Bereits zum 26. Mal verlieh der Förderverein des Lions Clubs Ritterhude den Lutz-Bischoff-Preis für junge Menschen aus dem Landkreis Osterholz. Er geht an Preisträger zwischen zehn und 20 Jahren und würdigt herausragendes soziales und gesellschaftliches Engagement. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wurde dieses Jahr an die Schülerinnen Lena-Sophie Janßen, Laura-Sophie Monsees, Jule Titjen und Lina Kock von der Integrierten Gesamtschule (IGS) Osterholz-Scharmbeck in Buschhausen überreicht. Für ihre Idee, als Vertrauensschülerinnen für den neuen fünften Jahrgang Brücken zu anderen Jahrgängen zu bauen, sich Problemen anzunehmen und Lösungen zu finden, wurden sie in der oberen Ratshalle des Rathauses Ritterhude ausgezeichnet.
Von einem "aufregendem Augenblick“ für die vier Schülerinnen sprach Ritterhudes Bürgermeister Jürgen Kuck in seiner Begrüßung. Nicht jeden Tag stehe man so im Mittelpunkt, doch sei es wichtig, besondere Leistungen auch zu ehren. Es sei heutzutage schwierig, Ehrenamtliche zu finden. Kritisch, aber auch schmunzelnd ergänzte er, dass es oft so sei, wenn ehrenamtliche Posten zu vergeben seien, dass plötzlich „alle aus dem Fenster schauten“ und keiner etwas höre. Umso höher bewertete er die Initiative junger Menschen. Mit Worten wie „grandios“ oder „allerhöchste Hochachtung“ stimmen ihm die Anwesenden nickend zu. Nicht nur, dass die Fünftklässler von dem Engagement und der Erfahrung der vier Neuntklässlerinnen profitieren, seien diese auch ein Vorbild für andere Menschen, deren Neugier durchaus geweckt werden könne. „Menschen wie euch braucht die Gesellschaft“, so seine abschließenden Worte. Für die Zukunft planen die vier Mädchen ihr Abitur und möglicherweise ein Studium im sozialen Bereich, um auch weiterhin Menschen bei Integration, Problemen oder Fragen helfend zur Seite zu stehen.
Respekt und Unterstützung
Der Präsident der Ritterhuder Lions, Björn Pfrommer, hob besonders hervor, dass die Idee der Vertrauensschüler von den vier Preisträgerinnen selbst entwickelt wurde. Eigeninitiative sei das Schlüsselwort. So organisierten die Vertrauensschülerinnen eine Begrüßungsrallye, die den frisch eingeschulten Fünftklässlern in diesem Jahr helfen sollte, spielerisch die Schule und die Mitschüler kennenzulernen. Bei einem Malwettbewerb ging es um die Förderung der Kreativität und die Möglichkeit, sich ebenso künstlerisch in die Schulgemeinschaft einzubringen. Mit einem Air-Hockey- und einem E-Sport-Turnier sollte der soziale Zusammenhalt unter den Kindern gestärkt, und die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, geboten werden. Das Gefühl von Zugehörigkeit und Akzeptanz wirke sich laut Pfrommer positiv auf Lernerfolge aus. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die sozialen Kompetenzen, sondern „tragen auch zu einem positiven Schulklima bei, in dem Respekt und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen.“
Die Idee der 14- und 15-jährigen Schülerinnen entstand nach einem Mobbingfall in der Schule. Das Opfer habe sich seinerzeit nicht getraut, sich einem Lehrer anzuvertrauen. Und das sei nicht der einzige Fall gewesen, berichten die Schülerinnen. Gemeinsam hätten sie überlegt, wie sie vorgehen könnten, um ein besseres Schulklima und eine entspanntere Lernatmosphäre zu schaffen. Mit Vertrauenslehrer Daniel Bolmer haben sie Ideen ausgearbeitet, wie eine Vertrauensbasis geschaffen werden könne, um Probleme auf Augenhöhe zu besprechen.
„Wir hatten das Gefühl, dass sich die Schüler eher uns Gleichaltrigen als den Lehrern anvertrauen", berichtet Lena-Sophie Janßen. Ein ganzes Jahr hätten sie jeden Schultag in der ersten Pause mit Bolmer zusammengesessen und ihr Konzept ausgearbeitet. Nach einem Coaching zur Konfliktlösung konnten sie ihr Projekt schließlich ins Leben rufen. Jule Titjen und Lina Kock erzählen, wie sie mit Rollenspielen und Modellen auf verschiedene Situationen vorbereitet wurden. Auch wenn sie für die Schüler als Ansprechpartner da seine, gibt es Konflikte, die sie nicht lösen können und nicht sollten. Die Grenzen sind klar mit ihrem Vertrauenslehrer abgesprochen. Trotz aller Hilfsbereitschaft stehe für die vier Schülerinnen der Eigenschutz an erster Stelle.