Der Neubau eines Hallenbades in Worpswede ist in weite Ferne gerückt. Denn um den Haushalt für das Jahr 2024 nachträglich von der Kommunalaufsicht des Landkreises Osterholz genehmigt zu bekommen, musste die Finanzplanung überarbeitet werden. Schon vor der Sondersitzung des Gemeinderats stand fest, dass die Kommunalaufsicht den Haushaltsentwurf nur genehmigen wird, wenn die Gemeinde Abstand von den Planungen für einen Hallenbad-Neubau nimmt (wir berichteten). Und so sprachen sich die Ratsmitglieder nach emotionaler Diskussion mehrheitlich dafür aus, dem angepassten Haushaltsentwurf zuzustimmen.
Dass dies keine normale Ratssitzung werden wird, war schon davor bekannt. Denn im Fokus stand nicht weniger als die Zukunft des Dorfes am Weyerberg. Und so war den anwesenden Kommunalpolitikern die Anspannung in ihren Gesichtern anzusehen. Derzeit befindet sich die Gemeinde Worpswede in einer vorläufigen Haushaltsführung. Vorerst darf die Gemeinde zum Beispiel kein Geld für freiwillige Leistungen ausgeben. Darunter fällt etwa die Schaffung neuer Grünanlagen oder Freizeitangebote. Lediglich der Betrieb in der Gemeindeverwaltung wird aufrechterhalten und es können Projekte finalisiert werden, die im Zuge des vorherigen Haushalts noch nicht umgesetzt wurden.
„Durch unsere Vergangenheit stecken wir als Bedarfsgemeinde leider immer wieder in der Situation, dass wir bei den Haushaltsplanungen ganz genau gucken müssen, welchen Anträgen wir zustimmen. In diesem Jahr ist es allerdings zu einer Eskalation gekommen. Eine höchst missliche Lage, die wir so noch nicht kannten“, sagte Worpswede Bürgermeister Stefan Schwenke zu Beginn der Sitzung und ergänzte: „Jedes einzelne Mitglied des Gemeinderats besitzt eine Verantwortung. Und so muss hier eine nachvollziehbare Entscheidung getroffen werden. Um in dieser Gemeinde handlungsfähig zu sein und Projekte angehen zu können, brauchen wir einen genehmigten Haushalt.“
Das Worpsweder Hallenbad ist seit Jahren das Sorgenkind des Künstlerdorfs. Viele für den Betrieb des Bades notwendige Gerätschaften seien marode. So beschloss der Worpsweder Gemeinderat zum Ende des vergangenen Jahres, von einer kostspieligen Sanierung abzusehen und direkt ein neues Bad zu errichten. Kostenpunkt 16 Millionen Euro. Schon bei der Abstimmung war den Ratsleuten bewusst, dass ihnen das Vorhaben beim Einreichen des Haushaltskonzepts wahrscheinlich auf die Füße fallen wird. „Ich kann mich an eine lange und umfangreiche Diskussion kurz vor Weihnachten erinnern. Damals haben wir uns alle dafür ausgesprochen, für dieses Hallenbad zu kämpfen. Jetzt stehen wir vor massiven Problemen und werden von der Kommunalaufsicht gezwungen, eine falsche Entscheidung zu treffen und gegen unser Bad zu stimmen“, sagte Heiko Pankoke (CDU).
Frustrierte Ratsmitglieder
In den vergangenen Wochen und Monaten haben Worpsweder Bürgerinnen und Bürger verschiedene Aktionen gestartet, um zu signalisieren, dass sie sich für einen Hallenbad-Neubau einsetzen. So legten im Rahmen der Stadtradeln-Aktion 629 aktive Radler 103.253 Kilometer zurück. Die Volksbank Worpswede und die Sparkasse Rotenburg-Osterholz belohnte diese Leistung mit einer Spendensumme in Höhe von 1600 Euro. Der Bund förderte die Neubau-Pläne zudem mit sechs Millionen Euro. Weitere Förderungen blieben bislang aus. „Jeder regionale Politiker möchte sich mit dem Künstlerdorf Worpswede brüsten und jeder ist immer erstaunt, wie toll es doch bei uns ist. Doch unterstützen möchte uns niemand. Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen und sehe uns vom Landkreis immens unter Druck gesetzt“, sagte Eva Bunn (UWG).
Nach einer 20-minütigen Sitzungsunterbrechung und intensiven Diskussionen innerhalb der Fraktionen entschied man sich dafür, dem überarbeiteten Haushaltskonzept zuzustimmen und damit die Planungen für einen Hallenbad-Neubau vorerst auf Eis zu legen. Doch glücklich mit ihrer Entscheidung, wirkten die Kommunalpolitiker nicht. „Es ist bitter“, so Susanne Weichberger (Grüne). Auch die SPD-Fraktion zeigte sich enttäuscht. „Am Ende muss die Verantwortung überwiegen“, sagte Andreas Uphoff.
Worpswedes Bürgermeister Stefan Schwenke kann den Frust innerhalb des Gemeinderats nachvollziehen. Auch er habe sich gewünscht, dass die Bürgerinnen und Bürger in einigen Jahren in einem neuen Hallenbad ihre Bahnen ziehen können. „Ich kann den Frust wegen des Hallenbads absolut verstehen“, sagte er und ergänzte: „Uns liegen zahlreiche Anträge von Sport- und Kulturvereinen vor. Und auch die Tourist-Info muss weiter unterhalten werden. All das ist ohne genehmigten Haushalt nicht möglich.“
Kleine Hoffnung bleibt
Trotz des Dämpfers möchte der Worpsweder Gemeinderat weiter um sein Hallenbad kämpfen. So soll geprüft werden, inwieweit die vom Bund zugesicherten sechs Millionen Euro Fördergelder auch für einen Bau verwendet werden können, der nach 2027 fertiggestellt wird. Des Weiteren soll die Verwaltung auf Wunsch des Rats prüfen, inwiefern es möglich sei, weitere Fördergelder zu erhalten, um die Planungen für ein neues Bad doch noch in die Tat umsetzen zu können. “Auch die Einreichung eines Nachtragshaushalts beim Landkreis werden wir prüfen“, so der Bürgermeister. Bis dahin, so verspricht es Schwenke, werde man alles dafür tun, das Hallenbad durch notwendige Reparaturarbeiten so lange wie möglich am Laufen zu halten.