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"Unfassbar brutal und bitter" Worpswede streicht Hallenbad-Neubau: Was sagen die Politiker?

Der Neubau des Worpsweder Hallenbads wurde aufgrund finanzieller Engpässe vorerst gestrichen. Wie erklären Politikerinnen und Politiker diese Entwicklung?
03.07.2024, 20:45 Uhr
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Worpswede streicht Hallenbad-Neubau: Was sagen die Politiker?
Von Dennis Glock

Der Worpsweder Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung dafür entschieden, Anpassungen im Haushaltskonzept 2024 vorzunehmen. Aufgrund der finanziellen Lage ist dabei ein Großprojekt aus dem Haushalt geflogen: der Neubau des Worpsweder Hallenbads ist in weite Ferne gerückt. Eine Entscheidung, die den Ratsmitgliedern nicht leichtgefallen ist. So bewerten einige der Ratsmitglieder die Situation:

Heiko Pankoke (CDU): „Seit zehn Jahren schieben wir Projekte immer wieder auf, um irgendwie einen genehmigten Haushalt zu bekommen. Auch in den nächsten Jahren wird das sicherlich nicht weniger werden, weil große Projekte vor uns liegen. Ich finde es wirklich ärgerlich, dass wir uns jetzt in einer Situation befinden, in der es keine richtige Entscheidung gibt. Auf der einen Seite brauchen wir dringend einen genehmigten Haushalt. Auf der anderen Seite haben wir so stark für dieses Hallenbad gekämpft. Und ich muss ehrlich sagen, dass es mir davor graut, wenn in der Hamme ein Kind ertrinkt, weil wir hier im Ort keine Schwimmausbildung anbieten konnten.“

Kristina Teege (Grüne): „Ich bin total ratlos. Hier gegen das Hallenbad zu stimmen ist wohl eine der schwierigsten Entscheidungen meiner jungen Ratszeit. Eigentlich können wir nur verlieren, egal, für was wir stimmen. Das Hallenbad beschäftigt uns seit Jahren, dennoch müssen wir als Gemeinde auch handlungsfähig bleiben. Und das ist eine Herausforderung, die mit Blick auf die nächsten Haushaltsdebatten immer schwieriger werden wird.“

Johannes Scholz (UWG): „Ich habe im vergangenen Jahr ein Kind vor dem Ertrinken in der Hamme gerettet. Ein Kind, das nicht schwimmen konnte. Solche Situationen werden uns in den nächsten Jahren immer wieder begegnen, wenn wir im Ort nichts haben, keine Einrichtung haben, wo eine Schwimmausbildung angeboten wird. Meiner Meinung nach ist das sehr bedenklich.“

Bernd Rugen (Linke): „So viel Frust beim Erstellen eines Haushaltskonzepts habe ich in meiner Ratstätigkeit noch nie erlebt. In den vergangenen Jahren haben wir es immer geschafft, einen Haushalt zu verabschieden, der gerade so durchgegangen ist. Leider ist es jetzt komplett eskaliert. Ehrlicherweise fehlt mir in dieser Angelegenheit ein bisschen die Unterstützung vom Landkreis. Denn es kann nicht sein, dass wir wegen des Hallenbads massiv unter Druck gesetzt werden. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der Landkreis gemeinsam mit der Gemeinde an einen Tisch setzt und nach einer guten Lösung gesucht wird. Aber ohne Hallenbad gehen uns leider engagierte Vereine wie die DLRG nach und nach verloren.“

Katharina Haar (CDU): „Mir fehlt bei dem einen oder anderen Ratsmitglied ein bisschen die Risikobereitschaft. Warum riskieren wir nicht einfach mal etwas und klagen gegen die Entscheidung der Kommunalaufsicht? Natürlich wäre das für die Gemeindeverwaltung mit unangenehmer Arbeit verbunden. Doch ich für meinen Teil möchte dieses neue Hallenbad als wichtigen Ort für Kinder, Familien und Vereine unbedingt haben.“

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Stefan Böttjer (SPD): „Wie wahrscheinlich viele Menschen im Ort träume auch ich davon, im hohen Alter meine Bahnen im Worpsweder Hallenbad zu ziehen. Gleichzeitig müssen wir aufgrund der Haushaltssituation aber Verantwortung übernehmen und für die Bürgerinnen und Bürger eine sinnvolle Entscheidung treffen. Auch wenn wir den Haushalt ohne das Hallenbad beschließen, muss es uns irgendwie gelingen, alternative Wege zu finden, um den Neubau zu realisieren.“

Thomas Conrad (FDP): „Ich habe mich in der Vergangenheit immer für das Hallenbad ausgesprochen und daran wird sich auch jetzt nichts ändern. Ich werde dem angepassten Haushalt ohne die Neubau-Pläne nicht zustimmen.“

Jochen Semken (UWG): „Der Landkreis hat unseren Haushalt wahrscheinlich abgelehnt, weil er uns vor einer Überschuldung schützen möchte. Worpswede, das bekannte Künstlerdorf, ist pleite. Eine Situation, die sich nicht gut anfühlt. Es ist Jahr für Jahr eine schwierige Situation, einen Haushalt genehmigt zu bekommen. Auch 2025 werden wir wieder unter Druck stehen. Mal gucken, welche Projekte wir dann streichen müssen. Meiner Meinung nach ist es eine Bankrotterklärung des Landkreises. Ohne Hallenbad werden bei uns im Ort nur noch weniger Kinder schwimmen lernen und das tut mir einfach wahnsinnig leid. Doch wie reagieren wir darauf? Müssen wir den Hammestrand in Zukunft absperren?“

Susanne Weichberger (Grüne): „Man kann es drehen und wenden, wie man will, wir stecken in einer Zwickmühle. Um einen genehmigten Haushalt zu bekommen, gegen einen Hallenbad-Neubau stimmen zu müssen, ist der sauerste aller Äpfel, in den wir beißen müssen. Das ist einfach unfassbar brutal und bitter.“

Andreas Uphoff (SPD): „Natürlich ist das eine schwierige Situation und der Ärger auf den Landkreis ist groß. Doch ohne Haushalt in die zweite Jahreshälfte zu gehen wäre eine Katastrophe. Daher haben wir uns innerhalb der Fraktion beraten und uns dazu entschieden, dem geänderten Konzept zuzustimmen.“

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