Worpswede. Am Hammehafen in Neu Helgoland ist es noch ruhig, kaum Gäste auf dem Campingplatz und für Badegäste ist es noch viel zu kalt. Dafür dröhnt aus der Halle der Torfschiffer die Kreissäge. Hier wird emsig gewerkelt. Die acht Torfkähne, die bald wieder auf der Hamme Touristen befördern werden, müssen wie in jedem Frühjahr auf Fahrtüchtigkeit und Sicherheit überprüft und gewartet werden. Dass bei den Halb-Hunt-Kähnen, die nach traditionellem Vorbild gebaut sind, das ein oder andere Teil ersetzt werden muss, weiß Klaus Feldmann aus Erfahrung.
Zusammen mit Hermann Lachmund, Joachim Reiners und dem Vorsitzenden des Vereins Manfred Sievers, ist er wie jeden Donnerstagmorgen dabei die Kähne flott zu machen. „Hier muss eine Bohle ersetzt werden“, erklärt er. Im Inneren des Bootes ist für die maximal sechzehn Gäste, die auf dem Kahn mitfahren dürfen, ein doppelter Boden eingelassen. „Das muss alles ganz glatt sein, damit keiner stolpert“, sagt Feldmann. Die alte Bohle ist schon entfernt und die neue kann gleich eingesetzt werden. Für die Holzarbeiten haben die rüstigen Rentner, die nicht nur als Torfschiffer im Sommer unterwegs sind, sondern sich auch handwerklich in Eigenarbeit um die Boote kümmern, eine gut ausgerüstete Tischlerwerkstatt vor Ort in ihrer großen Halle. Mit einer Fräse wird die drei Zentimeter dicke Eichenbohle auf die passende Höhe zugeschnitten. „Achtung es wird laut“, ruft Sievers, bevor er die Bohle durch die Fräse schiebt und die Sägespäne umherfliegen. Jeder Handgriff sitzt. Doch bevor die Bohle eingesetzt wird, muss mit dem Fuchsschwanz noch etwas nachgearbeitet werden.
Insgesamt zwanzig aktive Torfschiffer gibt es bei den Adolphsdorfern. In vier Gruppen teilen sie sich die ehrenamtliche Arbeit. Jede Gruppe ist für zwei Boote verantwortlich. „Alle Boote werden vor der Saison überprüft und einmal gestrichen“, meint Feldmann. Waren die Kähne früher geteert, so werden sie heute mit umweltfreundlicher Farbe gestrichen. Er ergänzt, dass natürlich auch die Motoren einer technischen Wartung und Inspektion unterzogen würden. Ziel des Vereins der Adolphsdorfer Torfschiffer sei es, bis 2020 alle Motoren auf Elektromotoren umzustellen. Bislang laufen sechs der acht Kähne, die sie unterhalten, mit geräuscharmen Elektromotoren. Ein Vorteil findet Feldmann, nicht nur für die Umwelt, sondern auch „weil der Kahn so schön ruhig und sanft durch die Landschaft fahre“. Des Weiteren könne man sich besser mit den Gästen unterhalten und die Ruhe würden auch die Gäste zu schätzen wissen, weiß der erfahrene Torfkahnfahrer.
Am 27. April wird die Saison starten, und die Kähne werden zu Wasser gelassen. Doch bis dahin werden Feldmann und seine ehrenamtlichen Mitstreiter noch so manche Säge, Bohrer oder Pinsel in die Hand nehmen müssen. Dennoch sind sie voller Tatendrang und freuen sich auf die Saison. Von Mai bis Oktober werden sie wieder über die Hamme schippern. Jeden Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag bieten sie regelmäßig Fahrten zu festen Zeiten an, zudem können Gruppen auch individuell einen Ausflug mit dem Torfkahn buchen. Reservierungen sind direkt bei den Adolphsdorfer Torfschiffern unter 04792-951200 oder über die Tourist-Information Worpswede unter 04792-935820 buchbar.
Besonders gut angenommen würden auch die Abenddämmerungsfahrten, so Feldmann, die einmal monatlich für Einzelgäste angeboten werden. Feste Termine für diese Sonderfahrten sind der 18. Mai, 15.Juni, 13.Juli um 20.30 Uhr; 10. August um 20 Uhr und am 14.September um 19 Uhr. Am 21. September wird die traditionelle Lampionfahrt um 18.30 Uhr mit festlich beleuchteten Torfkähnen zu einem besonderen Erlebnis. Alle Torfkahnfahrten dauern eineinhalb Stunden und starten ab dem Hammehafen in Neu Helgoland, wie Feldmann erläutert.
Doch bevor die schwarzen Kähne mit ihren hochaufragenden braunen Segeln unterwegs sein werden, sind noch einige Stunden Arbeit notwendig. Noch liegen sie aufgebockt auf den eigens konzipierten Rollwagen und müssen die Schönheitskur über sich ergehen lassen. Erst wenn auch „das ganze Gedöns“, wie Feldmann sagt, im Boot verstaut ist, kann es losgehen. Damit meint er nicht nur Sitzkissen für die Gäste, die Akkus für die Elektromotoren, sondern auch Rettungswesten und Einweg-Regencapes, die den Gästen zur Verfügung gestellt werden, sollte das Wetter mal nicht mitspielen. „Die letzte Saison war super, so gutes Wetter, so kann das weiter gehen“, meint Feldmann und freut sich, bald wieder auf der Hamme unterwegs zu sein und Geschichten aus alten Zeiten zu erzählen.