Ritterhude. Es muss nicht immer die große Fußballshow werden. Manchmal muss ein dreckiger Sieg reichen. Auch für eine Mannschaft, die ihre Gegner dominieren, Meister werden und aufsteigen will. Ein Beispiel dafür war direkt das erste Saisonspiel des VSK Osterholz-Scharmbeck, eines der Top-Favoriten auf den Titel in der Fußball-Bezirksliga Lüneburg. Die Kreisstädter feierten im Derby bei der TuSG Ritterhude einen mühseligen und ganz späten 2:1 (1:1)-Sieg.
Eigentlich schien alles auf ein Remis hinauszulaufen, als der VSK doch noch zuschlug. Durch ein "echtes Murmeltor", wie TuSG-Trainer Richard Sass den Treffer umschrieb. Einen Freistoß nahe der Grundlinie führte Sebastian Schade überraschend wie clever flach aus, der in den Rückraum gestartete Felix Westphal traf den Ball nicht richtig und dennoch fand das Spielgerät irgendwie den Weg zu Niklas Schumacher, der mit einem wenig kraftvollen Abschluss die Kreisstädter jubeln ließ (90.). Es passte ins Bild des dreckigen VSK-Sieges, dass Ritterhude durch Maik Tiganj noch am Pfosten scheiterte (90.+4) – es war der dritte Aluminiumtreffer der Gastgeber. "Einfach bitter" fand Co-Trainer Timo Schneider das. Sass ergänzte: "Über das ganze Spiel gesehen wäre ein Unentschieden gerechter gewesen."
Auf der anderen Seite konnte Trainer Thorsten Westphal den Ritterhuder Frust nachvollziehen. "Sie haben aufopferungsvoll gekämpft", lobte er den Gegner und fühlte sich ans erste Derby der Vorsaison erinnert, als die TuSG im Klosterholzstadion mit 2:1 drei Punkte entführt hatte und der VSK ebenfalls mehrfach am Aluminium gescheitert war. Viel wichtiger war ihm aber der erfolgreiche Saisonstart. "Fakt ist: Wir haben 2:1 gewonnen und drei Punkte. Das zählt für uns", unterstrich Westphal den Wert des Ergebnisses, das er nicht unverdient fand: "Von den Spielanteilen war es ein verdienter Sieg", sagte er und fügte an: "Wie er zustandegekommen ist, ist natürlich glücklich."
Die TuSG erwischte einen Traumstart und ging durch Phillip Brouwer in der zweiten Minute in Führung. Eine eiskalte Dusche für den Favoriten bei mehr als 30 Grad. Allerdings übernahmen die Gäste schnell die Kontrolle. Sie brachen einige Male über die Außenbahnen durch, machten aus diesen Vorstößen allerdings zu wenig. Dem Ausgleich durch Patrick Hirsch ging ein Pass von Felix Westphal voraus (15.). In dieser Phase ließen sich die Gastgeber weit zurückdrängen, konnten meist nur recht unkontrolliert mit langen Bälle in Richtung von Eugen Zilke klären. "Spielerisch war der VSK sicherlich einen Tick stärker als wir", sagte Richard Sass. Allzu viele große Chancen hatte er aufseiten der Gäste allerdings nicht ausgemacht. Ein Feuerwerk an Gelegenheiten brannte die Westphal-Elf tatsächlich nicht ab, eine Halbzeitführung wäre allerdings verdient gewesen.

Bitter enttäuscht: Erik Pinkawa kniet nach dem Schlusspfiff auf dem Boden.
Auch die zweite Hälfte begann mit einem Abschluss von Phillip Brouwer – dieses Mal allerdings vorbei. Insgesamt agierte die TuSG nun mutiger. Das belegte nicht nur Hilko Kaums Lattentreffer. Auf der Gegenseite bügelte Noah Hilse seinen zu kurzen Rückpass in den Lauf des zu zögerlich agierenden Sebastian Schade selbst wieder aus, kurz darauf klärte Marius Marowski für den geschlagenen Keeper Meik Jeschin einen Schuss von Jan Brinkmann noch vor der Linie. Dauerdruck ließen sowohl die TuSG, die robust auftrat und nach Standards stets Gefahr ausstrahlte, als auch einige Unzulänglichkeiten im Spiel der Gäste nicht zu. Der Frust war dem VSK anzusehen und oft auch anzuhören. Schumacher und der Pfosten ließen die Grün-Weißen trotzdem strahlen. Wer Meister werden will, muss auch solche Spiele gewinnen – diese Fußballweisheit wird einigen Zuschauern direkt durch den Kopf geschossen sein. In erster Linie war die Partie allerdings ein klarer Beleg dafür, dass den VSK kein Spaziergang auf dem Weg zum Titel erwartet.
Und die TuSG? Die verpasste zwar den zweiten Punkt im zweiten Spiel, Sass durfte sich aber in seiner Einschätzung vom Hülsen-Match bestätigt fühlen. "Wir sind auf einem guten Weg. Jetzt folgen hoffentlich schnell die ersten Siege."