Die Entscheidung kam für sie aus dem Nichts: Nikolai Wachowiak und Marko Koß werden die Handball-Männer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II nicht in die kommende Landesliga-Saison führen. An ihrer Stelle gaben Majk Skoric, Carsten von der Heyde und Florian Pomorski den Startschuss für die erste Vorbereitungsphase. Das Trio wurde dem Team als Nachfolger vorgestellt und wird es am 9. September gegen die HSG Varel II in die Saison führen.
„Die Mannschaft war in eine Abwärtsspirale geraten, ich musste etwas verändern“, erklärt der Schwaneweder Männerwart Henning Schomann den Schritt, den er in enger Absprache mit dem Vorstand vollzog. Denn die vergangene Saison war bei der Verbandsliga-„Reserve“ alles andere als zufriedenstellend verlaufen. Sie schwebte im dicht gedrängten Teilnehmerfeld in ständiger Abstiegsgefahr, zum Abschluss gab es 3:11 Punkte in Folge. Dadurch ging bei einigen Spielern offenbar die Motivation verloren, in der Folge ließ auch die Trainingsbeteiligung nach. Am Ende rutschten die „Schwäne“ gerade noch in ein Relegationsturnier, in dem sie sich nicht zuletzt dank der U21-Unterstützung aus der ersten Mannschaft mit Ach und Krach den Ligaverbleib sicherten.
„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, meint Henning Schomann. „Wir können jedoch kein anderes Ergebnis erwarten, wenn wir jetzt so weiter machen wie bisher.“ Für ihn seien es mit Nikolai Wachowiak und Marko Koß superschwere Gespräche gewesen, weil sie dem Klub immer geholfen hatten, wenn die Not groß war. Marko Koß hatte das Landesliga-Team im November 2018 in einer schwierigen Zeit übernommen, Nikolai Wachowiak stieß Mitte Oktober 2019 hinzu. Seitdem arbeiteten die beiden als Tandem zusammen. Außerdem trainierte Wachowiak in der jüngst abgeschlossenen Saison die männliche A-Jugend in der Oberliga und führte die B-Jugend zum Verbandsliga-Titel. „Die beiden arbeiten mit Herzblut und stehen für den Verein, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Sie sind lediglich die Opfer der Entwicklung“, betont Henning Schomann und führt zum Vergleich das Ende seiner Trainer-Tätigkeit bei den Schwaneweder Oberliga-Männern im Sommer 2022 an. Die hatte er nach einer kräftigen Talfahrt und dem Abstieg in die Verbandsliga an Tizian von Lien weitergegeben.
„Wir sind von der Entscheidung völlig überrascht worden und über den Zeitpunkt nicht begeistert“, geben Nikolai Wachowiak und Marko Koß kund. „Es lag ja nicht an den Trainern oder der Mannschaft, sondern schlichtweg am Verletzungspech, teilweise unglücklichen Spielterminen und dass wir im Endspurt leider gegen die falschen Gegner spielen mussten“, gibt Marko Koß zu bedenken. Den beiden stößt auf, dass ihnen die Trainerabsetzung erst zwei Wochen vor dem Vorbereitungsstart eröffnet worden war. Da war das Relegationsturnier schon zwei Wochen her. Wachowiak: „Ich habe Trainerangebote abgelehnt, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken. Hätte ich es früher gewusst, hätte ich mich vielleicht damit befasst.“ Am liebsten hätte er jedoch mit Marko Koß die Schwaneweder Landesliga-Männer weiter trainiert. „Wir hatten uns schon überlegt, was wir verbessern wollten. Wir hätten es für richtiger empfunden, wenn man uns zumindest eine Chance für das erste Halbjahr gegeben hätte“, so die beiden unisono.
„Niko“ Wachowiak konzentriert sich nun voll auf die männliche A-Jugend der „Schwäne“, die einen wichtigen Unterbau für das erste und zweite Männerteam darstellt. Marko Koß möchte sich bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II noch einmal als Spieler versuchen. „Das war auch schon so mit Nikolai abgesprochen. Ich lasse mich überraschen, wie es weitergeht und hoffe, dass das mein Körper noch mitmacht.“
Henning Schomann blickt positiv nach vorne. „Wir brauchten die Aufbruchsstimmung. Majk Skoric und Carsten von der Heyde genießen ein Riesenstanding im Team.“ Das Wort und das Handeln der beiden Routiniers haben in der Tat auf und abseits des Spielfelds Gewicht. „Eigentlich wollte ich keinen Trainerjob mehr machen“ verrät Skoric, „deshalb habe ich ja gerade erst die Oberliga-Männer des HC Bremen abgegeben. Aber zu dritt in dieser Kombination haben wir alle ein gutes Gefühl.“ Denn als HSG-Urgestein steigt Florian Pomorski zusätzlich ins Trainerteam mit ein. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn Majk Skoric (43 Jahre) und „Catsche“ von der Heyde (40) als Spieler weiter mitwirken.
„Aufgrund der Kaderstruktur werden wir noch als Führungsspieler gebraucht“, erklärt Majk Skoric. In Sachen Trainingseifer und Intensität machte ihm schon in der vergangenen Saison kaum einer etwas vor. „Dass ich vor zweieinhalb Jahren mit dem Rauchen aufgehört habe, hat mir konditionell noch einmal einen Boost gegeben“, erklärt er. Skoric wird im Trainertrio die Führungsrolle übernehmen. Wer im Spiel jeweils auf der Bank sitzt, soll alleine schon wegen der besseren Übersicht das Sagen haben. Der Einstand mit den Trainer-Vorstellungen, Fußball spielen und anschließendem Grillen kam beim Team gut an. Nun werden die Zügel deutlich angezogen, Kursziel: bessere Saison.