Andreas Schaefer hatte gedacht, sein Lions-Freund Eklou Attohoun und er würden die Spende eben an die Schule in Lomé übergeben und sich dann eine schöne Zeit in Togos Hauptstadt machen. Aber nein: "Die Zeremonie ging über den ganzen Tag", erinnert sich der Ritterhuder, und Staunen schwingt in seiner Stimme mit. "Ich war echt platt; damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet." Eklou Attohoun grinst ihn an: "Den König, die Kirche, die Eltern der Kinder – alle habe ich vorab informieren müssen." Und alle waren sie gekommen – ebenso der Bildungsminister, der Bezirksbürgermeister und der Stammesälteste. Es sei wie ein Staatsempfang gewesen, nickt Schaefer.
Andreas Schaefer und Eklou Attohoun gehören zum Lions Club Ritterhude. Er ist einer von mehr als 50.000 weltweit. Alle haben sich einem Motto verschrieben: "We serve" (Wir dienen). Ihr Gründer, Melvin Jones, war der Überzeugung: "Du kommst nicht sehr weit, bis Du beginnst, etwas für andere zu tun". Diesem Rat folgen auch die Ritterhuder Löwen. Dieses Mal führte sie ihr Engagement nach Afrika an den Golf von Guinea. Nach Lomé, Togos Hauptstadt.

Die Lions-Freunde Eklou Attohoun and Andreas Schaefer (von links) überreichen bei einer feierlichen Zeremonie in Lomé 25 Computer an die Schule La Delivrance.
Quasi im Gepäck hatten sie 25 Computer für die Schule La Delivrance, eine private Einrichtung. Sie sei aber nicht mit Privatschulen in Deutschland vergleichbar, betont Attohoun. 40 Kinder würden in eine Klasse gehen. Es gebe zwar Strom, aber Licht falle nur durch viele kleine Öffnungen in der Außenwand ins Klassenzimmer. Die Eltern bezahlten für die Schuluniform und brächten das Geld für das Unterrichtsmaterial auf. In den staatlichen Schulen säßen dagegen 100 Kinder in einer Klasse. Dort gebe es weder Strom noch Toiletten und meist könnten sich die Eltern es gar nicht leisten, dass ihre Kinder die Zeit mit Lernen verbringen. Lieber würden sie sie zur Arbeit schicken – obwohl in Togo Schulpflicht herrsche, berichtet er.
Zwischen Vegesack und Lomé
Eklou Attohoun ging einst selbst auf die Schule La Delivrance. "1992 habe ich da mein Abitur gemacht." Seitdem habe sich dort nichts in Sachen Ausstattung geändert. Digitalisierung? Rechner? Whiteboard? Fehlanzeige. Attohoun weiß, wovon er spricht. Zwar lebt er seit 1995 in Deutschland und unterrichtet die Fächer Mathematik und Physik an der Oberschule Vegesack. Aber in den Ferien fliegt er zu seiner Familie nach Lomé. Dort gibt er Schülern Nachhilfe und organisiert für sie Fußballspiele.
Es sei ihm ein Bedürfnis, seiner alten Schule etwas zurückzugeben, sagt er. Und warum nicht mithilfe der Lions, in deren Club er vor einigen Jahren aufgenommen worden war? "Als ich überzeugt war, dass wir etwas für die Schüler in Lomé machen können, bin ich an den Präsidenten des Lions Clubs Ritterhude herangetreten", erzählt Attohoun. Sein Vorschlag: einen Computerraum mit Internetzugang einrichten. Die Grundvoraussetzung – elektrischer Strom – habe die Schule bereits. "Eine tolle Idee", meint Andreas Schaefer: "Aber dann stellte sich uns die Frage, wie wir das umsetzen wollten, wo wir die Manpower, die Zeit, das Geld hernehmen sollten?"
"Wir wollten gebrauchte Geräte spenden", sagt Attohoun. "Aber wir hatten auch den Anspruch, nichts zu verschenken, was nicht unserem Qualitätsanspruch entspricht", ergänzt Schaefer. Am eigenen Arbeitsplatz wurde er fündig. Mit Jens Peter Ehlers leitet er ein Steuerberatungsbüro: "Anfang 2024 habe ich mit ihm darüber gesprochen und wir entschieden, 20 unserer Computer rauszunehmen und auf den technisch neuesten Stand bringen zu lassen." Die wollten sie persönlich der Schule in Lomé spenden. Weitere fünf Computer-Systeme, die identisch ausgerüstet sind, übernahm der Lions Club Ritterhude. Alle 25 wurden per Schiff auf die sechswöchige Reise nach Togo geschickt. Nach einer Woche im Hafen wurden sie Eklou Attohoun übergeben, der bei seiner Familie weilte. Bis zu den nächsten Bremer Schulferien blieben sie dort.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Zeit nutzte die Schule La Delivrance, um den künftigen Computer-Raum vorzubereiten. "Die vier Steckdosen, die es dort gab, hätten nie gereicht", sagt Andreas Schaefer. Computertische mussten von der Schule angeschafft werden. All das hatten die Ritterhuder Lions mit der Schulleitung vereinbart. Dem Club gehe es stets darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Am Ende sollte die Schule ja auch stolz darauf sein können, etwas zum Gelingen beigetragen zu haben. Das sei so üblich bei Lions-Projekten, meint Schaefer. Und noch etwas arrangierten die Ritterhuder Lions: Sie kontaktierten den in Lomé ansässigen Lions Club und gewannen ihn dafür, die weitere Betreuung der Computer zu übernehmen. Von Ritterhude aus könnten sie schließlich schlecht aktiv werden, wenn ein Gerät streike. Schaefer: "Dadurch ist es nun ein internationales Lions-Projekt."
Als der Tag der Übergabe kam, schnitten sie feierlich ein Band vor der Tür zum Computerraum durch. Neben dem Bildungsminister saßen sie vor einer begeisterten Menschenmenge auf dem Podest. Etwa 250 Schüler stimmten für sie die deutsche Nationalhymne an. Es seien Reden gehalten und getanzt worden, erzählen Attohoun und Schäfer. Sie selbst hätten getanzt. "Die Freude, aber auch die Bescheidenheit der Menschen hat mich beeindruckt; für mich war das etwas ganz Besonderes", erinnert sich Andreas Schaefer. Eklou Attohoun strahlt bei diesen Worten. Geht es nach den beiden, werden die Computer nicht die letzte Spende aus Deutschland gewesen sein.