Mit der Schließung der Lützow-Kaserne in Schwanewede rückte neben den Soldaten auch die Standortverwaltung ab. Das Gelände mit dem ehemaligen Bundeswehr-Dienstleistungszentrum ist seitdem verwaist. Nun soll es wiederbelebt werden. Die Gemeinde Schwanewede will dort Container-Unterkünfte für Flüchtlinge aufbauen. In der Kommune mangelt es an Wohnraum für Geflüchtete.
Das Problem ist laut Dieter von Bistram, der den Fachbereich Ordnung und Soziales leitet, dabei nicht die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Für die gibt es seinen Angaben zufolge sogar noch freie private Unterkünfte, außerdem richtet die Gemeinde derzeit eine Notunterkunft mit 98 Plätzen im Gewerbepark Weser-Geest in Neuenkirchen her.
"Die geplante Container-Unterkunft auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung ist ausschließlich für Kontingentflüchtlinge vorgesehen", sagt Dieter von Bistram. Das sind Flüchtlinge, die Deutschland in einer festgelegten Anzahl aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen aus Krisengebieten aufnimmt. Nach Angaben des Schwaneweder Fachbereichsleiters leben in Schwanewede derzeit 374 Kontingentflüchtlinge, vor allem aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Kolumbien, Georgien und der Türkei. Und es werden mehr.
Mehr Kontingentflüchtlinge
Weil die Aufnahmelager der Landesaufnahmebehörde an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, werden dem Landkreis Osterholz laut von Bistram seit wenigen Wochen doppelt so viele Flüchtlinge wie bisher zugeteilt – 20 statt zehn pro Woche. Sie werden weiterverteilt auf die Gemeinden. Vor zwei Wochen mussten die Schwaneweder aber die Reißleine ziehen. "Da hatten wir zum ersten Mal den Fall, dass wir für Kontingentflüchtlinge keinen freien Wohnraum hatten und die Aufnahme ablehnen mussten."
Abhilfe schaffen soll eine ebenerdig geplante Container-Herberge auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung (Stov). Wie viele Blechkisten – Wohn-, Dusch-, Sanitär- und Küchencontainer – aufgestellt werden und wann, ist noch offen. Die Gemeinde hat mehrere Anbieter kontaktiert. "Wir haben ihnen den Lageplan des Geländes zugeschickt und sie gebeten, eine Planung abzugeben, wie viele Container sich in welcher Form aufbauen lassen", sagt der Fachbereichsleiter.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das ehemalige Stov-Areal für den Bund verwaltet, habe bereits "signalisiert, dass sie das Gelände zur Verfügung stellt." Auch das dortige Gebäude des früheren Bundeswehr-Dienstleistungszentrums. "Das herzurichten, wäre aber zu teuer und zu aufwändig", sagt von Bistram. Und würde zu lange dauern. Deshalb hat sich die Gemeinde für die Container entschieden.
Als weitere mögliche Container-Standorte hat die Verwaltung nach seinen Worten "ein, zwei kleinere Grundstücke" in der Nähe des Schwaneweder Rathauses im Blick. Dort wäre Platz für jeweils sechs bis acht Container.
Nach wie vor kommen auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Schwanewede. 144 Ukrainer haben laut von Bistram bislang in der Gemeinde Zuflucht gesucht. Davon seien vier Familien mit insgesamt 15 Personen inzwischen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Bei der jüngsten Zuweisung durch den Landkreis am Dienstag dieser Woche hat die Gemeinde allerdings keine Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen können. "Wir hatten keinen passenden Wohnraum", erklärt von Bistram. Zwar stehen seinen Angaben zufolge noch 30 freie Plätze in privaten Unterkünften zur Verfügung. Die angebotenen Wohnungen seien vorwiegend für kleine Familien bis zu drei Personen geeignet. "In letzter Zeit kamen aus der Ukraine aber zunehmend größere Familienverbände in den Landkreis Osterholz. Wir hätten die Familienmitglieder auf mehrere Unterkünfte in verschiedenen Ortschaften verteilen müssen, das wollten wir nicht."
Möbel für die neue Sammelunterkunft
Das Problem wird sich laut von Bistram mit der neuen Sammelunterkunft, die die Gemeinde im Gewerbepark Weser Geest für Geflüchtete aus der Ukraine derzeit herrichtet, nicht mehr stellen. In einer ehemaligen Truppenunterkunft entsteht Wohnraum für 98 Menschen, in abgeschlossenen Wohneinheiten für zwei bis vier Personen. "Größere Familien können wir hier in mehreren Zimmern auf einem Flur unterbringen."
Die Gemeinde hat das Gebäude von der Volksbank Schwanewede angemietet. Die hat die Immobilie für die Flüchtlinge umgebaut. Die Kommune möbliert derzeit die Räume. Vier Duschcontainer, die im Freien aufgestellt werden, sind laut von Bistram in dieser Woche angeliefert worden. Inzwischen sei die Unterkunft auch eingezäunt – "aus Sicherheitsgründen". Der Bauhof baut derzeit einen Spielplatz auf.
Betreiber der neuen Sammelunterkunft ist der DRK-Kreisverband Osterholz. Die Verträge sind fertig, das DRK hat laut von Bistram schon unterschrieben. Der Kreisverband sei derzeit dabei, Personal für die Notunterkunft zu suchen. "Zum 1. August soll die Sammelunterkunft in Betrieb gehen."