Gaby Stelling-Brand bezeichnet ihr Arbeitszimmer gerne als Kreativraum. Der ist Atelier, Ausstellungsraum und Spiegel ihrer künstlerischen Fantasie in einem. Auf den Regalen an den Wänden stehen puppengroße Figuren aber auch kleinere, meist Frauen. Alle sind mit kräftigen Farben bemalt. Ein Engel ist darunter, eine Frau ist in ein Festkleid gewandet, eine andere trägt einen Zylinder. Tänzerinnen in verschiedenen Positionen ziehen den Blick auf sich. „Das sind Nana-Figuren“, sagt Stelling-Brand über die charakteristischen Gestalten nach dem Vorbild der drallen, bunten Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle. Aber auch Tierfiguren wie ein Huh, eine Punker-Rabe, eine Eule und ein Drache sind auf den Regalen versammelt.
Eine Auswahl ihrer Figuren stellt die Künstlerin ab diesem Freitag, 19. April, in der Begegnungsstätte Schwanewede aus. Dafür ist sie in den vergangenen Wochen fleißig zu Werke gegangen. Der Arbeitstisch im heimischen Kreativraum in Vegesack ist gefüllt mit Pinseln und allerlei Utensilien, die Gaby Stelling-Brand für das Fertigen ihrer Figuren braucht. Draht, Haushaltspapier und Klebeband seien der Ausgangspunkt, erklärt die Vegesackerin. Den Draht biegt sie als Gestell für die Figur zurecht, mit zwei Beinen und Armen, Körper und Kopf.

Vorbild für die Frauenfiguren sind die Nana-Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle.
Das Grundgestell umwickelt sie mit Haushaltspapier, das mit Klebeband zusammengehalten wird. Das so präparierte Modell wird anschließend mit einer gipsartigen lufthärtenden Bastelmasse bestrichen. „Die wird einen halben Zentimeter dick aufgetragen und lässt sich vier Stunden bearbeiten", erläutert die Künstlerin. Dafür benutzt sie Finger und Pinsel. „Wenn die Masse getrocknet und richtig hart ist, wird sie geschmirgelt.“ Der Vorzug der speziellen Bastelmasse sei, dass sie im Gegensatz zu Gips oder Pappmaschee kein „Geklee“ verursache. „Mit der kann man ganz einfach am Küchentisch arbeiten.“
Unter ihren Figuren finden sich auch zahlreiche Fische. Sie liebe Fische, bekennt die Künstlerin. Sie seien interessant und es mache Spaß, sie anzufertigen. Ihre Zuneigung zu den Flossenwesen mag auch daran liegen, dass Gaby Stelling-Brand eine gebürtige Vegesackerin ist: „Ich komme aus der Alten Hafenstraße.“ Bei den Fischen wie auch bei ihren Pinguinen arbeitet sie mit Styropor-Kugeln, die sie mit Gipsbinden und Spachtelmasse bearbeitet.

Die Künstlerin stellt in der Begegnungsstätte auch Tierfiguren aus.
Kaum eine ihrer Figuren steht starr herum, alle sind in Bewegung. Viele strecken ein Bein von sich, andere heben den Arm, dirigieren einen Chor, hängen artistisch in einem Ring, tanzen oder springen. Die Frauenfiguren zeichen sich nach den Worten der Künstlerin durch zwei weitere Eigenarten aus. „Die haben alle einen großen Busen. Außerdem kann man sie immer an ihrem Hintern erkennen.“
Zum Schluss werden die Figuren farbig gestaltet. Gaby Stelling-Brand benutzt dazu Künstler-Acryl-Farbe. Die decke gut und sei sehr farbintensiv, erklärt sie. Als letzten Schliff überzieht sie ihre Geschöpfe mit Klarlack.
„Wichtig ist die Haltung, die Idee, sich zu trauen“, lautet das Credo der Künstlerin. Dazu ermuntert sie auch die Teilnehmer von Kursen, die sie gibt.