Worpswede. Der Worpsweder Gemeinderat favorisiert einen Neubau des Worpsweder Hallenbads. Darüber haben sich die Ratsmitglieder vor Kurzem in einer extra einberufenen Sondersitzung einstimmig ausgesprochen. Eine Entscheidung, die den Ratsleuten nach eigener Aussage viel abverlangt hat, da für einen Neubau Kosten in Höhe von um die 16 Millionen Euro anfallen. Wie bewerten der Worpsweder Bürgermeister, die Politik, der Seniorenbeirat und die DLRG die Situation?
Stefan Schwenke (Bürgermeister): „Wenn ich ehrlich bin, hat mir das Hallenbad in den vergangenen Jahren einige schlaflose Nächte bereitet. Dass die Situation nicht einfach ist, ist jedem bewusst. Auch, dass sich die Gemeinde mit allen möglichen Szenarien beschäftigt hat, musste sein. Am Ende spreche ich mich aber für einen Neubau aus, weil es einfach die beste Entscheidung für die Gemeinde Worpswede wäre. Und für diese Entscheidung müssen wir nun kämpfen und versuchen, weitere Fördermittel zu generieren.“
Heiko Pankoke (CDU): „Wir könnten es uns einfach machen und einsehen, dass wir in den vergangenen Jahren nicht genügend Fördermittel für eine Sanierung generieren konnten. Damit würde das Hallenbad früher oder später schließen. Doch jedem sollte bewusst sein, dass an dem Hallenbad auch einige Arbeitsplätze hängen, 18 um genau zu sein. Zudem finden dort jährlich um die 300 Veranstaltungen statt und auch die DLRG belegt das Bad pro Woche mit zahlreichen Schwimmausbildungen. Auch die Einwohner und Touristen wären von einer Schließung betroffen. Die CDU stimmt für einen Ersatzneubau und gehen das Risiko ein. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Susanne Weichberger (Grüne): „So ein Hallenbad ist wichtig für die Dorfgemeinschaft und erfüllt meiner Meinung nach auch in Zukunft seine Daseinsfürsorge. Und vor allem brauchen wir das hier für die Eltern und ihre Kinder. Denn Schwimmen zu lernen, ist wichtig. Wir können es nicht mutwillig darauf ankommen lassen, dass die Technik des Hallenbads noch einige Jahre einfach so weiterläuft. Daher stimmen wir Grünen klar für einen Neubau.“
Jochen Semken (UWG): „In 27 Jahren Ratsarbeit kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich einmal eine Sitzung betreten habe und nicht wusste, für was ich mich entscheiden werde. Beim Thema Hallenbad war das nun der Fall. Auf der einen Seite kann es sein, dass wenn wir für einen Ersatzneubau stimmen, die Gemeinde in anderen Bereichen deutlich sparen muss. Auf der anderen Seite benötigen wir hier im Ort dringend ein Hallenbad. Es gibt hier leider zwei Seiten der Medaille. Dennoch tendiere ich für den Neubau.“
Andreas Uphoff (SPD): „Es macht Sinn, wenn das Hallenbad der Gemeinde erhalten bleibt und auch die Cafeteria ihren Standort behält. Wir als SPD stimmen also klar für einen Neubau. Spannend wird allerdings, wie die Kommunalaufsicht darauf reagieren wird. Denn in den kommenden Jahren wird der Haushalt aufgrund des Hallenbads zusätzlich belastet werden. Doch dieses Risiko sollten wir eingehen.“
Hans-Helmut Pein (Seniorenbeirat): "Seit über 40 Jahren ist das Worpsweder Hallenbad ein Ort der Gesundheitsförderung und Begegnung und wird von vielen Worpsweder Bürgern und Touristen regelmäßig genutzt. Seit etlichen Jahren ist aber bekannt, dass das Bad einer gründlichen Sanierung bedarf. Mit den wohl zugesagten sechs Millionen Euro Fördergeldern ist ein Ersatzneubau allerdings nicht zu finanzieren. Finanzielle Förderprogramme mit ähnlich hohen Förderquoten sind voraussichtlich zeitnah nicht zu erwarten. Ein Neubau wird auch keine neuen Nutzergruppen erschließen, da Bäder in Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck existieren, die ein ähnliches oder größeres Angebot haben. Der Seniorenbeirat Worpswede bittet den Gemeinderat, im Sinne einer gesundheitspolitischen Nahversorgung alle Möglichkeiten einer Sanierung zu prüfen und keine finanziellen Risiken einzugehen, die Worpswede am Ende ohne Bad dastehen lässt."
Nils Heller (DLRG): „Die DLRG-Ortsgruppe Worpswede würde sich wünschen, dass das Hallenbad in Worpswede eine Zukunft hat. Denn ohne Hallenbad hätte unsere Gruppe praktisch keine Aufgaben mehr. Und in den Bädern in anderen Gemeinden unterzukommen, ist eher schwierig. Daher kann ich nur hoffen, und da spreche ich für die gesamte Ortsgruppe, dass es der Gemeinde gelingt, in der Angelegenheit eine Lösung zu finden. Denn man muss auch dazu sagen, dass unsere Ortsgruppe in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, auch in Zeiten der Corona-Pandemie.“
Peter Glötzel (Schwimmbadförderverein): "Diese Diskussion wird nicht erst seit den vergangenen Jahren geführt. Wir brauchen ein funktionstüchtiges Hallenbad hier im Ort. Nicht die hohe Investitionssumme darf die Diskussion bestimmen, sondern der Bedarf und der öffentliche Mehrwert.“

Stefan Schwenke

Heiko Pankoke

Susanne Weichberger

Jochen Semken

Andreas Uphoff

Hans-Helmut Pein

Nils Heller (ganz links)