Es war ihr erster Bericht als Geschäftsführerin des Worpsweder Museumsverbunds, bekannt war ihr Gesicht im Ausschuss für touristische Entwicklung, Kunst und Kultur aber schon seit längerer Zeit. Ehe Imke Schumacher-Reichert am vergangenen Montag ihren Chefinnenposten antrat, hatte sie schon acht Monate lang für den Museumsverbund im Bereich Marketing gearbeitet und davor lange Jahre die Geschäftsstelle der Worpsweder Tourismus- und Kulturmarketing GmbH (WTG) im Philine-Vogeler-Haus geleitet. Jetzt sprach die studierte Kunstwissenschaftlerin, der im Museumsverbund zwei Kolleginnen mit je einer halben Stelle zur Seite stehen, über die kommenden Jahre unter ihrer Verantwortung. "Das könnten wie bei meinem Vorgänger Matthias Jäger auch 15 Jahre werden", meinte sie.
Zu einer Untersuchung über den Tourismus in Worpswede, die gerade im Ausschuss vorgestellt worden war und zu dem Ergebnis gekommen war, dass Kunst und Kultur bei den Besuchern, die in Worpswede übernachten, immer mehr an Bedeutung verlören, meinte Imke Schumacher-Reichert, dabei werde übersehen, dass viele Gäste der Museen sich in Hotels in Bremen einmieteten. So schlecht seien die Besucherzahlen in den Museen nämlich nicht.
Allerdings kämen recht wenig Gäste, die in Worpswede oder im Landkreis Osterholz wohnten. Viele würden anscheinend nicht wissen, dass die Jahreskarte für alle Museen des Verbunds für Einwohner des Landkreises nur 29 Euro koste. Aber auch der normale Preis sei mit 49 Euro recht niedrig. "Die wäre übrigens ein nettes Weihnachtsgeschenk", meinte die Geschäftsführerin.
Klar sei, dass die Museen stärker in der Region verankert werden müssten. Man solle sie mehr in den Alltag integrieren, auch als Rückzugsorte. "Dann trauen die Leute sich eher, mal ins Museum zu gehen." Das könne man auch mit Veranstaltungen erreichen, etwa mit den Stipendiaten der Künstlerhäuser. Der Museumsverbund arbeite nicht nur mit denen zusammen, sondern auch mit der Böttcherstraße in Bremen, dem Gerhard-Marcks-Haus, dem Overbeck-Museum und der Wirtschaftsförderung Bremen. Man werde auch versuchen, mehr Veranstaltungseinträge in allen möglichen Kalendern zu erhalten; die meisten davon seien kostenlos.
Wenn sie zu Tagungen von Euro-Art fahre, dem Zusammenschluss der europäischen Künstlerkolonien, solle jemand aus den Museen dabei sein als Vertreter aus der Praxis, wünscht sich Imke Schumacher-Reichert, sonst werde es zu theoretisch. An den Kassen der Museen werden die Besucher künftig gefragt, wie lange sie in Worpswede übernachten, wie alt sie sind und vor allem nach ihrer Postleitzahl, um besser zu erkennen, woher Worpswede-Touristen stammen. Insgesamt habe der Ort eine gute Ausgangsposition – er habe künstlerische Geschichte, mit den Künstlerhäusern aber auch aktuelle Kunst, und das in Verbindung mit Natur, wie es sie sonst nirgends gebe.
Anette Faouzi (CDU) lobte die innovativen Gedanken und äußerte die Hoffnung, dass sie sich auch verwirklichen lassen. Susanne Weichberger (Grüne) fand es wichtig, niederschwellige Angebote zu schaffen – Arie Hartog vom Gerhard-Marcks-Haus habe sogar eine Ausstellung in einem Supermarkt im Bremer Ortsteil Gröpelingen gemacht; das müsste in Worpswede doch auch möglich sein. Und der Ausschussvorsitzende Jochen Semken (UWG) findet das "Binnenmarketing" im Ort besonders wichtig: "Wir Worpsweder sind die Botschafter unseres Dorfes."