Osterholz-Scharmbeck. „Ich habe mir oft auf die Zunge gebissen“, bekannte Matthias Renken. Der Manager der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck war sichtlich erleichtert, als er gestern ein gut gehütetes Geheimnis lüften und „hohe deutsche Popkultur“ für das nächste große Open-Air-Konzert in der Kreisstadt ankündigen durfte. Pur, das württembergische Kult-Quintett um Frontmann Hartmut Engler, wird am Sonnabend, 10. August 2019, ein Gastspiel auf dem großen Platz neben der Stadthalle geben. Zum Schweigen verdammt waren Renken und sein Team aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen des Pur-Auftritts am 11. Dezember dieses Jahres in der Bremer ÖVB-Arena. Denn sich gegenseitig Publikum wegzunehmen, liegt nicht im Interesse der Konzertveranstalter.
Rohde mag „Abenteuerland“
Berührende Geschichten, erzählt in eingängigen Texten mit gesellschaftskritischem Zungenschlag – das ist das Markenzeichen der Süddeutschen. Nach Johannes Oerding, Fury in the Slaughterhouse und Element of Crime nun also Pur. Das passt. Nicht nur weil Osterholz-Scharmbeck ungefähr genauso sperrig über die Lippen kommt wie Bietigheim-Bissingen, ebenfalls eine Kreisstadt und Gründungsort der damaligen Gymnasiastengruppe, sondern weil Renken an dieser Stelle eine Kontinuität, einen gemeinsamen Nenner der Osterholzer Freiluftkonzerte sieht. „Allmählich wissen wir, wohin wir gehen müssen.“ Bürgermeister Torsten Rohde, zugleich Aufsichtsratsmitglied der Stadtmarketing-Gesellschaft, ließ bei der Pressekonferenz zum Sommerevent nicht unerwähnt, dass er große Sympathien für Engler und Co. hegt. Zu seinen favorisierten Alben, verriet das Stadtoberhaupt, gehört „Abenteuerland“, 1995 unter anderem in Nashville produziert und sofort auf Platz eins der deutschen Charts gelangt. Christian Meyer-Hammerström, Geschäftsführer der Stadtwerke, hatte ebenfalls schon ein Konzerterlebnis mit der Fünfer-Formation. Sein Urteil: „Sehr sympathisch, kurzweilig und authentisch.“ Die Stadtwerke werden nicht nur den Strom für Lichtshow und Lautsprecheranlage liefern, sondern haben sich auch erneut als Sponsor für den Outdoor-Event zur Verfügung gestellt.
Oliver Mücke von der Konzertagentur Koopmann-Concerts verwies auf den Presale, der zwei Tage vor dem generellen Vorverkaufsstart einer ausgewählten Kundengruppe offeriert wurde. Die gut 200 Karten des vorgehaltenen Kontingents seien im Handumdrehen weg gewesen. Pur hätten eine breite Fanbase. Viele „Puristen“ würden sich angesichts des Sonnabend-Termins sogar aus 200 bis 300 Kilometer Entfernung auf den Weg zu ihren Idolen machen. „Darauf sollten sich Gastronomen und Hoteliers in Osterholz-Scharmbeck schon mal einstellen.“
Renken und Rohde jedenfalls stellen sich ihrerseits schon mal auf Rekordbesuch ein. „Wir legen noch 'ne Schippe drauf“, zeigte sich der Stadthallen-Manager überzeugt von der Anziehungskraft einer Band, die mit zwölf Millionen verkauften Tonträgern in drei Jahrzehnten zu den erfolgreichsten in Deutschland gehört. Es wäre keine Überraschung, wenn es beim vierten Open-Air-Konzert über die kritische 5000-Besucher-Marke hinausginge. Dann wären die Herausforderungen, beispielsweise für Sicherheit und Infrastruktur zu sorgen, deutlich größer. Das Konzert unterläge restriktiveren Bestimmungen. Doch dafür wähnen sich Stadt und Stadthalle gewappnet. Man sei mit den Genehmigungsbehörden im Gespräch, berichtete Rohde, der mit einer „riesigen Werbewirkung“ für seine Stadt rechnet. „Das hat Strahlkraft über die Region hinaus.“ Das neue Album „Zwischen den Welten“ ist bereits das zehnte der Bandgeschichte, das auf Platz eins der Media-Control-Charts gelandet ist. Zahlreiche Termine der Arenatour waren schnell ausverkauft, sodass auch die Open-Air-Tour im Sommer 2019 auf einen entsprechenden Resonanzboden fallen dürfte. Frankfurt, Ulm, Sylt und Kassel – zwischen dem 22. Juni und dem 7. September fallen 26 Konzerte an. Einen Tag vor dem Gig in der Stadthalle ist Pur im Hamburger Stadtpark zu Gast. Mücke: „Osterholz-Scharmbeck musste natürlich in den Tourplan passen, sonst hätte es 15 000 Besucher zur Refinanzierung gebraucht.“ So seien eine Menge Telefonate geführt worden. Vor allem mit Bietigheim-Bissingen und Mallorca, den beiden Wohnsitzen Hartmut Englers. Der 1961 geborene Sänger und Textschreiber von Pur wollte eigentlich Gymnasiallehrer werden, brach sein Studium aber kurz vor dem Staatsexamen ab, da Pur gerade ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben hatten.
Tickets sind seit gestern unter anderem im Zeitungshaus des OSTERHOLZER KREISBLATT, Bördestraße 9, Telefon 0 47 91 / 30 34 35, sowie unter weser-kurier.de/ticket und unter Telefon 04 21 / 36 36 36 erhältlich.