Der Stromnetzbetreiber Tennet plant wie berichtet im Zuge eines Ersatzneubaus der sogenannten Elbe-Weser-Leitung zwischen Dollern und Elsfleth/West auch ein neues Umspannwerk. Als mögliche Standorte sind unter anderem die Gemeinden Schwanewede oder Hagen im Bremischen im Gespräch. Gegenüber der NORDDEUTSCHEN hat sich das Unternehmen jetzt näher zu den Plänen und zur Standorsuche geäußert.
"Mit dem Entstehen neuer Leitungen geht auch die Modernisierung bestehender und der Bau neuer Umspannwerke einher, denn sie sind die Knotenpunkte der Stromversorgung", heißt es vonseiten des Unternehmens. Grundlage für das geplante neue Umspannwerk sei der zweite Entwurf des Netzentwicklungsplanes (NEP) 2035. Er sehe für das Netzausbau-Projekt Elbe-Weser-Leitung auch den Bau eines neuen Umspannwerkes Bremen-Farge vor. "Der NEP-Entwurf beschreibt dabei als Kriterium die räumliche Nähe zum bestehenden Umspannwerk." In Farge hat Tennet erst vor einigen Jahren nördlich des dortigen Kraftwerkes für rund 15 Millionen Euro ein Umspannwerk errichtet, zur Anbindung des Kraftwerks an das 380-Kilovolt-Stromnetz.
Das bestehende Umspannwerk in Farge müsse "aufgrund der dort vorhandenen Leitungsinfrastruktur, die weiterhin zur Versorgung der Region benötigt wird, und des Kraftwerks Farge, weiter in Betrieb bleiben", teilt das Unternehmen mit. "Aufgrund der begrenzten räumlichen Möglichkeiten im Bereich der Siedlungslage Bremen-Farge ist es unter Umständen nicht möglich, den Neubau der Elbe-Weser-Leitung an das bestehende Umspannwerk Farge anzuschließen. Im Raumordnungsverfahren werden daher auch Leitungskorridore untersucht, die nicht am bestehenden Umspannwerksstandort liegen. Daher wird ein neuer Standort für das Umspannwerk nördlich von Bremen und Umgebung im Zuge des Raumordnungsverfahrens untersucht." Zudem sei vorgesehen, dass das neue Umspannwerk zusätzlichen Strom aus erneuerbaren Energien aufnehmen soll. Die erforderlichen Flächen für eine solche Erweiterung würden am Kraftwerksstandort in Farge nicht zur Verfügung stehen.
Deshalb kommt das niedersächsische Umland mit ins Spiel. Der erweiterte Suchraum erstreckt sich laut Tennet "von der A 27 bis zur Weser und betrifft die Gemeinden Schwanewede, Hagen im Bremischen und den Bereich um das heutige Umspannwerk Farge". Bei der Festlegung sei neben der neu zu bauenden Leitung auch die Anbindung bestehender Leitungen zu berücksichtigen gewesen. So müsse beispielsweise auch das bestehende Umspannwerk Farge an das geplante neue Umspannwerk angebunden werden. "Der Suchraum ist daher im ersten Schritt sehr groß und umfasst viele mögliche Varianten, aus denen im Zuge des anstehenden Raumordnungsverfahrens ein Vorzugsstandort herausgearbeitet werden wird. Daher befinden sich derzeit noch zahlreiche Flächen in der Prüfung und es kann noch keine Aussage zum künftigen Standort getroffen werden."
Bei der Prüfung spielten verschiedene Faktoren wie Baugrund, Zuwegungssituation, Geländetopologie, Leitungsanbindung und umweltfachliche Kriterien eine Rolle. "Flächen innerhalb von Siedlungslagen scheiden dabei in der Regel frühzeitig aus, da sie meist nicht ausreichend groß sind oder die Anbindung der Leitungen nicht möglich ist", heißt es.
Bei der Elbe-Weser-Leitung bestehe zusätzlich die Herausforderung, dass der genaue Verlauf der neuen Leitung erst im Rahmen des anstehenden Raumordnungsverfahrens bestimmt werde. "Die Bestandsleitung verläuft heute in Teilbereichen über oder sehr dicht an Siedlungslagen, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Änderungen an der Leitungsführung der Bestandstrasse vorgenommen werden." Das wiederum habe Auswirkungen auf die Standortwahl für das Umspannwerk.
Auf die Frage, mit welchen Flächenbedarf Tennet für das neue Umspannwerk rechnet, teilt der Netzbetreiber mit: "Die Fläche für das Umspannwerk variiert je nach Standort. Geschätzt wird eine Fläche von circa 15 Hektar nötig sein."
Das Unternehmen steht bereits in Kontakt mit den betroffenen Kommunen. Insa Balssen, Referentin für Bürgerbeteiligung: "Im Rahmen des Kommunaldialogs wurden die Gemeinden im Nordwesten Niedersachsens über die neuen Leitungsbauprojekte informiert." Dabei sei auch der Neubau des Umspannwerkes Farge an einem neuen Standort thematisiert worden. Weitere Informationsveranstaltungen seien geplant.