Die Spuren von „Ylenia“ und „Zeynep“ sind im Schwaneweder Heidestadion noch immer sichtbar. Während der Stürme im Februar fiel ein Baum auf eine der beiden Auswechselbänke. Es ist die Bank, auf der Trainer und Ersatzspieler des FC Hansa Platz nehmen. Mit einem Holzbalken ist die Überdachung mittlerweile abgestützt worden. Eine ordentliche Delle im Dach ist dennoch geblieben. Ganz sattelfest wirkt das nicht.
Es ist ein Bild mit Symbolcharakter. Denn so, wie der Holzbalken das Dach stützt, hat Timo Schneider die 1. Herren des FC Hansa gestützt, auch in sportlich stürmischen Zeiten. Er hat die Mannschaft mitten in der Corona-Pandemie übernommen, in einer Zeit voller Ungewissheiten. Er hat sie durch mehrere Zwangspausen geführt und dann durch eine Herbstserie, in der die Spieler um ihn herum in Serie ausfielen, weil sich eine Verletzung an die andere reihte, während auf dem Platz Niederlage auf Niederlage folgte. Und trotzdem hat Schneider seine Mannschaft nach außen immer starkgeredet und Hoffnung ausgestrahlt.
Das kostet Kraft. Kraft, die Schneider gern in den FC Hansa Schwanewede investiert hat, in den Klub, dessen Mitbegründer sein Großvater war. Schneider hat den FC Hansa in der DNA, hat selbst jahrzehntelang das Trikot des Vereins getragen und sich dann als Funktionär und Trainer eingebracht. Er wollte und will nur das Beste für den Klub. Sonst hätte er doch viel früher hinwerfen können. In der Herbstserie, von Glück und Erfolg verlassen, hätte es schließlich jeder verstanden. Doch Schneider blieb an Bord. Seine Zusage für die neue Saison im Winter war ein Signal an Verein, Spieler und die Öffentlichkeit.
Und das schien ja auch wunderbar zu funktionieren mit dem Sieg in Oyten. Diese Leistung war die Benchmark, an der sich die Mannschaft, aber auch Schneider und Co. messen lassen mussten. Deshalb weckten die deutlich schwächeren bis hin zu katastrophalen Auftritte gegen Löhnhorst und Achim Zweifel im Coach. Warum kommt seine Elf nicht jedes Mal an ihre Leistungsgrenze heran? Warum gibt es immer wieder so krasse Ausschläge nach unten, selbst jetzt, wo es mehr personelle Alternativen gibt? Wohl auch: War vielleicht nicht jedes Ergebnis der Hinserie allein der personellen Misere geschuldet? Antworten suchte er bei sich, obwohl er durchaus auch der Mannschaft den Willen hätte absprechen können. Doch so tickt Schneider nicht, schon gar nicht mit Blick auf seinen FC Hansa.
Stattdessen kümmerte er sich zusätzlich zu seinen Trainerpflichten um so viel mehr, dass seine eigentliche Aufgabe nur noch einen Bruchteil seiner Arbeit ausmachte. Dass der Ex-Trainer berichtete, Negatives mit nach Hause genommen zu haben, spricht Bände. Vielleicht überwog am Ende die Erkenntnis, nicht mehr so viel Last tragen, nicht mehr der Holzbalken sein zu können, der die 1. Herren des FC Hansa stützen kann. Dass er dann zurücktritt, ist nur mutig und konsequent – und seinem Verein gegenüber fair. Eine Hängepartie mit einem unentschlossenen Coach in der entscheidenden Phase der Saison und mitten in der Planung des Umbruchs, der dem Team ins Haus steht, wäre der falsche Weg.