Henning Schomann hat sich die Szene im Nachgang schon einige Male digital angeschaut. Der Schluss, zu dem der Teammanager des Handball-Verbandsligisten HSG Schwanewede/Neuenkirchen kam, war stets derselbe. „Das ist gefährlich. Ich wünsche mir, dass auch diese Fouls bestraft werden.“ Für ihn ist es dasselbe, ob ein Spieler in der Luft weggeschubst oder weggeschoben wird. Denn das Resultat bleibt stets gleich: Der Angreifer kann seine Landung selten kontrollieren.
Gemeint ist vor allem, aber nicht nur, die Aktion gegen seinen Linkshänder Tim Paltinat kurz vor dem Halbzeitpfiff der jüngsten Auswärtsbegegnung in Wilhelmshaven. „Sein Gegenspieler hat die ganze Zeit die Hände an „Palles“ Körper und drückt ihn während des Sprungs weg“, schildert Henning Schomann den Stein des Anstoßes.
Tim Paltinat geriet dabei aus dem Gleichgewicht. Er versuchte, die Landung noch irgendwie zu kontrollieren, dabei schlugen ihm die Knie durch. Wäre es vorab ein Stoßen gewesen, hätte es – je nach Ausmaß des Fallens – eine Zeitstrafe oder gar eine Rote Karte geben können.
Da es laut Schomann aber ein Wegschieben war, war offenbar eine Bestrafung unterblieben. „Das macht für mich nur wenig Unterschied und ist, auch wenn nicht beabsichtigt genauso gefährlich“, argumentiert er. Er habe ähnliche Situationen in dieser Saison einige Male gesehen und „kann nicht verstehen, dass das nicht entsprechend geahndet wird.“ Tim Paltinat muss so oder so mit der drastischen Konsequenz leben.
„Ich habe noch keine endgültigen Ergebnisse, aber wahrscheinlich ist mein Kreuzband angerissen. Ob es operiert werden muss, ist noch nicht klar“, verrät er nach den ersten Untersuchungen. Er wird damit das letzte Heimspiel des Jahres an diesem Sonnabend gegen den ATSV Habenhausen II (18 Uhr, Halle Heideschule) verpassen, und das dürfte ganz bestimmt nicht das letzte Spiel in dieser Serie sein.
„Für Tim ist das ganz bitter, und wir verlieren mit ihm eine ganz wichtige Stütze“, gibt Henning Schomann zu verstehen. Der 25-Jährige war gerade erst vom Rechtsaußen zum rechten Rückraumspieler umgeschult worden und befand sich dabei auf einem richtig guten Weg. Ohnehin war er nach rund einem Drittel der Saison einer der Feldspieler, der bislang immer zur Verfügung stand.
Einen externen Ersatz schließt Henning Schomann aus. „Mir fehlt die Fantasie, wo ich zu diesem Zeitpunkt einen Linkshänder herbekommen soll. Und Geld zahlen wir ja auch nicht.“ Das Potpourri der sechs verbliebenen Rückraumspieler, allesamt Rechtshänder, werden die aufgerissene Lücke stopfen – hauptsächlich wohl Niklas Mechau, Marco Wilhelms und Jonas Keller.
Gerade Niklas Mechau war in der Vergangenheit schon des Öfteren auf halbrechts aktiv gewesen. Gegen den Tabellennachbarn ATSV Habenhausen II geht es für die „Schwäne“ darum, nach dem bislang ernüchternden Saisonverlauf die Pluspunkte neun und zehn zu sammeln.
„Die brauchen wir für unser Selbstvertrauen, die breite Brust fehlt uns ja noch“, so Henning Schomann. Er sieht die Südbremer nicht nur wegen der Punktgleichheit auf Augenhöhe. „Mit Seevetal, Eicken und Fredenbeck haben sie Gegner geschlagen, gegen die wir verloren haben“, vergleicht der HSG-Teammanager.
Im Gegenzug hat seine Mannschaft freilich Kontrahenten geschlagen, gegen die die Oberliga-Reserve Federn gelassen hat. Zusammen mit dem Cheftrainer Tizian von Lien sieht Henning Schomann einigen Nachholbedarf in der Abwehrarbeit der HSG. „Wir sind zu brav, wir müssen uns der Gangart der Liga anpassen.“