Alexander Dettmar kommt rum, hat schon viel von der Welt gesehen. Egal ob europäische Großstädte wie Paris oder Rom, oder die deutschen Hansestädte Lübeck und Bremen – seine Erinnerungen an architektonische Gegebenheiten in den Straßen und Gassen hält der Maler und Grafiker in Bildern fest. Für seine Ausstellung in der Worpsweder Kunsthalle hat Dettmar ein paar Schätze aus seinem Depot geholt, stellt dort unter dem Titel „Zeitspuren“ in den kommenden Monaten 40 seiner Arbeiten aus.
Wo welches Bild hängen soll, steht bereits fest. Noch befinden sich die meisten der Kunstwerke aber auf dem Boden, angelehnt an die jeweilige Wandstelle. „Die Aufbausituation ist immer besonders spannend“, sagt Alexander Dettmar. Die Anordnung der Gemälde müsse farblich passen, es müsse eine perfekte Atmosphäre erschaffen werden. Dementsprechend nervös sei er regelmäßig vor so einem Prozess: „Nervosität bei Ausstellungseröffnungen verspüre ich nicht. Nervös bin ich nur beim Aufbau. Die Zusammenstellung muss eben passen. Und bis die passt, wird schon mal hin- und herüberlegt“, sagt er.
Während einige der Nägel, die in Kürze in die Ausstellungswände geschlagen werden, noch vor einigen Tagen die Malereien Bernhard Hoetgers stabilisierten, sorgen sie bald für Dettmars Kunst für Halt. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht“, zeigt er sich überrascht. Selbst Hand anlegen will und soll Alexander Dettmar aber nicht, sagt Cornelia Hagenah, Künstlerische Leiterin der Kunsthalle. Hierfür gebe es einen Hausmeister. Dettmar findet das gut: „Der hat das schon öfter gemacht und kann das bestimmt sehr gut, mit seinem Hammer und dem Lasermesser."
Obwohl in Freiburg im Breisgau geboren, seien seine Gene norddeutsch, sagt Dettmar mit einem Schmunzeln. Die Wurzeln seiner Familie lägen im Bremer Umland. „Mein Großvater war Oberschulrat in Bremen, in Hepstedt hat man sogar das Schullandheim nach ihm benannt“, erzählt der Maler eine Geschichte aus der Familienhistorie. Dettmar hat in Paris Malerei studiert; viel herumgekommen sei er schon als Kind: „Mein Vater war Solo-Cellist“, sagt er und hat prompt eine Anekdote parat: „Er hat mal ein Konzert in der Worpsweder Kunsthalle gegeben, das ist den Leuten heute noch in Erinnerung.“
Alexander Dettmar malt seine Werke überwiegend draußen, ja, er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Freiluftmaler. Ausgerüstet mit einem Rucksack voller Farben, macht er sich auf den Weg zu seinen Motiven und fängt den Moment vor Ort ein. Seine Darstellungen deutscher Architektur sind plakativ, das Lübecker Holstentor kommt in einem besonders charakteristischen Rotton daher. „Man kann mit Farbe jede Stimmung malen“, ist Dettmar überzeugt. Die Farbe Rot findet sich nahezu auf all seinen Werken wieder. Es sei seiner Meinung nach eine Farbe, mit der man sehr viel ausdrücken könne.
Vorliebe für Architektur
Bekannt ist der Ernst-Barlach-Preisträger insbesondere für seine Architekturmalerei; eine Reihe mit Bildern zerstörter deutscher Synagogen stammt ebenso von ihm wie Ansichten romanischer Kirchen in Köln. Die Ausstellung in der Worpsweder Kunsthalle führt die Betrachter aber durch die Straßen von Rom, Passau, Lüneburg, Bremen und auch durch Worpswede und das Teufelsmoor. Jedes seiner Bilder verbindet er mit Erinnerungen. „Klar, man hat überall eine schöne Zeit gehabt, Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen“, sagt Dettmar und betont: „Das Leben findet draußen statt, man muss sich nur darauf einlassen, in Bewegung bleiben, aber auch für diese Erlebnisse offen sein.“

Gar nicht so leicht, die richtige Stelle zu finden. Alexander Dettmar und Cornelia Hagenah bei der Hängung in der Worpsweder Kunsthalle.
Noch bevor Dettmar entscheidet, an welchen Stellen in dem jeweiligen Ausstellungsort seine Werke hängen sollen, nimmt er die Räume komplett unter die Lupe. „Ich unterwerfe mich der Architektur des Ausstellungsraums und betrachte alles von jeder Ecke“, erklärt er seine Vorgehensweise. Die Räume der Worpsweder Kunsthalle eignen sich perfekt für seine Kunst, ist er sich sicher. Noch dauert es aber etwas, bis jedes Bild an der richtigen Stelle befestigt ist und so genießt er weiter den für ihn spannenden Aufbauprozess.