René Möllenkamp hat zahlreiche Spielevents organisiert. Gute Spiele gibt es viele. Aber gutes Spielen will gelernt sein, sagt er.
Herr Möllenkamp, warum spielt man?
Kinder spielen, um die Welt zu erkunden, sie zu verstehen und zu begreifen. Im Spiel probieren sie sich aus für den Ernst des Lebens und werden zu mündigen Bürgern geschult. Man sammelt spielerisch Erfahrungen, ohne mit wahren Konsequenzen rechnen zu müssen. Daher ist in der pädagogischen Arbeit das Zitat weit verbreitet: „Das Spiel ist die Arbeit des Kindes“. Zu spielen ist sozusagen der Beruf eines jeden Kindes.
Was macht ein gutes Spiel und gutes Spielen aus?
Ein gutes Spiel lädt Kinder dazu ein, sich in einem geschützten Rahmen frei auszuprobieren und ihre natürliche, angeborene Neugierde auszuleben. Wenn Kinder im Spiel selbst entscheiden können, was, wie lange und womit sie spielen, führt das dazu, dass sie ihren inneren Erkundungsdrang zufriedenstellen können, sich weiterentwickeln und dadurch Zufriedenheit und Glück erfahren.
Welches Spiel empfehlen Sie?
Um Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, eignen sich sehr gut Spiele, die viel Raum für Selbstbestimmung lassen und wenig Vorgaben beinhalten. Im Freispiel in der Gruppe spüren Kinder die Freiheit, ihre individuellen, körperlichen Grenzen auszuprobieren und sich kreativ zu entfalten. Dafür eignen sich zum Beispiel sehr gut Konstruktionsspielzeuge und Bauklötze oder Utensilien, die zu Rollenspielen einladen wie Puppen oder Materialien zum Verkleiden. Aber es muss nicht zwingend das vorgefertigte Spielzeug aus dem Geschäft sein. Einfache Mittel, die wir zu Hause oder in der Natur finden, eignen sich genauso gut für fantasievolle Spiele.
Wie kriegt man Spielemuffel zum Spielen?
Nur weil ein Kind auf uns als Spielemuffel wirkt, heißt das nicht zwangsläufig, dass es sich ungünstig entwickelt, sprich unglücklich ist oder wird. Man kann ja auch zum Zeitvertreib einfach nur ein Buch lesen, singen oder einfach mal Muße haben, also zufrieden damit sein, gar nichts zu tun. Wenn wir Langeweile nicht direkt mit vorgefertigten, elektronischen Angeboten zum Zeitvertreib füllen, beugen wir vor, unsere Kinder zu Spielemuffeln zu machen. Meist kommen sie ganz von allein auf kreative Beschäftigungsideen. Wer aber der Meinung ist, dass das Kind unbedingt mal ausgelassen spielen sollte, sollte es am besten mit einem leidenschaftlichen, spielebegeisterten Menschen zusammenzubringen, der sein spielfaules Gegenüber inspiriert und mitreißt.
Wer sollte unbedingt mit wem spielen?
Am besten spielt jeder mit jedem – durchmischt von Geschlecht und Alter. Und möglichst bis ins hohe Alter. Wenn die Regeln im Spiel für alle Beteiligten nachvollziehbar sind, jeder seine Mitspieler respektiert und im Spiel nicht egoistisch ist, steht dem guten Spielerlebnis nichts im Wege.
Das Gespräch führte Christian Valek.
René Möllenkamp (53) ist seit 26 Jahren beim SOS-Kinderdorf-Verein tätig. Er ist Sozial-Erlebnispädagoge mit Ausbildung zum Natur- und Wildnispädagoge, Sozialarbeiter und systemischer Familienberater in Worpswede.