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HSG Schwanewede/Neuenkirchen Hält die Vereinstreue weiter an?

Schwanewedes Handballerin Sarah Erxleben weckt Begehrlichkeiten bei anderen Klubs
29.12.2022, 12:26 Uhr
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Von Karstem Hollmann

Mit einem Schnitt von acht Treffern pro Spiel ist Sarah Erxleben von der HSG Schwanewede/Neuenkirchen die erfolgreichste Werferin in der Handball-Bremenliga der Frauen. Dabei hätte Erxleben sogar noch eine Saison bei den A-Juniorinnen auflaufen können.

Doch da es Sarah Erxleben bei den „Schwänen“ in dieser Serie nicht gibt, geht sie für die Damen auf Torejagd. Aber bereits in der vergangenen Spielzeit absolvierte die 18-Jährige fast alle Partien bei den Damen, zusätzlich zu denen bei den A-Juniorinnen.

Die Doppelbelastung ist nun weggefallen. Dass es sich bei Sarah Erxleben um ein herausragendes Talent handelt, ist auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Die HSG Delmenhorst hätte sie in der vergangenen Saison gerne in die A-Jugend und zu den Damen geholt, die jeweils in der Landesliga antreten. „Ich hatte da aber noch keinen Führerschein“, begründet Erxleben ihre Absage.

Indessen klopft der SV Grambke-Oslebshausen bei ihr für die nächste Serie an. Dann könnte sie eventuell auch Landesliga spielen, weil der SVGO um den Titel in der Bremenliga mitspielt. Ob sie das Angebot des Lokalrivalen annimmt, wolle diese auch von einem Probetraining abhängig machen.

„Ich muss erst mal schauen, ob es menschlich passen würde“, gibt die Goalgetterin zu bedenken. Aber selbst, wenn dies der Fall sein sollte, wäre der Wechsel noch nicht sicher. „Ich weiß nicht, ob ich es meinem Verein antun kann“, so Erxleben. Diese ist hier schließlich verwurzelt, wie kaum eine andere. Sarah Erxleben coacht die zweite D-Jugend, ist Co-Trainerin von René Tants bei den C-Juniorinnen in der Landesliga und ist mit Tants im Tandem auch noch als Schiedsrichterin im Einsatz.

Grundsätzlich möchte Sarah Erxleben aber höher spielen. „Am liebsten natürlich in Schwanewede“, versichert der Youngster. Mit nur vier Punkten aus sieben Spielen ist ihre Formation aber gerade meilenweit von einem Landesliga-Aufstieg entfernt. „Spielerisch läuft bei uns ein bisschen zu wenig. Das liegt auch daran, dass bei uns nicht immer alle Spielerinnen zum Training kommen. So fehlen uns die Automatismen“, erklärt die 18-Jährige.

Aber auch wenn ihre Mannschaft gerade einmal zwei Punkte vom Schlusslicht SV Grambke-Oslebshausen II trennen, sei für sie der Klassenerhalt ein Muss. Die gerade einmal 166 Zentimeter große Handballerin erzielt ihre Tore als Linksaußen oder von der Sieben-Meter-Markierung. Wie wichtig Erxleben für ihre Mannschaft ist, zeigte sich bei der 17:28-Niederlage gegen den SVGO II.

„Ich war krank und verfolgte das Spiel im Live-Ticker im Internet“, informiert die Zwölftklässlerin, die gerade ihr Fachabitur an der Berufsbildenden Schule in Osterholz-Scharmbeck absolviert. So musste sie mit ansehen, wie ihre Teamkolleginnen sechs von elf Siebenmetern versemmelten und dem Letzten auch deshalb den einzigen Saisonsieg ermöglichten. Selbst weist Erxleben eine recht gute Ausbeute bei den Siebenmetern auf. Sie verwertete immerhin 19 von 24 Versuchen und kommt somit auf eine Trefferquote von 79,17 Prozent. Nur wenige Spielerinnen verzeichneten eine bessere Quote.

In den letzten Partien vor der Weihnachtspause biss Sarah Erxleben trotz einer Rippenprellung, die sie im Training erlitten hatte, auf die Zähne. „Ich habe zwei Ibuprofen eingeworfen. Dann ging es“, berichtet die Schülerin. Sie spüre schon ein wenig den Druck, dass ihre Formation auf ihre Tore angewiesen sei. „Ich fände es deshalb auch nicht schlecht, wenn eine Teamkollegin viele Tore werfen würde“, räumt die junge Akteurin ein, die flink auf den Beinen ist.

Mit Verantwortung kennt sich Sarah Erxleben aber in ihrem Klub als Trainerin bestens aus. Bereits zarten Alter von 13 Jahren hatte sie in der ihr erstes Traineramt in der weiblichen Jugend inne. Deshalb begleitet sie ihre C-Juniorinnen nun auch bereits über einen Zeitraum von vier Jahren. „Als Trainerin übernehme ich Verantwortung, steigere mein Selbstbewusstsein, kann mein eigenes Können weitergeben und sehe die Erfolge bei der Weiterentwicklung der Spielerinnen“, preist Erxleben die Vorzüge des Trainerjobs.

Davon könnte diese demnächst auch in beruflicher Hinsicht profitieren. „Ich werde höchstwahrscheinlich eine Ausbildung als Erzieherin absolvieren“, kündigt die Sportlerin an, die in der Schule den Schwerpunkt Gesundheit und Soziales gewählt hat.

Ihre Eltern Christiane und Detlef Erxleben haben zwar mit Handball gar nichts am Hut, meldeten ihre Tochter aber dennoch für die Sportart in Schwanewede an. „Mein Vater ist früher mit Freunden Rennen mit dem Motorrad gefahren“, lässt Sarah Erxleben wissen. Ihre Mutter Christiane Erxleben rate ihr zu einem Vereinswechsel. „Sie sagt, dass ich mir die Chance nicht verbauen solle“, so Sarah Erxleben.

Ihr Trainer René Tants würde die Torjägerin aber nicht nur aus rein sportlicher Hinsicht vermissen. „Sarah ist immer verlässlich und beweist großen Teamgeist“, lobt der Coach seinen Schützling. René Tants trainiert sogar gleich vier Mannschaften bei den „Schwänen“.

Da er in drei Teams Sarah Erxleben treffe und auch noch gemeinsam mit ihr pfeife, sehe er diese fast mehr in der Woche als seine Partnerin. „René und ich kennen uns schon seit einigen Jahren und kommen gut miteinander aus“, verrät Erxleben. Die beiden leiteten auch bereits Spiele bis hoch zur gerade aufgelösten Landesklasse. „Das schaffe ich aber zeitlich nicht mehr“, bedauert Tants. Deshalb pfeift er nur noch unterklassige Begegnungen mit seiner Co-Trainerin aus der weiblichen C-Jugend.

Obwohl Sarah Erxleben derart mit Handball eingespannt ist, unterhält sie so ganz nebenbei auch noch eine Reitbeteiligung. Hier begnügt sich die Schwanewederin aber mit dem Ausreiten und hat keine sportlichen Ambitionen. Einen Lieblings-Handballklub in der Bundesliga besitzt Erxleben nicht.

„Ich schaue mir aber die Spiele der Deutschen Nationalmannschaft der Männer bei Welt- oder Europameisterschaften beziehungsweise bei Olympischen Spielen an. „Die Spiele der Frauen werden ja meistens nicht übertragen“, gibt die Rechtshänderin zu bedenken. Man darf gespannt sein, für wen Sarah Erxleben in der kommenden Serie auflaufen wird – René Tants lobt diese für ihre Vereinstreue.

Zur Sache

Oft in der Halle zu finden

Handballerin Sarah Erxleben verbringt zwei lange und einen etwas kürzeren Tag in der Woche in den Sporthallen von Schwanewede und Neuenkirchen. Während sie dienstags Einheiten mit den C-Juniorinnen und den Damen bestreitet, so kommen donnerstags auch noch die D-Juniorinnen II dazu. Am Freitag sind dann nur die D-Juniorinnen an der Reihe. Dazu kommen an den meisten Wochenenden auch noch Punktspiele in der Bremenliga mit den Damen und Einsätze als Schiedsrichterin an der Seite von René Tants. Mit der zweiten weiblichen D-Jugend führt die HSG Schwanewede/Neuenkirchen auch gerade ohne Verlustpunkte die Tabelle in der Stadtliga 1 an. Das Ziel ist auch der Aufstieg in die Bremenliga. „Meine Schützlinge spielen das erste Mal positionsgetreu und hätten es sich verdient, in der nächsten Saison in der Bremenliga anzutreten“, betont Sarah Erxleben. Unterstützt wird diese von ihren Co-Trainerinnnen Marit Müller und Charlotte Punte. Die erste Mannschaft der HSG liegt derweil in der Bremenliga an der Spitze.

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