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SV Grün-Weiß Beckedorf Nächster Kreisliga-Anlauf mit großer Wucht

Beckedorf trotzt schlechten Trainingsbedingungen und geht als Favorit in die Aufstiegsrunde
23.12.2021, 11:26 Uhr
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Von Karsten Hollmann

„Wir haben die schlechtesten Trainingsbedingungen im gesamten Landkreis Osterholz. Deshalb würde ich am liebsten beantragen, nur noch Auswärtsspiele zu bestreiten“, sagt Wahe Airapetian, der Coach des SV Grün-Weiß Beckedorf. Umso höher zu bewerten ist es, dass die Beckedorfer mit 46 Punkten aus 16 Begegnungen mit einem Vorsprung von 14 Zählern auf den Zweiten ASV Ihlpohl den Sieg in der Hinrunden-Staffel B der 1. Fußball-Kreisklasse Osterholz einfuhren.

Weil die Maulwurfshügel auf dem großen und unebenen Hauptplatz an der Wiesenstraße dominieren und der Flutlichtplatz daneben sehr klein ist, muss es also schon andere Gründe dafür geben, dass sich immer wieder Kicker aus höherklassigen Nordbremer Teams oder aus Lemwerder für die Grün-Weißen entscheiden. Das große Glück der Beckedorfer war, dass Levon Hayrapetyan vom Landesligisten SV Lemwerder vor ein paar Jahren zu seinen Ursprüngen zurückkehren wollte. Der jüngere Bruder von Wahe Airapetian nahm auch noch gleich seine Teamkollegen und Kumpels Steven Holstein, Michael Wronski und Fabio Forstmann mit aus Lemwerder nach Beckedorf.

„Mit den Freunden haben wir viel Erfahrung mit einer sehr guten Mentalität dazugewonnen. Sie bringen Ruhe ins Spiel und ziehen die jungen Spieler mit“, betont Wahe Airepatian. Später gesellte sich zum Beispiel auch noch Niklas Meyer vom Blumenthaler SV dazu. „Er ist der Bruder von unserem Philipp Meyer und stellt eine Riesenvestärkung für unsere Abwehr dar“, freut sich Airapetian.

Niklas Meyer lernte auf einer Feier zudem Tammo Bode kennen, der bereits für den ATSV Scharmbeckstotel in der Bezirksliga-Lüneburg 3 im Einsatz war und zweimal für die SG Aumund-Vegesack in der Bremen-Liga auflief. Meyer überredete Bode schließlich zu einem Comeback in Beckedorf und bildet seitdem mit diesem ein fast unüberwindbares Bollwerk in der Abwehrzentrale. Nicht umsonst besitzt der Verein mit nur zehn Gegentoren die mit Abstand beste Abwehr der Liga.

„Wir integrieren immer wieder Spieler in unser Team, die in anderen Teams nicht so auffallen und die wir dann richtig einsetzen“, erklärte Wahe Airapetian das Geheimnis. Das andere große Plus im Klub sei der „extrem große Teamgeist“. „Wir feiern zusammen und trinken auch nach den Spielen noch unser Bier zusammen. Das wirkt auf andere Teams schon ein bisschen wie eine Kneipenmannschaft“, so Airapetian. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass in Beckedorf seriös gearbeitet wird. „Das ist auch harte Arbeit“, versichert der Coach. Sein Bruder Levon Hayrapetyan habe sogar in seiner Zeit, als er mit einem Kreuzbandriss ausfiel, eine wichtige Rolle für das Team gespielt. „Levon hat von draußen auf die Mannschaft eingewirkt“, lässt Wahe Airapetian wissen.

Gleich 30 Spieler kämpfen beim Spitzenreiter der Staffel A um einen Einsatz in der ersten Elf. „Dadurch haben wir natürlich einen Luxus, den andere Mannschaften nicht besitzen. Es ist auch fast egal, wen ich noch einwechsele. Es gibt auf jeden Fall keinen Qualitätsverlust“, schwärmt der 39-Jährige. Und dadurch, dass stets zahlreiche Akteure gar nicht zum Einsatz kommen, entstehe auch keine Unruhe oder Unzufriedenheit im Verein.

„Bei uns hat der große Kader keine Nachteile. Wir ziehen alle an einem Strang und bilden eine Einheit“, betont Wahe Airapetian. Dies habe sich auch gezeigt, als die Spieler anlässlich seines 39. Geburtstages überraschend ein Spalier für ihn gebildet und einen Reisebus für das Auswärtsspiel beim TSV Steden/Hellingst organisiert hätten. Weil sie ihren Teamkollegen Niklas Meyer wegen der Corona-Pandemie nicht im Krankenhaus besuchen durften, versammelte sich die Mannschaft einfach kurzerhand nach dessen Entlassung bei ihm zu Hause.

Die Beckedorfer können sich sogar den Luxus erlauben, Michael Wronski draußen zu lassen, weil er nicht regelmäßig trainieren kann „Dabei schlägt er Pässe wie kein Zweiter“, urteilt Airapetian. Mit Ende 20 ist Wronski einer der älteren Spieler im Team. Bereits 33 Jahre alt ist sogar Vilmar Humann, der ab und an aushilft und immer vollen Einsatz zeigt. Begeistert ist Wahe Airapetian auch von Timo Pydde (rechts) und Robert Fritsche (links), die stets die Linie rauf und runter rennen würden. Mit Marcus Müller belohnte sich ein weiterer Routinier bereits mit sieben Treffern für seinen enormen Aufwand.

„Auch Erwin Krutsch spielt immer volle Pulle nach vorne“, so Airapetian. Besonders schwer mache es den Gegnern die Unberechenbarkeit seines Teams. „Bei uns gibt es vielleicht mit Ausnahme von Steven Holstein nicht den einen Spieler, den man ausschalten muss, um gegen uns zu bestehen“, gibt der Betriebsleiter eines Sicherheitsdienstleisters zu bedenken. Wenn es überhaupt eine Schwäche bei seiner Formation gebe, dann sei es die Konteranfälligkeit wegen des bedingungslosen Angriffsfußballs seiner Mannschaft.

Oft rühren die Kontrahenten Beton gegen den Favoriten an. „Deshalb sind viele Spiele auch schwierig für uns“, erklärt Wahe Airapetian. Umso mehr bewundere er den Vorletzten TSV Steden/Hellingst, der mutig mitgespielt habe. Dies bezahlte der Außenseiter allerdings auch mit einer 0:9-Klatsche. „Ich hoffe ja immer darauf, dass uns die Gegner den Gefallen tun und mitspielen“, so der Familienvater. Oft geäußerte Sätze von gegnerischen Trainern, seine Mannschaft sei einfach zu gut für diese Liga, könne er nur bedingt verstehen.

„Viele Teams haben schließlich als erstes Ziel, uns zu ärgern“, sagt Wahe Airapetian. Sein Team freue sich jedenfalls über jedes einzelne Tor. „Und wir bejubeln das letzte Tor bei einem deutlichen Sieg ebenso wie das erste“, versichert der Übungsleiter, der bereits seit elf Jahren auf der Kommandobrücke bei den Grün-Weißen steht. Fest steht für Wahe Airapetian im Hinblick auf die Aufstiegsrunde auf jeden Fall eines: „Uns kann man nicht so einfach Punkte abknöpfen.“

Zur Sache

Fairste Formation

Als Erster der Staffel A qualifzierte sich der SV Grün-Weiß Beckedorf für die Aufstiegsrunde zur Fußball-Kreisliga Osterholz. Hier gilt das Team von Coach Wahe Airapetian nach 15 Siegen und nur einem Remis aus der Vorrunde in der 1. Kreisklasse Osterholz, Staffel B, auch als großer Favorit. Nur beim 1:1-Remis beim SV Arminia Freißenbüttel verließ der Titelkandidat den Platz nicht als Sieger. Joker Paul Kienast glich noch spät zum 1:1 aus. „Das war sogar ein glückliches Remis für uns“, räumte Airapetian ein. Sowohl mit nur zehn Gegentoren als auch mit 64 eigenen Treffern weisen die Grün-Weißen jeweils den Bestwert beider Staffeln auf. Die 64 Tore verteilen sich immerhin auf 16 verschiedene Kicker. Nur Steven Holstein tat sich mit seinen 14 Treffern dabei ein wenig hervor. „Es gibt aber noch einige Mannschaften, die uns gefährlich werden können. Vor allem die zweiten Teams des TSV Dannenberg und des FC Hansa Schwanewede kann ich nur schwer einschätzen“, erklärt Wahe Airapetian, der in der Aufstiegsrunde der besten acht Teams der Liga mit seiner Formation wieder bei null anfangen wird. Für den Titelfavoriten gibt es nur eine Marschrichtung. „Wir spielen immer nach vorne“, versicherte Airapetian. Mit 16 Gelben Karten und keinem einzigen Platzverweis handelt es sich beim Ersten der Staffel B auch um die fairste Formation der Liga. KH

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