Bornreihe. Es waren diese zwei Sätze, die das ganze blau-weiße Dilemma auf den Punkt brachten. Als Frank Meyer nach dem Spiel seines SV Bornreihe Stellung bezog zu der 0:3-Niederlage beim SV Atlas Delmenhorst, da fasste er dieses Auswärtsspiel der Fußball-Oberliga Niedersachsen mit folgenden Worten zusammen: „Für den Aufwand, den wir immer wieder betreiben, ist das einfach zu wenig, was am Ende dabei rauskommt. Und dennoch können wir den Jungs wirklich keinen Vorwurf machen.“
Dass die ambitionierten Hausherren verdient gewonnen hatten, darüber gab es nach der Partie keine zwei Meinungen. Und dennoch wusste Bornreihes Trainer: „Sie waren weit davon entfernt, uns hier an die Wand zu spielen.“ Das hatte nicht nur Frank Meyer so gesehen, sondern auch ein Großteil der rund 500 Zuschauer im Delmenhorster Düsternort-Stadion. Und deshalb mischte sich eben auch ein bisschen Frust und Enttäuschung in die Bornreiher Spielanalyse. Denn die „Moorteufel“ waren richtig gut ins Spiel gestartet, stoppten mit starker Laufarbeit das Flügelspiel der Delmenhorster schon in der Entstehung und packten dann im Zentrum in Person von Ricardo Marafona Da Costa, Kapitän Hendrik Lütjen und Jeremy da Rocha Nunes immer wieder stark zu.
Missverständnis vor dem 0:1
Es war zu erkennen, dass die mit Regionalliga-Ambitionen in die Spielzeit gestarteten Delmenhorster einen ziemlich schwachen Saisonstart erwischt hatten und nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzten. Umso ärgerlicher war aus Bornreiher Sicht die Entstehung des 0:1, das – natürlich – ausgerechnet der Ex-Moorteufel Justin Dähnenkamp erzielte. Einen langen Ball auf Shamsu Mansaray lief der pfeilschnelle Linksverteidiger Fabian Linne locker ab und wollte den Ball vor dem Delmenhorster Stürmer dann freiblocken, sodass SVB-Torhüter Henner Lohmann diesen aufnehmen konnte. Doch der Bornreiher Keeper zögerte einen Tick zu lange, blieb dann doch im Tor und Linne ließ sich den Ball noch von Mansaray abluchsen, wenngleich der Atlas-Angreifer dabei dem Bornreiher auf den Fuß stieg.
Doch der Pfiff von Schiedsrichter Leo Heckmann (TSV Asendorf) blieb aus, Mansaray legte quer und Dähnenkamp, der sich große Jubelgesten wie angekündigt verkniff, hatte keine Mühe einzuschieben (16.). Es war genau das, was die Gäste hatten vermeiden wollen. „Denn wir wussten, dass der Druck für Delmenhorst immer größer werden würde, je länger wir die Null halten“, berichtete Bornreihes Co-Trainer Andre Zachar hinterher. Doch nun rannten die Blau-Weißen einem Rückstand hinterher – zeigten dabei aber eine absolut vernünftige Reaktion. Nach einem herrlichen Diagonalball von Fabian Linne, verlud Terry Becker gleich zwei seiner Gegenspieler mit dem ersten Kontakt, doch sein Abschluss aus 15 Meter kam zu zentral.

Nur selten kamen die Bornreiher (hier mit Keno Liebschner gegen Delmenhorsts Bourdanné Ngongfor) mal zu klaren Offensivaktionen.
Als Dähnenkamp nach 29 Minuten einen Kopfball knapp über das Bornreiher Tor setzte, hallte es lautstark aus dem munteren Bornreiher Fanlager: „Mensch, Dähnenkamp, hör mal auf jetzt!“ Und danach wurde es auch deutlich ruhiger, nicht nur um den Ex-Bornreiher, sondern insgesamt. Die Teams neutralisierten sich weitgehend im Mittelfeld, kurz vor der Pause parierte Henner Lohmann zweimal stark gegen Leonit Basha und Tom Trebin. Die erste Szene nach Wiederanpfiff gehörte dann den Gästen. Eine Linne-Flanke köpfte Denis Chinaka freistehend am zweiten Pfosten vorbei. Chinaka war dann auch sechs Minuten später der Ausgangspunkt, aus dem das 0:2 resultierte. Der Flügelstürmer war am Delmenhorster Strafraum mit einem Trikotzupfer eindeutig behindert worden, erneut blieb der Pfiff aus, den Konter spielten die Hausherren blitzsauber zu Ende, am Ende zappelte das Leder nach Abschluss von Leonit Basha im Bornreiher Netz (52.).
Damit war der Widerstand der „Moorteufel“ ein Stück weit gebrochen. Das 0:3 durch einen Kopfballtreffer von Kerem Sari nach einer Ecke besiegelte dann die Bornreiher Niederlage (61.) endgültig. Danach passierte nicht mehr viel. Die eingewechselten Shin Akimoto (83.) und Keno Liebschner (88.) hatten noch jeweils Halbchancen für die Gäste, dann war Schluss. „Wir werden die Köpfe trotzdem oben behalten“, sagte Frank Meyer nach der Partie – auch wenn er wusste, dass der ganze Aufwand wieder einmal umsonst gewesen war.