Bornreihe. Die 88. Minute war angebrochen, als sich Terry Becker einfach mal ein Herz nahm und aus gut 20 Metern abzog. Der Stürmer des SV Blau-Weiß Bornreihe traf den Ball ziemlich gut, fast schon zu gut, weil er für Hildesheims Keeper Tommy Henze niemals erreichbar gewesen wäre. Allein: Der Ball wollte nicht im Tor landen. Lediglich Zentimeter fehlten. Von der Unterkante der Latte klatschte das Leder zurück auf den stark aufgeweichten Boden und sprang nicht einmal mehr auf und wurde so (unverhofft) doch noch zur sicheren Beute für den gegnerischen Keeper. Es war die größte Chance des Fußball-Oberligisten, die Niederlage gegen den VfB Borussia 06 Hildesheim abzuwenden. Doch am Ende musste sich der abstiegsbedrohte Aufsteiger knapp mit 0:1 (0:0) geschlagen geben.
Man konnte dem Drittletzten hinterher nicht viel vorwerfen. Er hatte dem klar favorisierten Regionalliga-Absteiger einen großen Kampf geboten, alles in die Waagschale geworfen, was ging. Vor allem im ersten Abschnitt gestalteten die "Moorteufel" das Spiel ausgeglichen und hatten nur einmal das Glück auf ihrer Seite, nicht bereits vorzeitig in Rückstand geraten zu sein, als Hendrik Lütjen nach einer schnell ausgeführten Ecke einen Kopfball von Hildesheims Niklas Rauch auf der Linie klärte (43.). Aus dem Spiel heraus hatten die Gäste Probleme, Chancen zu kreieren. Gefahr wussten sie trotz des größeren Ballbesitzes lediglich nach Standardsituationen heraufzubeschwören. So klärte Vinzenz van Koll einen halbhoch getretenen Freistoß zur Ecke, auch wenn Bornreihes Verteidiger etwas Glück hatte, dass der Ball knapp neben dem Pfosten vorbeitrudelte (9.). Vier Minuten danach sorgte eine Ecke, bei der Bornreihes Keeper Henner Lohmann nicht gut aussah, für erhöhte Betriebsamkeit im Strafraum der "Moorteufel".
Bornreiher Nadelstiche
Aber der sich daraus ergebene Konter zeigte, dass sich die Hausherren keinesfalls versteckten. So setzte Fabian Linne auf der linken Außenbahn zum Sprint an, seine Hereingabe auf Höhe des Sechzehners wurde aber noch soeben zur Ecke geklärt. Ein strammer Fernschuss von Jeremy da Rocha Nunes, der letztlich zu unplatziert war, sowie seine Hereingabe wenig später, die keinen Abnehmer fand, zeugten von einer gewissen Gefahr. Gleichwohl: Zwingend gefährlich wurde es nicht.
Das 0:0 spielte den Hausherren insofern in die Karten, als die Hildesheimer nun offensiver agierten. Kein Sieg beim Schlusslicht war für sie keine Option, dementsprechend standen sie nach Wiederanpfiff wesentlich höher. Das gab den "Moorteufeln" Raum für Konter. Bedrängt von nur einem Gegenspieler bot sich Nico Poplawski eine aussichtsreiche Möglichkeit, Bornreihes Stürmer blieb aber letztlich an seinem Gegenmann hängen. Bereits zuvor hatte eine Bornreiher Ecke, die durch Freund und Feind vorbei durch den Hildesheimer Strafraum rauschte, für ein Raunen bei den Zuschauern gesorgt. Und als Schiedsrichter Fynn Osseforth einen aussichtsreichen Konter der Bornreiher abpfiff und nicht Vorteil laufen ließ, war die Aufregung groß. Zurecht, hätte Nico Poplawski abermals nur einen Gegenspieler gegen sich gehabt.
Dann fiel das 0:1. Es resultierte aus einem der zahlreichen Angriffe, die der SV Bornreihe zuvor noch in letzter Konsequenz irgendwie geklärt hatte, diesmal aber fein ausgespielt wurde. Über mehrere Stationen gelangte das Leder zum eingewechselten Finn-Louis Kiszka, der bei seinem Linksschuss zu allem Überfluss auch noch Keeper Lohmann tunnelte (69.). Ein Gegentor, das Wirkung zeigte. "Wir haben das Feld zu groß gemacht und sind dadurch hinterhergelaufen. Wir haben nicht mehr so kontrolliert gespielt, waren nicht mehr griffig genug", meinte Trainer Nils Gresens hinterher. Die Phase überstand der SV Bornreihe aber unbeschadet, weil die Hildesheimer lieber den Querpass anstatt den Abschluss suchten und Hassan El Saleh einmal knapp verzog. Das gab den Hausherren bis zum Schluss die Hoffnung, doch noch diesen einen Treffer zu erzielen. So nah wie Terry Becker bei seinem Lattentreffer kamen die "Moorteufel" dem Ausgleich aber nicht mehr. Vielmehr ließen sie einen Freistoß, bei dem Keeper Lohmann mit in den gegnerischen Strafraum rückte, ungenutzt verpuffen, weil er schlecht getreten war. Direkt danach war die Partie vorbei. "Hildesheim war nach der Führung dem 2:0 sicherlich näher als wir dem 1:1. Ich denke aber, dass er nicht unverdient gewesen wäre", resümierte Coach Gresens.