An der Flüchtlingsunterkunft in der Mevenstedter Straße/Ecke Kniependamm wurden Mitte August zwei fremdenfeindliche Aufkleber mit der Aufschrift „Bitte flüchten Sie weiter! Es gibt hier nichts zu wohnen! Refugees not welcome!“ gefunden. Unbekannte hatten die Aufkleber an ein Fenster und an einem Briefkasten angebracht. Mittlerweile steht die Unterkunft wieder leer, die dort für kurze Zeit untergebrachten Personen sind nun in von der Gemeinde angemietete Wohnungen gezogen.
Was sagt die Polizei?
Die Polizei bestätigt den Vorfall. Demnach habe eine der Bewohnerinnen einen der Aufkleber am 17. August an der Unterkunft entdeckt und daraufhin die Gemeinde informiert. Die habe daraufhin einige Tage später den Vorfall bei der Polizei gemeldet. Einer Polizeisprecherin zufolge prüft die Staatsanwaltschaft Verden derzeit die Angelegenheit, und auch der Staatsschutz sei involviert. „Einen Aufkleber irgendwohin zu kleben, geht sehr schnell. Daher stehen die Chancen eher schlecht, dass wir den Verursacher oder gegebenenfalls Zeugen finden“, sagt die Sprecherin. Eine relevante Straftat könne die Polizei bei dem Vorfall nicht erkennen, sie stuft die beiden Aufkleber als Sachbeschädigung ein.

Einer der Aufkleber wurde auf einem Briefkasten angebracht. Darauf stand geschrieben „Bitte flüchten Sie weiter! Es gibt hier nichts zu wohnen! Refugees not welcome!“. Ein Teil davon ist noch immer zu erkennen.
So reagiert der Bürgermeister?
Worpswedes Bürgermeister Stefan Schwenke kann bei dem Gedanken über die angebrachten Aufkleber nur den Kopf schütteln. „Das ärgert mich maßlos. Ich kann einfach nicht verstehen, wie ein Mensch so etwas tun kann“, sagt er, und ergänzt: „So ein Aufkleber kann eine junge Familie schon einschüchtern.“ Dass die Unterkunft am Grenzgebiet von Mevenstedt und Neu Sankt Jürgen mittlerweile wieder leer steht, hat laut Schwenke nichts mit den fremdenfeindlichen Aufklebern zu tun. Es sei von vornherein vorgesehen gewesen, dass die fünf Personen nur übergangsweise in den Containern wohnen und dann in von der Gemeinde angemietete private Wohnungen ziehen. Generell möchte Schwenke den Vorfall nicht an die große Glocke hängen und spricht von einer „traurigen Ausnahme“ in der Bevölkerung.
Wie denken die Ortsvorsteher über den Vorfall?
Dass an den Unterkünften fremdenfeindliche Aufkleber angebracht wurden, haben Oliver Mielke, Ortsvorsteher von Mevenstedt, und Heiko Pankoke, Ortsvorsteher von Neu Sankt Jürgen, bis vor Kurzem gar nicht gewusst. „Wir waren vor Kurzem mit der Feuerwehr vor Ort, um den Brandschutz zu überprüfen. Das ist mir aber nicht aufgefallen“, sagt Oliver Mielke und betont: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bewohner aus unserem Gebiet dafür verantwortlich sind. Hier hat sich jeder mit der Existenz dieser Unterkunft arrangiert.“ Ähnlich sieht es Heiko Pankoke. Er kritisiert neben den noch unbekannten Verursachern aber vor allem die Worpsweder Gemeindeverwaltung: „Ich kann nicht verstehen, dass der Bürgermeister die Ratsleute in den Sitzungen über so einen Vorfall nicht informiert. Auch die Gemeindeverwaltung wollte bei meinen Anrufen nicht so richtig mit der Sprache rausrücken. Gerade diese schlechte Informationspolitik ist es doch, was die Bürgerinnen und Bürger aus den Ortschaften beim Bau der Unterkunft so bemängelt haben.“
Welche Reaktionen gibt es sonst noch?
Das zu Beginn des Jahres gegründete „Bündnis für Demokratie – Kein Platz für Nazis in Worpswede“ verurteilt die Aktion. „Wir haben den Vorfall mit großer Sorge aufgenommen. Man fragt sich direkt, zu was diese Verursacher sonst imstande sind. Wir sind entsetzt“, sagt Katharina Hanstein-Moldenhauer, Mitglied des Bündnisses. Aufgrund dessen hat das Bündnis zu einem spontanen Picknick eingeladen, das am Freitag, 13. September, von 17 bis 19 Uhr vor der Containerunterkunft in der Mevenstedter Straße/Ecke Kniependamm stattfinden soll. Für Musik sorgt die Klezmergruppe Cladatje. Außerdem gibt es künstlerischen Aktionen und Spiel und Spaß für Kinder. Speisen, Getränke, Geschirr und Sitzgelegenheiten müssen selbst mitgebracht werden. „Es ist eine relativ spontane Aktion, mit der wir uns klar gegen diese fremdenfeindlichen Personen positionieren“, so Hanstein-Moldenhauer.