Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Lieblingsplatz: Emilia De Rosa Sprecherin der Osterholzer Kreis-Grünen: Abschalten an der Wassermühle

Emilia De Rosa ist die neue Ko-Sprecherin der Grünen im Landkreis Osterholz. Zum Abschalten sei sie gerne an der Meyenburger Wassermühle, erzählt sie in der heutigen Fiolge unserer Serie "Mein Lieblingsplatz".
25.06.2025, 18:17 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Ulf Buschmann

Emilia De Rosa lässt sich auf dem alten Mühlstein nieder. Hinter ihr dreht sich gemächlich das Wasserrad, während ihr Blick über den Mühlenteich schweift. „Ich glaube, das ist ein Platz, an dem ich zur Ruhe kommen kann“, sagt sie und lächelt. Die Meyenburger Wassermühle ist ihr Lieblingsort – vorausgesetzt, die eine Gans, die dort lebt, wird nicht aggressiv. In solchen Momenten sucht sich De Rosa dann doch lieber einen anderen Platz.

Ruhe ist in ihrem hektischen Alltag ein rares Gut. Die junge Frau jongliert mit zahlreichen Verpflichtungen: Sie studiert Rechtswissenschaften an der Universität Bremen, ist Vorsitzende des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften, hat zwei Studienjobs am Institut für Arbeits-, Gender- und Sozialrecht sowie am Studienzentrum ihres Fachbereichs. Und seit Ende April ist sie zusammen mit Helge Giepz Vorstandssprecherin des Grünen-Kreisverbands Osterholz – ein echter Generationswechsel, denn Wolfgang Goltsche, Jahrgang 1957 und bisher der starke Mann der Partei, war nicht wieder zur Wahl angetreten.

"Selbstverständlich engagiert"

Nicht nur in der Partei der Grünen ist Bewegung, auch vor der Wassermühle. Eine Gans nähert sich und will anscheinend ihr Revier verteidigen. Doch das hindert Emilia De Rosa zunächst nicht daran, von ihrem vielfältigen Engagement in der Studierendenvertretung zu erzählen: „Während der Orientierungswoche an der Bremer Uni bin ich auf meine Fachschaft aufmerksam geworden." Eher zufällig habe sie dann bald an ihrer ersten Tagung der Bundesfachschaft teilgenommen. „Inzwischen habe ich an meiner elften Tagung teilgenommen“, sagt die 23-Jährige und lächelt stolz. Eines der Herzensthemen der Bundesfachschaft ist die Reform der Juristenausbildung, die ihrer Meinung nach nicht mehr viel mit der Realität zu tun hat.

Lesen Sie auch

Von der Meta- zur Makro-Ebene bei den Grünen war es nur ein kleiner Schritt. Wie sie dorthin gekommen ist? „Das war ich selber“, sagt sie, in mittlerweile sicherer Entfernung von der Gans. Ihre Mutter, die sich zeitlebens zivilgesellschaftlich engagierte, habe den Grundstein gelegt. Aufgewachsen „irgendwo im Moor“ zwischen Uthlede und Sandstedt, erschien es Emilia De Rosa selbstverständlich, gegen den Bau einer atomaren Wäscherei der Eon-Tochter Dekonta und später gegen eine Bauschutt-Deponie in Driftsethe zu protestieren. Aus ihrem eigenen Protest heraus habe sie erkannt, "dass es falsch ist, immer nur zu reagieren“, erklärt Emilia De Rosa. Ihr Interesse am Umweltschutz habe sie schließlich zu den Grünen geführt. Über die Schwaneweder Ortsgruppe gelangte sie Ende März in den Kreisvorstand. „Das ist herausfordernd, weil man in große Fußstapfen tritt“, sagt sie.

Persönliches und Politisches

Ihre Agenda teilt die neue Kreissprecherin in zwei Teile: die eigene und die fürs Team. Das Zweite bedeute für sie, in den kommenden zwei Jahren ein starkes Team zu formen – nicht nur im Kreisvorstand, sondern auch in den Ortsverbänden. Emilia De Rosa hofft, dass die Grünen im Landkreis Osterholz die Marke von 500 Mitgliedern knacken. Auf der eigenen Agenda stehen zudem Klima- und Umweltschutz sowie Demokratieförderung. „Demokratie ist nichts Selbstverständliches“, betont De Rosa und verweist auf ihre Erfahrungen im Studium, wo sie die Gefahren für die Institutionen hautnah erlebt, wenn beispielsweise die AfD als hochschulpolitische Blockadepartei auftritt. „Ich möchte eine Gegenstimme bilden und Politik für Menschen machen, die sich nicht dem Faschismus ergeben können“, sagt sie.

Die Gefahr vor Ort könne sie schwer einschätzen. Zwar sei die AfD auch in der hiesigen Region laut, „aber im deutschlandweiten Vergleich geht von unserem Landkreis nicht die größte Gefahr aus.“ De Rosa schildert die Überschneidungen zwischen ihrem Studium und ihrem Engagement. Zusammen mit ihrer Fachschaft streite sie nun seit drei Jahren für eine Reform der juristischen Ausbildung – trotz Widerständen auch in den eigenen Reihen. Manche Studierende finden, alles solle bleiben, wie es ist. Doch das ist für Emilia De Rosa keine Option. Beharrlich verfolgt sie ihr Ziel, auch wenn der notwendige Pragmatismus und die Kompromisse sie ein wenig beunruhigen.

Und wie stellt sich die 23-Jährige ihre eigene Zukunft vor? Bis 2027 will Emilia De Rosa ihr Jura-Studium abschließen, um danach bis 2030 zu promovieren. Sie könne es sich auch vorstellen, ein politisches Amt zu übernehmen – wenn, dann sicherlich bei den Grünen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)