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Arbeitskreis Meyenburg Eine Stube mit Bildern von Elisabeth Noltenius

Der Arbeitkreis Meyenburg hat Bilder aus dem künstlerischen Nachlass der Malerin Elisabeth Noltenius (1888 bis 1964) geschenkt bekommen. Sie sollen künftig eine Gaststube im Landhaus Meyenburg zieren.
28.08.2022, 08:00 Uhr
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Eine Stube mit Bildern von Elisabeth Noltenius
Von Gabriela Keller

1917 – eine junge Frau erkundet mit dem Rad das Bremer Umland. Bei Schwanewede stößt sie auf das Dorf Meyenburg. Für die Malerin Elisabeth Noltenius ist es eine Entdeckung. In den folgenden Jahren wird sie  immer wieder nach Meyenburg kommen, um zu malen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu ihrem Tod 1964 wird das Dorf für sie künstlerischer Lebensmittelpunkt.

An das Leben und Schaffen der Malerin will jetzt der Heimatkundliche Arbeitskreis Meyenburg erinnern. Im Landhaus Meyenburg richtet er eine "Elisabeth-Noltenius-Stube" mit einigen Werken aus dem künstlerischen Nachlass ein. Rainer Noltenius, ein Großneffe der Malerin, hat sie dem Arbeitskreis vor Kurzem geschenkt.

Im Kontakt mit dem Nachfahren stand der Arbeitskreis nach den Worten seinen Ehrenvorsitzenden Wilko Jäger schon seit Jahren. Ursprüngliche habe der Verein geplant, ein kleines Museum mit Werken der Künstlerin in der Meyenburger Wassermühle einzurichten. "Aber das war doch eine Nummer zu groß für uns", sagt Jäger. Unter anderem wegen der Versicherung für die Werke. 

Schenkung an den Arbeitskreis

Den Großteil des Nachlasses hat laut Jäger inzwischen eine Galerie in Lilienthal erhalten. "Deshalb waren wir völlig überrascht und auch erfreut, als jetzt das Angebot von Herrn Noltenius kam, dem Arbeitskreis einige Werke zu schenken", sagt Wilko Jäger.

Vier großformatigere Bilder und eine Originalmappe mit fünf Zeichnungen sind es genau. Die Werke in Öl, Tempera, Kohle, farbiger Kreide und Bleistift zeigen laut Jäger allesamt Meyenburger Motive: eine Bäuerin beim Buttern, Bauern bei der Kartoffellese oder beim Torfstich, ein Stillleben mit Kartoffelsäcken, dazu Porträts von Kindern, einer Bäuerin mit Katze, eines alten Bauern und einer sitzenden jungen Frau.

"Elisabeth Noltenius hat das bäuerliche Leben in Meyenburg, aber auch die Landschaft erfasst", sagt Wilko Jäger. Sie selber, 1888 in Bremen geboren, stammte aus gutbürgerlichem Haus. Nach einer Ausbildung zur Zeichenlehrerin an der Kunstgewerbeschule Bremen lernte sie in Worpswede bei Hans am Ende die Kunst der Radierung und das Modellieren bei Clara Rilke-Westhoff, von 1911 bis 1914 studierte sie an der Damenakademie in München. Als sie 1921 erstmals ein Atelier in Meyenburg bezog, lagen mehrere Schicksalsschläge hinter ihr: Zwischen 1915 und 1919 waren ihre Schwester, zwei Brüder, ihr Verlobter und ihr Vater gestorben. Elisabeth Noltenius musste sich und ihre Mutter alleine durchbringen. Auftragsarbeiten vor allem für Porträts und Zeichenunterricht brachten Geld.

In Meyenburger richtete sie sich auf dem Bauernhof der Familie Rathjen in einem Zimmer ein kleines Atelier ein. "Die Hofstelle gibt es heute noch an der Straße Eekbusch", erzählt Wilko Jäger. Immer wieder zog es die Künstlerin von ihrem Haus und ihrem Atelier in Bremen zum Malen in das Geestdorf am Rand der Osterstader Marsch. In der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen unternahm Elisabeth Noltenius zugleich Studienreisen ins Ausland, unter anderem nach Florenz, Venedig, Ungarn und Spanien.

Atelierhaus in Meyenburg

1944 wurde ihr Bremer Atelier in der Buchtstraße durch einen Bombenangriff zerstört, ein Großteil ihrer Bilder dabei vernichtet. Wieder wurde Meyenburg zu einem Zufluchtsort. Nach dem Krieg baute sie hier 1949 mithilfe von zwei Bremer Architekten ein eigenes kleines Atelierhäuschen am Großen Kamp. "Auf der Hofstelle Steeneck-Brau erwarb sie dafür ein Gartengrundstück", weiß Wilko Jäger.

Über den Bau des Häuschens berichtet ihr Großneffe Rainer Noltenius in dem von ihm herausgegebenen Buch "Elisabeth Noltenius – Sehnsucht nach dem vollen ganzen Leben", das 2013 als Katalog zu einer Ausstellung mit Werken der Malerin im Overbeck-Museum in Bremen-Vegesack erschien. "Während seiner Erbauung fuhr sie selbst mit dem Fahrrad Bausteine heran und bat alle ihre Besucher, ebenfalls Steine aus Bremen mitzubringen", heißt es darin. Das Atelierhaus steht heute nicht mehr.

Dafür wird nun mit der  geplanten "Elisabeth-Noltenius-Stube" im Meyenburger Landhaus an Leben und Werk der Malerin erinnert.  Neben den Bildern und Zeichnungen aus dem Nachlass will der Arbeitskreis auch einige Fotografien zeigen, dazu gibt es biografische Informationen. Eingeweiht werden soll die "Elisabeth-Noltenius-Stube" im Herbst.

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