Die öffentliche Bouleanlage hinter der Dreienkampschule in Schwanewede ist ein beliebter Treffpunkt für Schwaneweder, die dem Spiel mit den Kugeln frönen. Wer zwischendurch ein dringendes Bedürfnis verspürte, konnte mit einem Schlüssel die Toiletten im benachbarten Jugendtreff Dreienkamp nutzen. Doch damit ist seit Kurzem Schluss. Die Boulespieler haben Not mit der Notdurft.
"Die Gemeinde hat das Türschloss am Jugendtreff ausgetauscht und wir bekommen keinen Schlüssel mehr", beklagt Heinz-Werner Brau. Vier Gruppen würden die Bouleanlage mit ihren zwei Bahnen regelmäßig nutzen. Er selbst spiele mit seiner Mannschaft, dem Ersten Schwaneweder Bouleteam, drei Mal in der Woche auf dem Platz. Montags, mittwochs und freitags trifft sich das Team: 16 bis 17 Spieler, darunter auch vier Frauen, die meisten über 60, sagt Brau. Er selbst ist 74. Zwei bis zweieinhalb Stunden spielen sie in der Regel. "Das ist eine lange Zeit." Der eine und andere müsse da schon mal öfter die Toilette aufsuchen. Nun stehen sie am Jugendtreff vor verschlossener Tür. Auf Nachfrage bei der Gemeindeverwaltung hätten sie erfahren, dass die Toiletten stark verschmutzt gewesen seien.
Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann bestätigt gegenüber der NORDDEUTSCHEN den Austausch des Türschlosses. Auch, dass die Boulespieler für den Jugendtreff keinen Schlüssel mehr bekommen. Die verschmutzten Toiletten sind ihren Worten zufolge ein, aber nicht der einzige Grund. Der Treff am Sandbergweg steht montags und mittwochs jeweils von 16 bis 19.30 Uhr Jugendlichen offen. Laut Jantz-Herrmann hatten neben den Jugendpflegern nur die Boulegruppen einen Schlüssel, die damit die Toiletten auch außerhalb der Öffnungszeiten des Treffs nutzen konnten.
Verschmutzte Toiletten im Jugendtreff
"Wenn die Jugendpfleger nachmittags kamen, um den Jugendtreff aufzuschließen, stellten sie diverse Male fest, dass die Räumlichkeiten nicht abgeschlossen und die Toiletten verschmutzt waren", sagt die Bürgermeisterin. Durch die unverschlossene Eingangstür verschafften sich ihren Angaben zufolge schon Unbefugte Zutritt zum Jugendraum. Es gab Diebstähle. Spraydosen seien gestohlen worden. Laut Jantz-Herrmann werden die Toiletten nach der Nutzung durch die Jugendlichen immer gereinigt. Trotzdem hätten die Jugendpfleger sie mehrfach am nächsten Öffnungstag verschmutzt vorgefunden. Die Bürgermeisterin zieht den Schluss: "Wir müssen davon ausgehen, dass Boulespieler dafür verantwortlich waren, weil nur sie noch Zugang hatten."
Ihren Angaben zufolge hatte die Gemeinde einen Schlüssel an eine Vertreterin der Boulegruppen herausgegeben. "Wir mussten jetzt aber feststellen, dass es neben dem von uns ausgegebenen Schlüssel noch weitere gab. Wir gehen davon aus, dass Schlüssel nachgemacht worden sind. Wie viele im Umlauf sind und bei wem, wissen wir nicht", sagt die Bürgermeisterin.
Das Problem stellte sich laut Jantz-Herrmann vor einem Jahr schon mal. Auch damals waren Toiletten verschmutzt. War die Tür des Treffs ab und an unverschlossen. Gab es mehr Schlüssel, als die Gemeinde ausgegeben habe. Die ließ deshalb vor einem Jahr erstmals das Türschloss austauschen. Damals erhielten die Boulegruppen noch einen neuen Schlüssel. Nun bekommen sei keinen mehr. "Wenn wir nicht sicherstellen können, wer wann im Jugendtreff aus und ein geht, können wir leider keinen Schlüssel mehr an die Gruppen herausgeben", erklärt die Verwaltungschefin.
Dass die Situation für die Spieler, die sich oft lange auf der Anlage aufhalten, nicht schön sei, verstehe sie. Es gebe aber noch eine Möglichkeit. "Es spricht nichts dagegen, zu den Öffnungszeiten des Jugendtreffs zu fragen, ob man mal auf die Toilette darf." Eine andere Lösung sehe sie nicht. Das Aufstellen einer mobilen Toilette am Platz sei mit Kosten verbunden, die müsse auch gereinigt werden. "Ich sehe nicht, dass wir das als Gemeinde leisten können."
Heinz-Werner Brau vom Ersten Schwaneweder Bouleteam befürchtet, dass der Bouleplatz ohne uneingeschränkten Zugang zur Toilette im Jugendtreff nicht mehr so gut angenommen wird. "Ich habe schon von vielen gehört, dass sie dann nicht mehr kommen wollen." Das gelte auch für ihn selbst. Sein Team habe zudem Turniere mit auswärtigen Gruppen ausgerichtet. "Ohne Toiletten können wir das nicht mehr anbieten."
Die Bouleanlage am Dreienkamp wurde vom Seniorenbeirat Schwanewede initiiert und von der Gemeinde finanziert. Die erste Bahn wurde im Juli 2014 eingeweiht, die zweite im März 2016. Eine weitere ist geplant.