Wallhöfen. Ein bisschen ungerecht war es ja schon. Denn eine echte Wahl hatten Vin Assmus und Tebbe Monsees irgendwie gar nicht. Stattdessen war es geradezu zwangsläufig, welche Sportart die beiden Jungs vom TSV Wallhöfen ergreifen würden: Badminton. Natürlich Badminton, muss man sagen. Schon als Kleinkinder waren die beiden dabei, wenn ihre überaus engagierten Eltern in früheren Jahren auf Tour waren.
Tanja Assmus, Vins Mutter, gehört ebenso zum Inventar der Wallhöfener Badminton-Sparte wie auch Tebbes Eltern, Deike und Jürgen Monsees. "Seit ich mich zurückerinnern kann, waren wir an den Wochenenden in der Halle bei unseren Eltern dabei", erzählen Tebbe Monsees und Vin Assmus unisono. Schlimm fanden sie das aber nie, im Gegenteil. Die nicht vorhandene Wahl war keinesfalls eine Bürde, sondern vielmehr der Startschuss einer bislang ziemlich erfolgreichen Sportlerlaufbahn.
Denn im Badminton haben Tebbe Monsees und Vin Assmus nicht nur ihre sportliche Leidenschaft gefunden, sondern auch etwas, in dem sie richtig gut sind. Viel besser als die meisten anderen in ihrem Alter sogar. Das hat das Duo erst im vergangenen Dezember eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als es bei der Deutschen Meisterschaft im nordrhein-westfälischen Mülheim völlig überraschend die Bronzemedaille gewann. Schon in frühen Jahren merkte das Duo, dass es offenbar die Begabung der Eltern vererbt bekommen hat. Mit zwölf Jahren folgte dann die offizielle Bestätigung: die Berufung in den niedersächsischen U13-Landeskader.
Spätestens da wusste auch Trainer Niko Lütjen, dass da ein ziemlich talentiertes Doppel beim TSV heranwächst. Mittlerweile trainieren die beiden Jugendlichen zweimal pro Woche in Wallhöfen und einmal in Rotenburg mit einem extra für sie abgestellten Verbandstrainer. Genau das ist laut Niko Lütjen, der nicht nur Trainer, sondern gleichzeitig auch der Onkel von Tebbe Monsees ist, auch nötig, wenn die Nachwuchsleute den nächsten Schritt machen wollen. "Dreimal pro Woche regelmäßig trainieren ist da schon Pflicht", sagt er. Hinzu kommt eine weitere Einheit im Fitnessstudio, um spezifische Kraft und Stabilität aufzubauen.
"Auf drei bis vier Einheiten pro Woche kommen wir so eigentlich immer", sagt Vin Assmus, wohl wissend, dass das im Vergleich zur nationalen Badminton-Elite noch ziemlich überschaubar ist. Am Leistungszentrum in Hamburg, vor allem aber am Bundesstützpunkt in Saarbrücken, trainieren die Jungs in ihrem Alter jeden Tag, manchmal sogar zweimal. Ein solches Pensum können sich Tebbe Monsees und Vin Assmus momentan nicht vorstellen, zudem wissen sie: "Um ganz nach vorne zu kommen, hätten wir auch schon vor drei oder vier Jahren das Pensum deutlich erhöhen müssen", sagt Tebbe Monsees, der im September 16 Jahre alt wird. Bereits am 18. Januar wurde Vin Assmus 16, beide müssen sie seit diesem Jahr in der U19-Altersklasse antreten. Besonders das erste Jahr dürfte dabei sehr herausfordernd werden, dennoch hat sich Tebbe Monsees ehrgeizige Ziele gesetzt: "Bei einer B- oder A-Rangliste ins Finale kommen, das wäre super."
Mental stark verbessert
Trainer Niko Lütjen hält es für wichtig, sich Ziele zu stecken. Viel wichtiger ist dann aber die Arbeit auf dieses Ziel hin. "Es hängt in erster Linie nur von den beiden ab. Die entscheidende Frage ist am Ende: Wie sehr wollen sie sich für ihre Ziele wirklich quälen?" Mental hat sich das Duo zuletzt schon deutlich verbessert, das habe man auch bei den zahlreichen guten Auftritten in der ersten Mannschaft der BSG Wallhöfen/Ihlpohl in der Verbandsklasse Lüneburg gesehen.
In ihrer Premieren-Saison in der ersten Mannschaft gehören Vin Assmus und Tebbe Monsees längst zu den Punktegaranten. Während Assmus zehn seiner zwölf Einsätze gewinnen konnte (mit einem Satzverhältnis von 20:7), kommt Monsees sogar auf elf Siege bei zwölf Spielen (22:6). Ziel der beiden ist ganz klar der Aufstieg in die Landesliga, doch auch dort soll für das Duo noch nicht Schluss sein. Auch die Niedersachsen-, die Ober- oder sogar die Regionalliga wird Assmus/Monsees zugetraut. Beim niedersächsischen Verband hat man die Zwei nicht erst seit ihrem Coup bei der Deutschen Meisterschaft auf dem Schirm.
Ob das alles in Wallhöfen möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Höher als Landesliga hat der TSV noch nie gespielt. Für die Ober- oder Regionalliga müssten die talentierten Nachwuchskräfte den Verein verlassen. All das ist aber Zukunftsmusik. Momentan geht es um andere Themen. Zuletzt hat sich das ambitionierte Duo eine eigene Homepage (www.tebbe-vin.de) erstellt, außerdem hat man sich bei einem Förderprogramm von VW zur Unterstützung angehender Leistungssportler beworben. Denn der Badmintonsport verlangt den Beteiligten einiges ab – in erster Linie Zeit, aber auch Geld. Zu den A-Ranglisten und Meisterschaften sind es oft lange Fahrten, meist geht das gesamte Wochenende dafür drauf.
Dennoch hat es das Duo noch nie bereut, sich für Badminton und gegen Fußball entschieden zu haben. Den haben die Zwei nämlich auch mal ausprobiert. Beim FC Hambergen war das, doch relativ schnell war den beiden Werder-Fans klar, dass sie dem Schläger und dem Federball doch wesentlich mehr abgewinnen können. Und der Erfolg, der sich beim Badminton zudem recht schnell einstellte, sorgte schließlich für ein übriges.