Hambergen. "Wir wollen weitermachen", sagt Liane Lütjen, Leiterin der Kindergarten Waldorfinitative Morgenstern in Hambergen-Ströhe. Nach derzeitigem Stand müsste die Kita, die nach dem Waldorf-Konzept arbeitet, zum neuen Kindergartenjahr im Herbst 2022 die Tür schließen. Dabei erfreue sich die Einrichtung großer Beliebtheit, betont Lütjen. Es gebe sogar schon Wartelisten. Das Interesse komme dabei nicht nur aus der Samtgemeinde Hambergen. "Wir würden gerne Kinder aus dem gesamten Landkreis aufnehmen", bestätigt Liane Lütjen.
Die Eltern haben inzwischen eine Online-Petition gestartet, um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen. "Wir sind so froh und dankbar, dass unsere Kinder hier sein dürfen, und das soll auch so bleiben", schreibt Susanne Ganas in Vertretung der Eltern. Das Gebäude, die ehemalige Grundschule Ströhe, sei mit vielen Steuergeldern zum Kindergarten umgebaut worden. Es gebe auch keine weiteren Nutzungspläne, so Ganas weiter. Eine Schließung sei nicht nachvollziehbar. "Wir sind nicht bereit allein aus politischer Motivation heraus den Kindergarten Morgenstern aufzugeben und unseren Kindern einen Wechsel zuzumuten", heißt es weiter in der Petition.
Klage eingereicht
Liane Lütjen bestätigt allerdings, dass der Träger, die Hofgemeinschaft Verlüßmoor, nur einen befristeten Vertrag mit der Samtgemeinde Hambergen geschlossen hat. Dieser lief zunächst bis Herbst dieses Jahres, sei aber bereits um ein Jahr verlängert worden.
Auf diesen befristeten Vertrag beruft sich nun die Samtgemeindeverwaltung. Liana Lütjen sagt aber, dass die Gemeinde immer eine Weiterführung der Kita in Aussicht gestellt habe. Es sollten dazu später Gespräche geführt werden, so Liane Lütjen. Das werde nun jedoch vonseiten der Verwaltung abgestritten. "Leider war das immer nur mündlich zugesagt", erklärt die Kita-Leiterin.
Auf Nachfrage der Redaktion erklärt die Verwaltung, derzeit dazu keine Stellungnahme abgeben zu können. Es sei eine Klage anhängig, erklärt Marco Ehrichs, allgemeiner Vertreter von Samtgemeinde-Bürgermeister Reinhard Kock. Adressat dieser Klage sei der Landkreis Osterholz als Träger der Jugendhilfe, die er an ihre Mitgliedskommunen delegiert hat. Die Hofgemeinschaft habe ein Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht angestrengt und diesem wolle die Samtgemeindeverwaltung nicht vorgreifen.
Kita Thema im Samtgemeinderat
Zudem verweist die Verwaltung auf die bevorstehende Sitzung des Samtgemeinderates am Mittwoch, 23. Juni, ab 19 Uhr in der Mensa der Kooperativen Gesamtschule Hambergen. Eva Rentzow (Linke) hat gemeinsam mit Katja Barz (UKA) einen Antrag zur Kita eingereicht, der unter Tagesordnungspunkt Zehn behandelt werden soll. Die beiden Politikerinnen wollen unter anderem, dass die Samtgemeinde mit der Hofgemeinschaft Verlüßmoor über eine Verlängerung verhandelt. Das pädagogische Konzept der Waldorfinitiative sei eine Bereicherung. Zudem kritisieren sie, dass die Samtgemeindemitglieder nicht über eine Schließung oder Weiterführung debattieren und abstimmen konnten.
Die Verwaltung führt in der öffentlichen Vorlage zu jener Ratssitzung hingegen aus, dass der Fall der Kita Morgenstern insbesondere im Zusammenhang mit der Übernahme der Zuständigkeit für die Kinderbetreuung durch die Samtgemeinde diskutiert worden sei. Auch bei den Haushaltsberatungen sei die Kita Morgenstern Thema gewesen. Dazu gibt es in der Sitzung vermutlich noch Redebedarf.
Hoffnung auf mehr
Die Kita Morgenstern war als Zwischenlösung gedacht, zumindest aus Sicht der Samtgemeinde Hambergen. 2019 gab es ein großes Defizit bei Kindergärtenplätzen, besonders in Vollersode. Die Ratsmitglieder taten sich schwer mit einer Entscheidung für einen Neubau. Vollersode musste einige Kinder in der Kita in Hambergen unterbringen - der Bedarf konnte aber nicht gänzlich gedeckt werden. Es entstand die Idee für eine Interimslösung in der Grundschule Hambergen-Ströhe. Obwohl die Mitgliedsgemeinden zu jenem Zeitpunkt noch für die Kindergärten für Kinder über drei Jahren zuständig waren, übernahm die Samtgemeinde die Zuständigkeit für die Kita Morgenstern. So war es einfacher, auch Engpässe in anderen Gemeinden abzudecken. Inzwischen hat die Samtgemeinde die Kindertagesbetreuung komplett übernommen.
Der Hofgemeinschaft wurde die Trägerschaft dieser Interims-Kita angedient. Sie willigte ein. Liane Lütjen erinnert allerdings daran, dass sie schon vorher einen Kindergarten nach Waldorfpädagogik im Sinn hatte. Da sei von der Interimslösung in Ströhe noch keine Rede gewesen. Erst gab es Überlegungen, die Kita auf dem Hof in Verlüßmoor zu realisieren. Dann kam das Grundstück der ehemaligen Gaststätte Postels ins Gespräch. Ein Bauunternehmer bot an, die Kita dort zu bauen und der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Doch die Mehrheit der Vollersode wollte dabei nicht mitziehen. Stattdessen ging die Hofgemeinschaft auf das Angebot mit der Interimslösung in Ströhe ein, hoffte aber immer auf mehr.