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Ehemaliger Tatort-Kommissar Interview: Boris Aljinovic über Schauspiel, Theater und Worpswede

Boris Aljinovic, einst Berliner "Tatort"-Kommissar, spricht im Interview mit der Redaktion über seine Schauspielkarriere, seine Liebe zum Theater und seinen bevorstehenden Besuch in Worpswede.
03.06.2025, 05:00 Uhr
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Interview: Boris Aljinovic über Schauspiel, Theater und Worpswede
Von Dennis Glock

Herr Aljinovic, Sie haben von 2001 bis 2014 den Kriminalhauptkommissar Felix Stark in der Berliner "Tatort"-Reihe verkörpert. Was war Ihr erster Gedanke, als die Anfrage für die Rolle kam?

Boris Aljinovic: Das kann nicht deren Ernst sein (lacht). Ich war damals nicht der große "Tatort"-Gucker, kannte also das Format nicht richtig und konnte auch deshalb nicht einordnen, was mich da genau erwarten würde. Aber zum Glück hat sich das relativ schnell aufgeklärt.

Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?

Naja, ich nehme eine Rolle, die man mir anbietet, erst mal zur Kenntnis. Danach überlege ich mir ein Bild, wie man die Rolle verstehen könnte und in Gesprächen mit der Produktion und dem Regisseur wird dieses Bild dann verfeinert.

Guckt man sich gegebenenfalls auch etwas bei echten Polizisten ab?

Ja klar. Ich kann mich an Beratungsgespräche mit echten Kommissaren erinnern. Da durfte ich dann in einem Keller auch einmal schießen. Dabei habe ich mir nur die Frage gestellt: Wie, ich darf hier jetzt schießen? Das fand ich sehr beeindruckend, diese Gewalt und Kraft. Aber klar, wir hatten während der Produktion immer mal wieder Kontakt zur echten Polizei, durften auch zu lernen, wie so ein Verhör abläuft, wie man sich dort verhält. Das waren sehr hilfreiche spannende Treffen.

Wie blicken Sie jetzt, elf Jahre nach der Veröffentlichung der letzten Folge, auf die Zeit beim "Tatort" zurück?

Für mich war es eine tolle und zugleich spannende Zeit. Mir wurde währenddessen erst bewusst, welch große Rolle die "Tatort"-Reihe in der Öffentlichkeit spielt. Ab und an bekomme ich eine Erinnerung, wenn im Fernseher eine Wiederholung einer Folge mit mir läuft. Da sind in meinem Kopf natürlich sofort die Erinnerungen an die Dreharbeiten präsent.

Viele Menschen verbinden Sie bis heute mit dem "Tatort". Doch in Ihrer Karriere haben Sie bereits in mehr als 40 verschiedenen Filmproduktionen vor der Kamera gestanden. Wie schwierig ist es, immer wieder in verschiedene Rollen zu schlüpfen oder sich von anderen Seiten zu zeigen?

Naja, diese Wandelbarkeit macht den Beruf aus. Und genau das ist es auch, weshalb ich den Beruf so gerne ausübe. Jede Rolle ist eine Erfahrung, bei der man sich immer wieder die Frage stellt, wie es am besten gelingen kann, hineinzuschlüpfen. Und umso schöner ist es doch, wenn es beim Publikum gut ankommt.

Sie stehen nicht nur vor der Kamera, Ihr Herz schlägt auch für das Theater. Was sind im Vergleich zu Filmproduktionen die Herausforderungen auf der Bühne?

Ich würde sagen, dass sich die Herangehensweise unterscheidet. Bei einer Filmproduktion können sich die Kameraeinstellungen ändern. Außerdem kann der Produzent am Ende entscheiden, welche Szenen es in den Film schaffen und welche nicht oder ob etwas nachgedreht werden muss. All das hat man auf einer Theaterbühne nicht. Hier spielt das Publikum eine ganz große Rolle. Jeder erlebt den einen Moment und man tritt als Darsteller auch ein wenig in den Dialog mit dem Publikum. So kann sich der Theaterabend auch immer etwas verändern.

Sie haben in den vergangenen Jahren auch mehrere Hörspiele und Hörbücher eingelesen. Warum macht Ihnen das - neben der Arbeit bei Film und Fernsehen und am Theater - so viel Spaß?

Am Anfang fand ich das wirklich sehr schwierig, weil ich erst lernen musste, wie ich mit so einer Menge Text als Erzähler umgehen muss. Das hat ein wenig gedauert, bis ich da mein eigenes System gefunden habe. Jetzt weiß ich besser, wie ich den Sinn einer Erzählung im Lesen strukturieren kann. Die Herausforderung ist immer wieder, die passenden Sprachbögen zu finden, und genau das ist es, was Spaß macht. Man merkt aber auch nach einer Zeit, dass man besser wird, und das gibt einem ein gutes Gefühl.

Sie sind in Berlin geboren und aufgewachsen. Dort haben Sie auch Ihre ersten Erfahrungen in der Schauspielerei sammeln können. Welche Vorteile hat die Hauptstadt für Menschen, die sich in der Kulturbranche einen Namen machen möchten?

Das wilde Berlin, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es heute so nicht mehr. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob heute noch es möglich ist, über Auftritte in Galerien und Bars an die Theater zu kommen. Die Stadt ist unterdessen viel teurer geworden, während die Gelder in der Kultur massiv gestrichen werden. Manchmal denke ich, am leichtesten kann man sich in der Kulturbranche heute als Politiker einen Namen machen.

Als Schauspieler kommt man bekanntlich viel rum. Hat es Sie schon einmal nach Worpswede verschlagen?

Ja, einmal war ich schon dort. Das ist aber schon etwas her. Erst später ist mir aufgefallen, dass ich der Annahme war, der Ort würde „Worpswedel“ heißen.

Im Rahmen des „Festivals aufm Platz“ werden Sie am Sonnabend, 7. Juni, dem Künstlerort erneut einen Besuch abstatten. Wie kam es dazu?

Musik und Literatur finde ich einfach super. Und als die Anfrage kam, habe ich zugesagt. Ich finde es eine tolle Sache, dass so eine Veranstaltung kostenfrei für interessierte Besucherinnen und Besucher zur Verfügung gestellt wird.

Bei der Veranstaltungsreihe stehen die vier Elemente im Mittelpunkt. Bei der Aufführung in Worpswede geht es um Wasser. Wie ist Ihre Verbindung zu Wasser?

Ich war selbst lange Hochseesegler. Ich kenne den Atlantik, bin auch schon in England oder den Kanaren gesegelt. Der Vorteil bei den Filmproduktionen ist, dass man auch mal zwei Monate am Stück frei hat. Diese Zeit habe ich dann gerne für solche Touren genutzt.

Und in Worpswede berichten Sie dann von Ihren Abenteuern auf hoher See?

Nein (lacht). Ich lese aus Ulrike Draesners Roman „Kanalschwimmer“ von Charles, der schon immer davon geträumt hat, den Ärmelkanal zu durchschwimmen – und der diesen Traum endlich in die Tat umsetzen will, als er in eine Lebenskrise gerät. Ich habe eine starke Bindung zum Text, weil ich selbst schon zwischen Dover und Calais gesegelt bin. Musik gibt es dazu von den Hanke Brothers.

Das Gespräch führte Dennis Glock.

Zur Person

Boris Aljinovic (57)

ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Hörspiel- sowie Hörbuchsprecher. Einem breiten Publikum wurde er als Berliner "Tatort"-Kommissar Felix Stark bekannt, den er von 2001 bis 2014 verkörperte.

Zur Sache

Veranstaltung in der Bergstraße

Die VGH-Stiftung und die Niedersächsische Sparkassenstiftung bringen in diesem Frühsommer literarisch-musikalische Veranstaltungen auf öffentliche Plätze in Niedersachsen, kostenfrei und unter freiem Himmel - auch in Worpswede. Am Sonnabend, 7. Juni, verwandelt sich der Garten der Galerie Altes Rathaus in der Bergstraße in eine Veranstaltungsstätte. Das Programm des „Festivals aufm Platz“ startet um 17 Uhr. Während der Schauspieler Boris Aljinovic aus dem Roman Kanalschwimmer von Ulrike Draesner vorliest, spielen die Hanke Brothers ausgewählte Stücke aus dem Album „Hanke Brothers Elements“. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.festival-aufmplatz.de.

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