Worpswede. Lange hat es gedauert, vier Jahre um genau zu sein. Es wurden Texte verworfen, neue Klänge ausprobiert und an der ein oder anderen Textzeile geschraubt. Doch nun ist das neue Album von Brian Parrish fertig. „Shadowman“ heißt es und beinhaltet 13 Songs. Der Brite mit deutschem Pass und Worpsweder Wohnsitz setzt in seinem Album den Fokus unter anderem um die dunkle Seite in einem. Die Figur des Schattenmenschen ist laut Parrish aber kein anderes Wesen, es ist die Verkörperung der eigenen Ängste und verdrängten Regungen. „Die vergangenen Jahre waren für mich sehr intensiv und ich habe einiges erlebt. So kann ich sagen, dass jeder Song eine eigene Botschaft besitzt und mir sehr am Herzen liegt“, sagt Brian Parrish und ergänzt: „Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass das die beste Musik ist, die ich je gemacht habe.“
Parrishs Karriere begann Mitte der 60er-Jahre im Hamburger Star Club an der Seite von Rock-Pionieren wie Gene Vincent. Unter anderem arbeitete er mit Größen wie Eric Burdon, Johnny Hallyday, Alvin Stardust, Beatles-Produzent George Martin, Jon Lord (Deep Purple), Graeme Edge (Moody Blues), Herbie Hancock, Peter Green oder Tony Kaye von Yes zusammen. Der Brite steht für bluesigen Rock, der meist mit Groove das Leben feiert. Doch auf seinem aktuellen Album zeigt er sich auch von einer anderen Seite. Denn sein Leben verlief nicht immer stromlinienförmig, speziell in den vergangen vier Jahren. „Der Tod meiner Frau Angela hat mir zugesetzt, ich hatte wenig Energie. Hinzu kam die Corona-Pandemie. Ich wusste einfach wenig mit mir anzufangen“, gibt Parrish zu. Seit 2004 lebt Brian Parrish in Norddeutschland, und alle paar Jahre gibt er eine Art Statusmeldung über sein musikalisches Schaffen ab. Seine Konzerte seien dabei nie gleich, denn wenn er auch von sich selbst behauptet, er arbeite langsam, so arbeitet er doch stetig.
Schwierige Zeit aufgearbeitet
In seinem aktuellen Album verarbeitet er diese für ihn schwierigen Jahre auf seine eigene Art und Weise. „Jeder muss sein eigenes Buch schreiben und das ist meine Geschichte“, sagt der Brite. Die Idee hinter seinem Album sei es, dem Hörer ein breites Spektrum anzubieten. So finden sich unter anderem Blues, Rock oder auch ein Liebeslied auf der Platte wieder. „Es wird nie langweilig. Es gleicht einem spannenden Film“, verspricht Parrish.
Der Song „Run for Cover“ handelt beispielsweise von seinen Eindrücken aus einem Urlaub in Ägypten zu Beginn der Corona-Pandemie. Die Menschen reisten ab, doch der Müll im Meer und in der Landschaft blieb. Dies machte ihn nachdenklich „Ich war ein Stück weit erschrocken“, so Parrish, der seine Gedanken dazu nun in einem Song zum Ausdruck bringt.
In der Jazz-Ballade „Noir“ geht es um ein merkwürdiges Zusammentreffen in einer Pariser Bar, in „Write Your Own Story“ appelliert Parrish, im Leben mutig zu sein, Entscheidungen zu treffen und sich selbst treu zu bleiben. Etwas düsterer kommt der Titelsong „Shadowman“ daher, in dem sich Brian Parrish mit Traumata beschäftigt. „In diesem Song sehe ich mich selbst. Ich war der Schattenmann, der erst wieder aus dem Tunnel kommen musste und zu sich selbst finden musste. Es war ein Prozess“, so Parrish.
Liebe als Antrieb
Mit dem Tod geht bekanntlich jeder anders um. Wie sollte es anders sein, lässt Parrish seine Erfahrungen, Gefühle und Gedanken in seine Songs einfließen. „Jeder Mensch beginnt sein Leben mit Hoffnungen und Träumen. Doch was nach dem Leben ist, das können sich viele nicht vorstellen“, sagt der Musiker und ergänzt: „Ich kann mir beispielsweise den Himmel als Ort nach dem Tod nicht vorstellen. Trotzdem glaube ich, dass wir unsere Liebsten irgendwann wiedersehen werden.“ Für gute Laune soll der Song „Casino Paradise“ sorgen. Mit dem Lied möchte Brian Parrish verdeutlichen, dass es immer einen Grund gibt, weiterzuleben und das das Leben schön ist. „Der Song ist eine Hommage an das Leben“, meint Parrish mit einem breiten Grinsen.
Seiner Frau hätte das aktuelle Album gefallen, ist sich Brian Parrish sicher. Der Brite ist überzeugt, dass in all diesen Songs die Seele seiner geliebten Angela drinsteckt. „Sie war und ist noch immer mein Seelenkumpel. Die Liebe bleibt für immer.“