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Schwaneweder Beeke Wo Renaturierung und Umweltbildung zusammengehen

An der Schwaneweder Beeke gehen Renaturierung und Umweltbildung zusammen. Was das Projekt so besonders macht, das es dafür jetzt einen Preis gibt.
26.09.2022, 11:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

„Sobald Kies auf dem Gewässergrund liegt, sind schnell Bachflohkrebse, Wasserskorpione oder Libellenlarven da. Und Kinder konnten sich auch bereits über die ersten Stichlinge freuen“, sagt Jutta Kemmer von der Biologischen Station Osterholz (Bios). "Uns liegt besonders viel daran, die Bedeutung wiederhergestellter Natur an weite Kreise der Bevölkerung zu vermitteln.“ An der Schwaneweder Beeke gehen Renaturierung und Umweltbildung Hand in Hand – ein Grund, warum im Rahmen des niedersächsischen Gewässerwettbewerbs „Bach im Fluss 2022“ das gesamte Vorhaben einen Preis erhält, der im November durch den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies verliehen wird.

Der Schwaneweder Beeke, einem 6,7 Kilometer langen Nebenfluss der Weser, erging es wie vielen Fließgewässern in Deutschland: Sie wurde stark begradigt, und ihre letzten naturnahen Strukturen waren im gesamten Verlauf fast verschwunden. Durch die Kanalisierung ging der abwechslungsreiche Charakter des Baches weitgehend verloren. Im oberen Abschnitt durch die Geest fließend, wird er im unteren durch die Marsch geprägt: Nördlich von Schwanewede herrscht kiesiger Grund vor, dann wird der Bach zunehmend breiter und fließt durch Niedermoortorfe. Mit dem Eintritt in die Marsch wird das Fließgewässer zum „Mühlenfleet“ und fließt schließlich nördlich von Rekum in die Unterweser.

Die Biologische Station Osterholz, die Aktionsgemeinschaft Bremer Schweiz (AGBS), der BUND Osterholz und der Nabu Schwanewede setzten sich zusammen, um ein Projekt „Schwaneweder Beeke – vom Graben zum lebendigen Bach“ ins Leben zu rufen. Mit Fördergeldern sollte die Renaturierung an ausgewählten Bachabschnitten betrieben werden.

Zwei Abschnitte sind renaturiert

Nach vier Jahren intensiver Planungen und Abstimmungen konnten im Juni 2018 die ersten Umbaumaßnahmen an einem Abschnitt des Gewässers abgeschlossen werden: Auf einer Länge von rund 300 Metern erhielt die Schwaneweder Beeke ein neues, naturnahes Bachbett mit Kiesgrund, Mäandern und flachen Ufern. Durch Bodenabgrabungen wurde auch eine kleine Überschwemmungslandschaft hergestellt. Der zweite Abschnitt wurde im Jahre 2020 durch den BUND renaturiert. Regionales Saatgut an Uferböschungen und entlang der Wege reichert die Artenvielfalt weiter an und kommt damit auch den blütenbesuchenden Insekten zugute. In zwei Pflanzaktionen wurde zudem ein neu angelegter Wall mit Blühsträuchern wie Weißdorn und Heckenrosen bepflanzt. 

„Wir wollen die Abschnitte so weit es geht der Natur überlassen, nur wenn der Wasserabfluss gefährdet ist, müssen wir eingreifen", sagt Jutta Kemmer. Und das war bereits notwendig, denn schnell wie sich die Fauna der Fließgewässer wieder ansiedelte, reagierte auch die Pflanzenwelt.  In rasantem Tempo haben sich Erlen und Weiden breitgemacht, die durch viel ehrenamtliche Arbeit immer wieder zurückgeschnitten oder beseitigt werden. „Besonders die Weiden wachsen schnell in den Bach hinein“, sagt Biologin Kemmer. "Würde an diesen Stellen nicht eingegriffen, wären in kurzer Zeit Erlen- und Weidenwäldchen da, und der Wasserkörper würde immer weiter schrumpfen.“

Die erfolgreiche Renaturierung unterliegt weiterhin Belastungen aus dem Umland: „Ein Abschnitt grenzt unmittelbar an einen Acker und die Drainagen können wir leider nicht verhindern“, sagt Jutta Kemmer. Hinzu kämen Sandfrachten aus Agrarflächen in der Geest und auch schmutziges Oberflächenwasser aus umliegenden Siedlungen. „Von uns angelegte Kolke wirken für die eingetragenen Sedimente aus den landwirtschaftlichen Flächen wie ein Sandfang“, sagt sie.

Aktionen am Bach

Schon während der ersten Renaturierungsmaßnahmen öffnete sich das Projekt der Öffentlichkeit: „Wir haben nicht nur Kindergärten und Schulklassen an die Schwaneweder Beeke herangeführt, sondern zum Beispiel auch Konfirmanden und Seniorengruppen“, sagt Jutta Kemmer. Auch Spaziergänger, die entlang der Schwaneweder Beeke Erholung suchen, hätten immer wieder ihre Freude über die neue Naturvielfalt zum Ausdruck gebracht.

Anders als in Lebensräumen wie Wäldern oder Mooren stellen sich die Erfolge der Renaturierung an Fließgewässern meist relativ schnell ein. Denn vor allem durch Verdriftung können sich Organismen aus anderen Abschnitten des Bachs in kurzer Zeit ansiedeln. Auch eine blütenreiche Ufervegetation hat sich bereits entwickelt - Blutweiderich, Mädesüß oder Sumpfdotterblume locken inzwischen Falter und Hummeln an. „Wann der dritte und letzte Abschnitt der Schwaneweder Beeke renaturiert wird, ist noch unklar“, sagt Jutta Kemmer. Die Maßnahmen werden dann von der Gemeinde Schwanewede übernommen.

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