Worpswede. Wo anfangen? Wo anfangen bei einem Spiel, das so viel in sich barg? In dem zwei Mannschaften aufeinandertrafen, die vor allem in der ersten Halbzeit temporeichen und sehenswerten Offensivfußball zeigten, in dem eine Rote Karte wegen einer Tätlichkeit gegeben und ein umstrittener Handelfmeter rege diskutiert wurde. In dem ein Spieler eine heftige Knöchelblessur erlitt und die in Unterzahl befindliche Mannschaft in der Nachspielzeit noch am Pfosten scheiterte und somit den Ausgleich verpasste. Das alles (und noch viel mehr) spielte sich am Mittwochabend im Bezirksliga-Derby zwischen dem FC Worpswede und dem VSK Osterholz-Scharmbeck ab, das die Worpsweder mit 2:1 (0:1) für sich entschieden.
Doch der Reihe nach. Vom Anpfiff weg spielten beide Teams mit offenem Visier. Gerade die Kreisstädter standen unter Druck, um den ohnehin schon großen Rückstand auf den Tabellenführer vom Weyerberg nicht noch größer werden zu lassen. Aber auch die Worpsweder agierten alles andere als abwartend, sondern suchten nach Ballgewinn sofort den Weg nach vorne. Den besseren Beginn verbuchte indes der VSK. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Hussain Taha setzte sich Jan Brinkmann auf dem rechten Flügel durch, seine Hereingabe ließ Worpswedes Keeper Jakob Reiter nach vorne klatschen, wo Benjamin Knecht zur frühen Führung abstaubte (7.). Es war der perfekte Auftakt für die Gäste, deren Rückstand auf die Worpsweder zu diesem Zeitpunkt nur noch vier Punkte betrug.
Intensive Zweikämpfe
Das 1:0 rechtfertigten die Kreisstädter im weiteren Verlauf, wirkten ihre Aktionen im Umschaltspiel doch etwas durchdachter. In letzter Konsequenz blieben sie aber an der aufmerksamen Worpsweder Abwehr hängen. Auch wurde das Spiel in der Folge zweikampfbetonter, mit dem unrühmlichen Höhepunkt der verletzungsbedingten Auswechslung von VSK-Akteur Louis Melzer, der einen Tritt auf den Knöchel bekam und nicht mehr weiterspielen konnte.
Nach einer halben Stunde kamen die Gastgeber zu ihrer ersten Möglichkeit, die gleichzeitig ein Hochkaräter war. Nach einer flachen Hereingabe scheiterte Yannick Vrampe aber aus wenigen Metern an VSK-Keeper Nikolai Süß. Ansonsten ließen aber auch die Gäste in der Abwehr wenig anbrennen, allerdings schadeten sie sich kurz vor der Halbzeit selbst, als sich Hussain Taha zu einer angeblichen Tätlichkeit gegen Dimitri Khoroshun hinreißen ließ und die Rote Karte dafür sah. "Ich habe es nicht gesehen, aber wenn es so war, war es natürlich absolut unnötig", meinte VSK-Coach Thorsten Westphal, dessen Schützling nachgetreten haben soll. Eine Szene, die Schiedsrichter Tom Holsten erst nach Hinweis seines Assistenten mit der Hinausstellung bewertete.
Handelfmeter, ja oder nein?
Weitaus strittiger war der zum Ausgleich führende Handelfmeter. Musste man den wirklich geben? "Was soll er denn machen? Er legt seine Arme vor die Brust und wird aus zwei Metern angeschossen", meinte Westphal, nachdem Dennis Knecht im eigenen Strafraum angeschossen worden war. Für den VSK-Coach war das eine von vielen Entscheidungen des Schiedsrichters, die er nicht nachvollziehen konnte. Dimitri Khoroshun jedenfalls ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte zum frühen 1:1 (47.). Diesmal war es der perfekte Auftakt für die Worpsweder, deren Vorsprung nun wieder sieben Punkte betrug.
Die numerische Überzahl machte sich danach bemerkbar. Die Hausherren bestimmten die Partie nun zusehends, und bereits die nächste Gelegenheit führte zum 2:1. Dabei war der Schuss von Neo Buttgereit nicht einmal besonders hart und wäre eigentlich "nur" an den Pfosten gesprungen, wenn der Ball nicht vom Rücken von VSK-Schlussmann Nikolai Süß zurück ins Tor gekullert wäre (60.). Die Gäste mussten ihre Defensivfesseln nun etwas lösen und hätten fast das nächste Gegentor schlucken müssen, allerdings hatte Jannik Tölle bei seinem Lattenkopfball etwas Pech (63.).
Viel Glück für Geber
Es blieb ein intensives Spiel, und die Worpsweder hätten sich nicht beschweren dürfen, wenn sie nicht auch die Rote Karte bekommen hätten. Das Einsteigen von Jacob Geber in der 70. Minute hätte zwingend einen Platzverweis nach sich ziehen müssen. "Da haben wir richtig Glück gehabt", meinten auch die Worpswede-Coaches Gerd Buttgereit und Oliver Schilling, sprachen aber auch gleichzeitig von "keiner überharten Partie". Die beiden Trainer hätten sich eine nervenaufreibende Schlussphase erspart, wenn Derrick Ampofo seine Großchance in der 80. Minute genutzt hätte (80.).
So aber witterte der VSK noch einmal seine Chance. In der Nachspielzeit hielt es Keeper Süß nicht mehr im Kasten. Nachdem er sich zuerst nach einer Ecke mit in den gegnerischen Strafraum gewagt hatte, blieb er die restlichen Minuten fast ausschließlich in der Worpsweder Hälfte. Und tatsächlich: Die Gastgeber gerieten noch einmal ins Schwimmen und hatten Glück, dass der eingewechselte Tjerk Johannsen nur den Pfosten traf.
Damit liegt der VSK Osterholz-Scharmbeck zehn Punkte hinter den Worpswedern und hat sich aus dem Meisterschaftsrennen erst einmal verabschiedet. "Wichtig ist, dass wir insgesamt 24 Punkte eingefahren haben und nicht zehn Punkte vor dem VSK stehen", meinten Buttgereit und Schilling unisono. Auch in puncto Aufstiegskampf ließen sie sich nicht sehr viel entlocken. "Wir tun gut daran, weiter von Spiel zu Spiel zu denken", so Buttgereit.