Bornreihe. Nils Gresens sprach das aus, was vielen durch den Kopf ging. Als der Trainer des SV Blau-Weiß Bornreihe kurz nach Spielende eine erste Einschätzung geben sollte, ging es erst einmal gar nicht so sehr um die gerade beendete Partie gegen den SV Atlas Delmenhorst. Nach zuletzt drei sehr vernünftigen Leistungen mit drei 0:1-Niederlagen setzte es nun eine noch bitterere 2:3-Last-Minute-Schlappe gegen den Regionalliga-Absteiger. Wieder schnupperten die "Moorteufel" an einem Erfolg, auch diesmal wäre ein Remis keineswegs unverdient gewesen. "Mir fehlen ein Stück weit die Worte", war deshalb alles, was der Trainer des Fußball-Oberligisten zunächst rausbrachte.
Reihenweise waren die Bornreiher Spieler mit Abpfiff des stark leitenden Schiedsrichters Andre Eikens (Meppen) zu Boden gesunken, fassungslos, dass sie erneut ganz spät einen brutalen K.o. erlitten hatten. Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Christoph Müller, der aufgrund der enormen Personalnot im zentralen Mittelfeld aufgelaufen war, hatte die Hausherren früh in Führung gebracht. Den Schuss des Routiniers aus knapp 22 Metern fälschte Raoul Cissé derart kurios ab, dass er sich als meterhohe Bogenlampe genau ins Tor senkte.
Für die mutig gestarteten Hausherren war das natürlich der perfekte Auftakt, setzte er angesichts eines absoluten Rumpfkaders zusätzliche Motivation frei. Die Gresens-Mannen verteidigten von Beginn an leidenschaftlich, betrieben einen enorm hohen Aufwand – durften sich aber nicht allzu lange über die Führung freuen. Vinzenz van Koll brachte im Strafraum Phil Gysbers zu Fall, Atlas-Kapitän Florian Stütz verwandelte humorlos hart und zentral zum 1:1 (23.). Viele der rund 350 Zuschauer rechneten nun mit dem allseits erwarteten Spielverlauf. Doch auch nach diesem Treffer war es eine offene Partie, in der die Gäste zwar eine optische Feldüberlegenheit hatte, die Hausherren aber vor allem über die linke Seite mit Terry Becker und Fabian Linne immer wieder für Gefahr sorgen konnten.
Doppelter Pechvogel van Koll
Kurioserweise fiel das zweite Bornreiher Tor dann erneut sechs Minuten nach Anpfiff. Und erneut war etwas Glück für die "Moorteufel" im Spiel. Eine Freistoßflanke von Terry Becker lenkte Delmenhorsts Philipp Eggersglüß ins eigene Netz. Kurz zuvor hatte Ousman Touray wegen einer Schwalbe im Bornreiher Strafraum die Gelbe Karte gesehen. Erneut waren die Hausherren also deutlich besser ins Spiel gekommen, konnten dieses Gefühl aber wiederum nicht konservieren. Und zum zweiten Mal war Vinzenz van Koll der Pechvogel.
Der Bornreiher Innenverteidiger kam wieder einen Schritt zu spät, diesmal brachte er – gut hörbar für die Zuschauer – Justin Dähnenkamp zu Fall. Und ausgerechnet der Ex-Bornreiher war dann auch im Nachsetzen per Kopf erfolgreich, nachdem Henner Lohmann den Foulelfmeter von Florian Stütz noch stark pariert hatte (58.). Doch auch dieser Treffer konnte der Moral der Blau-Weißen nichts anhaben. Um ein Haar hätte Fabian Linne nach einem klasse Steilpass von Müller sogar die erneute Führung erzielt, doch Atlas-Keeper Damian Schobert parierte sensationell (71.).
Allerdings hatten auch die Gäste in der Schlussphase ihre Möglichkeiten. Zunächst verpassten Gysbers und Rohwedder, dann hielt Lohmann gegen Ibrahim Temin. Die letzte Minute der regulären Spielzeit lief bereits, als ein schöner Flugball von Stütz bei Nicolas Fenski landete, der direkt in der Mitte Phil Gysbers fand. Und der Atlas-Stürmer fand dann zum Entsetzen der Bornreiher die kleine Lücke und setzte das Leder flach genau neben den Pfosten. Zu allem Überfluss wurde Nico Sperling in der Nachspielzeit dann auch noch mit Gelb-Rot vom Platz gestellt – am Ende kam es also knüppeldick für die aufopferungsvoll kämpfenden Hausherren, bei denen nicht nur Trainer Nils Gresens nach Worten rang.
"Dieses Spiel ist schwer zu greifen. Wir müssen einfach versuchen, das Positive mitzunehmen", sagte der Bornreiher Coach, wohl wissend, dass das nach den Tiefschlägen der vergangenen Wochen gar nicht so einfach sein wird.