Das Beherbergungsverbot ist eine der umstrittensten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, es war wesentlicher Bestandteil des Gipfels am Mittwoch, bei dem sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs auf einheitlichere Vorgehensweise einigen wollten. Einen Tag bevor die Spitzen aus Bundes- und Landespolitik im Berliner Kanzleramt zusammenkamen, gab es auch einen Impuls zur Abschaffung des Verbots aus Worpswede, der in kürzester Zeit hohe Wellen schlug.
Am Dienstag startete Volker Schwennen, Galerist und früherer Pensionsbetreiber in Neu Sankt Jürgen sowie Vorsitzender des Worpsweder Gastgeberstammtisches, eine Petition zur Abschaffung des Beherbergungsverbots. Nach rund 24 Stunden hatten mehr als 48 000 Menschen unterschrieben und diese Petition so unterstützt.
Im Namen des Zusammenschlusses von Hoteliers und Gastronomen aus dem Künstlerdorf fordert er, dass Beherbergungsverbot umgehend abzuschaffen. Es sei „ein erneuter Schlag ins Gesicht umsichtiger Menschen“, machte er deutlich. In einem Ort wie Worpswede hingen Existenzen im besonderen Maße von Kultur und Tourismus ab. „Ein solches Verbot ist kein zielführendes Mittel zu einer von uns allen erwünschten (...) weiteren Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Sehr schwierige Monate liegen bereits hinter uns, mit vielen massiven Einschränkungen mussten wir uns beschäftigen“, argumentiert Schwennen. Er berichtet von Hygienekonzepten, die erarbeitet wurden und die teilweise einhergehen mit Umbauten, reduzierten Zimmerkapazitäten, veränderten Angeboten sowie mit dem Verzicht auf Veranstaltungen. „Wir tun alles, damit etwas Normalität in unsere Häuser kommt. Doch jetzt bleiben die Gäste erneut aus und wir bleiben auf den Stornierungskosten sitzen.“ Die Hotspots seien aber bislang nicht Hotels, sondern seien zumeist auf private Feiern und Zusammenkünfte zurückzuführen. Er findet, eine Branche büße unverschuldet für „naives oder destruktives Verhalten Einzelner“.
Des Weiteren kritisiert er den Mehraufwand, die die notwendigen Überprüfungen mit sich bringen. Das bringe die Betriebe auch personell an ihre Grenzen. Und die neuerlichen finanziellen Einbußen seien nicht mehr wegzustecken. „Die Beherbergungsverbote bilden einen unübersichtlichen Flickenteppich, führen zu noch mehr Unmut in der Bevölkerung, und es ist zu befürchten, dass Pseudo-Maßnahmen nur noch mehr dazu führen, dass die Stimmung in der Bevölkerung zuungunsten eines gemeinsamen Willens, die Pandemie einzudämmen, kippen wird.“ Von der Resonanz auf seinen Vorstoß ist er selber überrascht. Als er wenige Stunden nach Start der Petition einen Anruf bekam, der von 7000 Unterzeichnern sprach, hielt er das zunächst für eine Verwechslung. Und auch die Kommentare empfand Schwennen als sehr konstruktiv und freundlich. Die Petition ist unter https://www.change.org/p/eil-petition-beherbergungsverbot-abschaffen zu finden.
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