6 Uhr weiter.“
Wie er und seine Mitspieler dann nach Hause kommen konnten, darüber mussten sie sich keine Gedanken machen. „Unser damaliger 1. Vorsitzende Rolf Wellbrock hat uns morgens alle nach Hause gefahren,“ weiß Jaskosch, und er könnte bei Gelegenheit noch viel mehr Details erzählen, auch über andere Dinge im Fußball. „Ich kann mir das eben gut merken. Meine Eltern haben damals gesagt: Wenn das man in der Schule auch so gut klappen würde“, sagt er und muss selber schmunzeln.
Es sind eben schöne Erinnerungen an sein Spiel des Lebens und jene Zeit und Menschen: „Wir hatten mit ‚Acker‘ einen Top-Trainer und eine Truppe mit vielen eingefleischten Hambergern. Einfach cool.“
Malte Jaskosch (54)
ist in Pennigbüttel verheiratet, hat zwei Söhne und arbeitet als Kaufmännischer Leiter einer Firma, die Werbemittel produziert. Als Spieler kickte er von 1982 bis 1998 für den FC Hambergen, unterbrochen nur von einem Jahr (Saison 1989/90) beim SV Blau-Weiß Bornreihe. Als Spielertrainer war er von 1998 bis 2000 für den TSV Steden/Hellingst aktiv, danach war er ein Jahr Co-Trainer beim VSK Osterholz-Scharmbeck. Weitere Trainerstationen: FC Worpswede (2001 - 2011), SV Grohn (2012 - 2014), SV Komet Pennigbüttel (2014 - 2017), Blumenthaler SV (Januar bis Mai 2018). Seit Mitte 2019 coacht er wieder den SV Komet Pennigbüttel.
Der bejubelte Aufstieg oder ein tränenreicher Abstieg. Ein unvergessener Sieg, oder die bittere Niederlage in letzter Sekunde. In unserer neuen Serie „Spiel meines Lebens“ erinnern sich Sportlerinnen und Sportler an den größten Moment ihrer Laufbahn – ganz egal, ob positiv oder negativ.
Weitere Informationen
Der bejubelte Aufstieg oder ein tränenreicher Abstieg. Ein unvergessener Sieg, oder die bittere Niederlage in letzter Sekunde. In unserer neuen Serie „Spiel meines Lebens“ erinnern sich Sportlerinnen und Sportler an den größten Moment ihrer Laufbahn – ganz egal, ob positiv oder negativ.