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Jubiläumsfest wird auf 2021 verschoben Ein 100. Geburtstag ohne Feier

Der Schwaneweder Schützenverein hätte an diesem Wochenende sein 100. Schützenfest gefeiert. Wegen Corona fällt es aus, ein Kommers musste schon abgesagt werden. 2021 will der Verein nachfeiern.
18.07.2020, 05:00 Uhr
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Von Gabriela Keller

Schwanewede. Die Festzeitschrift zum Jubiläum war gedruckt, die ersten Einladungen für den Kommersabend waren schon verteilt. Den 100. Geburtstag ihres Vereins wollten die Schwaneweder Schützen ganz groß feiern. Zum Gründungstag sollte es in der Schützenhalle am Voßhall ein Jubelfest mit 250 geladenen Gästen geben – mit Blaskapelle und Sketchen der „Pottkieker“. Alles war vorbereitet, die Vorfreude groß – dann kam Corona und machte zweieinhalb Jahre Planung zunichte. An diesem Wochenende hätten die Schwaneweder Grünröcke ihr Jubiläumsschützenfest gefeiert, auch das fällt wegen der Pandemie aus.

Kein großer Festumzug, keine Schießwettbewerbe, keine Buden auf dem Schützenplatz, kein Festessen, kein Königsball. Eine Kranzniederlegung für verstorbene Schützenbrüder und -schwestern am Ehrenmal am Damm werde es am Sonnabend geben, mehr nicht, sagt der Vorsitzende Bernd Wallrabe. „Die Enttäuschung, dass wir unser Jubiläumsfest in diesem Jahr nicht feiern können, ist groß.“

Bis zuletzt hatte der Verein gehofft, dass es doch noch klappen könnte. Der Vorstand hatte auch überlegt, den am 2. Mai ausgefallenen Kommersabend im November oder Dezember nachzuholen. „Nach den geltenden Abstandsregeln hätten wir in der Schützenhalle aber keine 250 Gäste unterbringen können. Und unseren 100. Vereinsgeburtstag möchten wir schon gerne mit vielen feiern“, sagt der Vorsitzende. Wenn nicht in diesem dann eben im nächsten Jahr. Der Verein hat entschieden: Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden 2021 nachgeholt.

Mit Ausnahme der Jahre des Zweiten Weltkrieges, wo das Schützenwesen in Schwanewede ruhte, ist es laut Wallrabe das erste Mal in der 100-jährigen Vereinsgeschichte, dass ein Schützenfest ausfällt. Am 2. Mai 1920 wurde der Schwaneweder Schützenverein von 32 Mitgliedern gegründet. Diedrich Luhrmann wurde zum Vorsitzenden ernannt. Vier Monate später, am 26. und 27. September, feierte der junge Verein auf einem Gelände am Heidkamp sein erstes Schützenfest, mit Umzug, öffentlichem Festball und Königsball. Damals gab es auch noch einen Kinderball. Erster Schwaneweder Schützenkönig wurde Fritz Solte. Am Heidkamp errichteten die Schützen in den Folgejahren auch eigene Anlagen. 1949 kam das Vereinsleben wieder in Fahrt. Weil es Streit gab um die Eigentumsrechte der Schützenanlagen am Heidkamp wurde beim ersten Schützenfest nach dem Krieg zunächst am Landhaus Schwanewede auf den Holzadler geschossen. 1954 erwarben die Schützen ihr heutiges Vereinsgelände am Spreeken, an der Straße Voßhall. Als Schießhalle dienten anfangs zwei von der Gemeinde gekaufte Holzbaracken, die Schützenfeste wurden in einem gemieteten Zelt gefeiert.

Im Juni 1957 konnten die Schwaneweder Grünröcke ihre eigene Festhalle einweihen, die damals zugleich von zahlreichen Sportvereinen genutzt wurde. Nicht nur baulich ging es voran, auch der Verein wuchs. 1962 wurde eine Jugendabteilung eingerichtet, 1966 eine Damenabteilung. Seit 1982 wird bei Schützenfesten eine Damenkönigin gekürt. Es gab auch Rückschläge für die Schützen. Im Januar 1969 brannte die Schießhalle ab. Schon ein halbes Jahre später konnte der Verein seinen neuen Schießstand einweihen, der in den Folgejahren um einen Pistolenstand und drei 100-Meter-Kleinkaliberstände erweitert wurde. Ein schwarzer Tag für die Schützen war die Nacht vom 15. auf den 16. April 1986: Durch Brandstiftung wurde die Festhalle ein Raub der Flammen, das Schützenfest musste in dem Jahr in einem Zelt gefeiert werden. Die heutige Festhalle, erweitert um einen Luftgewehrstand und Aufenthaltsräume, wurde am 16. Mai 1987 eingeweiht. Sie wird nicht nur von den Schützen genutzt, der Verein vermietet sie auch. Die Schützenhalle ist heute ein zentraler Veranstaltungsort in Schwanewede. Die Gemeinde feiert hier ihr Erntefest, der Turnverein richtet seinen Kinderkarneval dort aus, für Versammlungen und Ausstellungen wird die Halle genutzt.

Der Schützenverein mit seinen aktuell 175 Mitgliedern bringt sich nicht nur mit seinem Schützenfest in das Gemeindeleben ein. Seit vielen Jahren beteiligt er sich am Schwaneweder Ferienprogramm, mit der Armbrust schießen Kinder den Ferienkönig aus. Dadurch gelingt es laut Bernd Wallrabe auch immer wieder, Nachwuchs für den Verein zu gewinnen. „Im Jugendbereich haben wir keine Probleme.“ Die Jugendabteilung zählt nach seinen Angaben aktuell rund 15 Mitglieder, Zehn- bis Zwölfjährige werden im Verein mit dem Lichtpunktgewehr an den Schießsport herangeführt. „Leider springen viele ab, sobald sie eine Lehrstelle oder ein Studium beginnen.“ Beim Trainingsabend am Donnerstag können Bürger in den Schießsport hineinschnuppern. Ein Mal im Jahr lädt der Verein zu einem Tag der offenen Tür, der in diesem Jahr ebenso wie die Ferienaktion wegen Corona ausfällt. „Der Tag der offenen Tür wird sehr gut angenommen, neue Mitglieder bringt er uns aber eher selten“, sagt Wallrabe.

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