Harriersand. Auf der Weserinsel Harriersand sind vier Schafe vom Wolf getötet worden. Die Tiere weideten auf einem Deich um ein Wohnhaus. Die zuständige Landwirtschaftskammer Hannover bestätigte am Mittwoch den Vorfall. "Das Rissbild spricht für den Wolf", sagte eine Sprecherin.
Am Mittwochmorgen waren die toten Schafe von den Besitzern, der Familie Barre, entdeckt worden. "Meine Frau ging um 8 Uhr raus, um die Tiere zu füttern. Da lagen zwei Schafe tot am Deich, ein weiteres auf der anderen Seite des Deiches. Ein getötetes Schaf hatte der Wolf 100 Meter vom Deich weggeschleift, die Schleifspuren waren noch zu sehen", erzählt Frank Barre. Seit sieben Jahren hielt er die Kamerun-Schafe auf dem eingezäunten Deich, wo sie Tag und Nacht weideten.
Für die Rissbegutachtung bei Nutztierrissen sind die Bezirksförstereien der Landwirtschaftskammer Hannover zuständig. Ein Mitarbeiter der Bezirksförsterei Wesermünde war am Mittwoch auf Harriersand. Er sicherte vor Ort Spuren, um festzustellen, ob Wölfe beteiligt waren. Nach Mitteilung der Landwirtschaftskammer wurden die getöteten Tiere daraufhin untersucht, ob sie "typische Zeichen eines Wolfsangriffs tragen, zum Beispiel einen Biss in die Kehle. Die Bissspuren oder auch Schleifspuren, bei denen tote Nutztiere von der Weide in schlechter einsehbares Gelände geschleift werden, sind oft sehr charakteristisch für Wolfsangriffe." Auch Trittspuren wurden gesucht und Genproben genommen, die nun in einem Labor untersucht werden.
Laut Schafhalter Frank Barre wurden Kehlbisse bei allen vier Schafen festgestellt, auch sei eine Fußspur gefunden worden. Von der Landwirtschaftskammer hieß es auf Nachfrage, man nenne keine Details in Bezug auf konkrete Fälle. Zu Hinweisen auf eine Beteiligung von zwei Wölfen an den Rissen, teilte ein Sprecher mit: "Wie viele Wölfe am Angriff beteiligt waren, können wir im Moment noch nicht sagen. Aufschluss darüber kann die Auswertung der Genproben geben."
Frank Barre will sich wieder Schafe für seinen Privatdeich kaufen. "Die lasse ich dann nachts aber nicht mehr draußen." Der CDU-Landtagskandidat Denis Ugurcu fordert angesichts der Risse: "Es muss endlich etwas gegen diese Übergriffe auf den Bestand der Landwirte und Tierhalter getan werden. Wir benötigen dringend in Niedersachsen eine klare Wolfsobergrenze. Dadurch kann die Population der Wölfe in einem erhaltungswerten Zustand bleiben und die Wolfsrisse werden sicherlich deutlich weniger."