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Ganztagskonzept der Gemeinde Grundschulen in Ihlpohl und Platjenwerbe sollen fusionieren

Die Gemeinde Ritterhude bereitet sich darauf vor, den Gesetzesanspruch auf Ganztagsbetreuung von Schülern zu erfüllen. Das schlägt die Verwaltung vor.
22.11.2024, 16:48 Uhr
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Grundschulen in Ihlpohl und Platjenwerbe sollen fusionieren
Von Brigitte Lange

Als sich die Türen zur öffentlichen Sitzung des Bildungsausschusses in Ritterhude schlossen, platzte der Ratssaal fast aus allen Nähten. Glücklich, wer noch einen Sitzplatz ergattert hatte. Aber selbst die Stehgäste blieben größtenteils bis über die Einwohnerfragestunde hinaus. Sie wollten hören, wie die Politiker über die Standortfrage der Grundschulen in Ritterhude entscheiden würden. Sie waren scharenweise ins Rathaus gekommen, weil die Verwaltung vorschlägt, die Grundschule in Platjenwerbe in eine einzügige Dependance der Grundschule Ihlpohl umzuwandeln.

Der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung von Schülern habe den Anstoß zu dieser Planung gegeben, erklärte die Verwaltung. Der Rechtsanspruch tritt mit dem Schuljahr 2026/27 in Kraft. Zunächst gilt er für Schüler der ersten Klasse, um nach und nach auf die weiteren Jahrgänge ausgeweitet zu werden. Diesem Anspruch muss die Gemeinde als Schulträgerin gerecht werden. Sie muss die Räume zur Deckung des Bedarfs schaffen.

Vision der Verwaltung

Die Gemeindeverwaltung sehe darin die Chance, etwas "richtig Gutes" zu schaffen, sagte der zuständige Sachgebietsleiter Jan Sörnsen. Eine Gelegenheit, die Schulen attraktiver und moderner weiterzuentwickeln. Sörnsen: "Es wäre nicht gut, wenn wir nur etwas anflicken würden" – um den Rechtsanspruch zu erfüllen. Er bezeichnete den Entwurf als eine Vision, eine Grundlage.

Den Eltern – insbesondere den Platjenwerbern – bereiten die Planungen Sorgen. Sie fürchten, dass eine einzügige (Halbtags-)Schule in Platjenwerbe zu klein sein wird. Aktuell ist die Grundschule zweizügig. Für die Zukunft schlägt die Verwaltung nur einen Klassenverband je Jahrgang vor. Die Eltern begründeten ihre Sorge mit der Umfrage, die im Vorlauf der Planung gemacht worden war. Die Platjenwerber, die sich dabei für die Ganztagsbetreuung ausgesprochen haben, seien von einer Ganztagsschule in Platjenwerbe ausgegangen. Nach Ihlpohl, so erklärten sie nun, würden sie ihre Kinder nicht schicken. Eher würden sie einen Schulschluss um 13 Uhr in Kauf nehmen, damit ihre Kinder weiter in Platjenwerbe unterrichtet würden. Wie aber solle das bei einer nur einzügigen Schule gehen? Wäre es nicht doch möglich, den Standort Platjenwerbe zur Ganztagsschule auszubauen, hakten sie nach.

Probleme in Platjenwerbe

"In Ihlpohl und an der Ganztagsschule in Ritterhude haben wir die Möglichkeit, moderne Schulen zu schaffen", verneinte Jan Sörnsen. Mit Räumlichkeiten, die nicht nur für Schüler, sondern auch für Lehrkräfte attraktiv seien. Ein attraktives Arbeitsumfeld helfe auch beim Anwerben von Lehrern. Angesichts des Fachkräftemangels sei das wichtig. Auch würden Schulen heute komplett anders gestaltet. Während die in Ritterhude aus langen Fluren und vielen Treppen bestünden, seien neue Schulen offen konzipiert, eventuell um einen großen, zentralen Raum herum angeordnet. In Platjenwerbe seien dagegen schon heute die Klassenzimmer teilweise kleiner, als es für Bestandsbauten üblich sei. Es gebe außerdem fast keine Differenzierungsmöglichkeiten und einige Gebäudeteile seien stark sanierungsbedürftig. Dort müsste quasi alles angefasst werden, sagte Sörnsen.

Ihlpohl wiederum biete den Platz, die Schule von zwei- auf vierzügig samt Mensa und Differenzierungsräumen auszubauen. Für den Sportunterricht müssten die Kapazitäten angepasst und dafür auch der Sportplatz in die Planungen mit einbezogen werden. In Ritterhude wiederum könnte das vierzügig ausgelegte Schulgebäude fünfzügig ausgebaut und die Mensa vergrößert werden, teilte Sörnsen mit. Gleichzeitig sprach er davon, dass die direkt angrenzende und sehr beengte Kindertagesstätte perspektivisch an einen neuen Standort umgesiedelt werden solle. Für beide Standorte solle ein Verkehrskonzept entwickelt werden. Auf den Zeitrahmen angesprochen, erklärten Sörnsen und Bürgermeister Jürgen Kuck, dass sie mit einer Fertigstellung nicht vor 2028/29 rechneten.

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Die Sorge der Eltern, dass die Ganztagsschule in Ihlpohl nicht angenommen werden könnte, sodass Platjenwerbe die große Zahl an Anmeldungen dann nicht stemmen könne, teilte der Sachgebietsleiter nicht. Er gehe davon aus, dass die Qualität der neuen Schule die Eltern überzeugen werde, und setzte hinzu: "Wir planen immer mit Puffer: Kommen mehr Schüler dazu, müssen wir das regeln und steuern; das ist für uns Tagesgeschäft.":Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es allerdings nicht.

Die Politiker nahmen die Planung zunächst nur zur Kenntnis. Sie werden nun in ihren Fraktionen darüber beraten. Den anwesenden Eltern sicherten sie zu, dass sie sich mit den Eltern zusammensetzen würden. Auf diese Weise könnten ihre Sorgen, Bedenken und Anregungen in die weiteren Beratungen über das Standortkonzept einfließen.

Zur Sache

Start in die Ganztagsbetreuung

Ab dem Schuljahr 2026/27 soll der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gelten. Mit der Fertigstellung einer neuen Ganztagsschule in Ihlpohl rechnet die Ritterhuder Verwaltung aber nicht vor 2028. Auf Nachfragen, wie dieses Problem gelöst werden könne, erklärte Sachgebietsleiter Jan Sörnsen während der Fachausschuss-Sitzung, dass es Überlegungen gebe: Die hortähnlichen Strukturen an den Standorten könnten genutzt werden. Darüber könnten Teile des Gesetzesanspruchs abgedeckt werden. "Notfalls müssen Container aufgestellt werden", so Sörnsen weiter. Wie groß der Bedarf an Ganztagsbetreuung ist, weiß die Verwaltung aber erst, wenn die Kinder angemeldet sind.

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