Richard Alexander Jung: Naja, bei Wikipedia steht mein richtiger Name, der ist Richard Alexander Jung. Als ich 1987 als Posaunist bei der Skaband El Bosso & die Ping-Pongs angefangen habe, habe ich mich 'Professor Richie Senior' genannt. Als Solokünstler heiße ich seit 1992 Doctor Ring-Ding, als Sänger der Busters bin ich allerdings Richie Alexander (lacht).
Wie kam es dazu, dass Sie seit 2013 neben Joe Ibrahim der zweite offizielle Sänger der Band sind?Auf dem Album „360 Grad“ aus dem Jahr 2001 habe ich die Band schon unterstützt. Wir blieben seitdem in Verbindung, Als ich auf der 25-Jahr-Feier der Busters im Gründungsort Wiesloch in Baden-Württemberg war, haben wir ein paar Songs zusammen gesungen. Zu dem Zeitpunkt war die Stelle des zweiten Sängers vakant. Es fühlte sich wie ein logischer Schritt an, dass ich zur ständigen Besetzung gehöre. Es gab ja immer diverse Umbesetzungen in der Bandgeschichte, nie ist aber jemand im Streit gegangen.
Ist denn immer gleich klar, wer welche Vocals singt, Sie oder Joe Ibrahim?Das teilen wir eigentlich problemlos auf. Ich wollte zum Beispiel unbedingt „Mickey Mouse in Moscow“ singen, einen alten Busters-Klassiker, der eigentlich die B-Seite einer Single war. Das war Joe ganz recht. Meine Toasting-Einlagen, also der typische Style aus der Karibik, den ich mir draufgeschafft habe, kam auch gut an, das bauen wir ab und an ein.
Als Sie in die Skaszene einstiegen, hatten Sie viel zu tun mit deutschen Bands aus dem Genre wie dem Brassquintett Blechreiz, Skaos aus Kulmbach oder No Sports aus Stuttgart. Gab es mal die Idee, deutschsprachig zu singen?In der Geschichte der Busters gab es nur zwei Titel auf Deutsch, einer war „Liebe macht blind“ mit Farin Urlaub von den Ärzten, mit dem wir seit langem befreundet sind. In der Ska-Szene bin ich nach wie vor verwurzelt, ich moderiere in Rosslau auch ein Ska-Festival.
Sie haben auch für den WDR ein Magazin moderiert und über diese Musikrichtung geschrieben. Wir würden Sie einem Laien die charakteristischen Ska-Kriterien beschreiben?Da muss man unterscheiden zwischen der Musik, der Szene und Subkultur. Rein musikalisch war Ska der Versuch der Jamaikaner, den typisch amerikanischen Rhythm and Blues nachzuspielen, was man dann mit typisch karibischen Elementen anreicherte, unter anderem der Betonung auf den zweiten und vierten Schlag bei den Drums.
Modisch gesehen haben sich beim Ska schnell Anzüge und Hüte durchgesetzt, die sieht man heute noch oft im Publikum bei Ihren Konzerten...Ganz genau, Doc Martens Stiefel, der Arbeiter-Einheitshaarschnitt und Karohemden kamen dazu. Elemente dieses Stils wurden dann absurderweise ausgerechnet von Rechtsradikalen kopiert, mit denen die Ska-Bewegung ideologisch nun überhaupt nichts zu tun hat, ganz im Gegenteil.
Sie waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit von der Partie – aber stimmt es, dass die Band ganz zu Beginn eigentlich durch eine wilde Aktion zu einem Geburtstag ins Leben gerufen wurde?Ja, das war der Legende nach so. Seine 13 Kumpel in Wiesloch wollten Thomas Scholz, der ziemlich verrückt war nach Ska, eine Überraschung zum Geburtstag machen. Dafür haben sie ein Paar Ska-Nummern – wie das durch Madness bekannt gewordene „One Step Beyond“ – für ihn einstudiert und ein Konzert in einem Jugendclub gegeben. Später kam ein legendärer Gig in einem Schwimmklub dazu. Thomas Scholz war so begeistert, dass er selbst zum Mikro gegriffen hat und bis 1994 Sänger der so entstandenen Busters wurde.
In Bremen spielen die Busters jedes Jahr kurz nach Weihnachten traditionell ein Konzert im Schlachthof. Es geht hoch her, wird getanzt. Hat man als Bandmitglied Angst, dass ein Gig mal ausufert oder es zu Verletzungen kommen kann?Unsere Konzerte sind energiegeladen, das ist bekannt. Die Fans sind aber immer sehr friedlich. Die Konzerte nach Weihnachten sind für die Leute eine lieb gewonnene Tradition. Wenn der zweite Weihnachtstag vorbei ist und man richtig selig gefeiert hat, kriegt man ein bisschen Fernweh und hat Lust, richtig zu tanzen. Da ist die Bude gerammelt voll. Von Dezember bis Februar ist die klassische Toursaison bei uns, dazu kommen Festivals im Sommer.
Die Busters spielen den Sound des klassischen Ska-Labels 2-Tone, aber auch Reggae, eine Prise Punk und New Wave. Reagiert das Publikum unterschiedlich, je nachdem in welcher Region man spielt?Das ist ein Klischee, dass die Leute in Norddeutschland weniger abgehen als im Süden. Jede Stadt ist anders, das Berliner Publikum ist wieder anders als das in Osnabrück. Wir haben schon auf einem Festival in Mexico City gespielt, das war sehr bunt. Ich war dort schon mal als Solokünstler Dr. Ring-Ding, aber als wir dann mit elf Leuten dort aufgekreuzt sind, haben die Mexikaner ganz schön geguckt.
Die gegenwärtige Tour nennt sich 'Maldita Dieta' Tour. Eine phonetische Anspielung, die mit Dieter Bohlen zu tun hat?Nein, gar nicht (lacht). Das basiert auf diesen alten Skelettwitzen, die es früher gab. Steht ein Skelett vorm Spiegel und sagt zu sich: Verdammte Nulldiät. Zu sehen ist dann ein mexikanischer Totenkopf. Irgendwie war uns das wieder eingefallen, also spanisch „mal Dieta – schlechte Diät“. Unser nächstes Album wird aber einfach „The Busters“ heißen.
Das Interview führte Alexander Bösch.Richard Alexander Jung (49)
ist einr der beiden Sänger der Skaband Busters. Die Geschichte des Ska begann in den 50er Jahren auf Jamaica. Die ungekrönten deutschen Könige der schnell gespielten Rhythm and Blues-Variante mit dem typisch 'abgehackten', hektischen Schlagzeugbeat sind die Busters. Am Sonnabend, 17. August, treten sie ab 22.15 Uhr beim Rock den Deich-Festival auf.
Weitere Informationen
Das Festival ist von 14 bis 0 Uhr auf dem Gewerbegebiet Weser-Geest, An der Kaserne 121, in Schwanewede-Neuenkirchen. Der Eintritt ist frei. Info: www.rockdendeich.de.