Mitte kommenden Jahres will der Landkreis Osterholz mit dem Bau seines Pflegeheims beim Kreiskrankenhaus beginnen. Das gab Immobilienmanager Thore Meyer jetzt im Sozialausschuss des Kreistags bekannt. Der Amtsleiter rechnet mit Baukosten zwischen 20 und 25 Millionen Euro. Im November werde der Bauantrag eingereicht und dann liege auch eine Kostenberechnung vor, so Meyer. Mit der Landkreis-Einrichtung entstehen 20 Plätze für demenziell Erkrankte sowie 40 Heimplätze für die Kurzzeitpflege.

Die Wiese hinterm Kreiskrankenhaus, auf der das neue Pflegeheim entstehen soll.
Als der Kreistag das Projekt vor knapp vier Jahren beschloss, standen 17,65 Millionen Euro und ein Betriebsbeginn 2023/24 im Raum. Doch EU-weit ausgeschriebene Untersuchungen zu Machbarkeit und Objektplanung beschäftigten Planer und Kreisverwaltung länger als erwartet, und auch die nötige Änderung des Bebauungsplans durch die Stadt Osterholz-Scharmbeck erwies sich als zeitraubend. Unter anderem galt es dabei, die Erschließungsfrage zu lösen (wir berichteten). Unterdessen kletterten die Preise. Inzwischen rechnet Meyer mit einer Fertigstellung im Februar 2026.
Zeit kostet Geld
Die Ausschussvorsitzende Marianne Grigat (SPD) verwies darauf, dass die Verzögerung das Projekt verteure. Die nun avisierte Einweihung in zweieinhalb Jahren komme aber wohl noch rechtzeitig, witzelte die Abgeordnete, denn diese werde zeitlich mit ihrem Rückzug aus der Kommunalpolitik zusammenfallen. Wichtiger noch sei, dass das Projekt "politisch gewollt" sei, betonte Grigat, die im Dezember 70 wird. Auf dem Markt gebe es viel zu wenig spezialisierte Angebote dieser Art.
Das unterstrich auch die Kreisdezernentin Heike Schumacher: Weil es Kurzzeitpflegeplätze in den stationären Einrichtungen nur "eingestreut" gebe, sei das Angebot oft gerade dann nicht nutzbar, wenn Betroffene es brauchen – sei es als Überbrückung nach einem Klinikaufenthalt oder zur Entlastung pflegender Angehöriger. Als Kurzzeitpflege gilt ein Pflegeheim-Aufenthalt von bis zu acht Wochen. Die häufigen Wechsel und die erschwerte Planbarkeit machen ein solches Angebot aus Betreibersicht wenig lukrativ.
An Bedürfnissen orientiert
Nach Angaben von Nicole Bickschlag, Leiterin der Heimaufsicht, werden derzeit etwa 50 der kreisweit 1400 Heimplätze für die Kurzzeitpflege genutzt. Mit der geplanten Einrichtung hinter dem Kreiskrankenhaus wird überdies auch das Angebot für Demenzkranke erweitert. Gerade diesen Menschen dürfte die Architektur des Neubaus entgegenkommen, der von einem Hamburger Büro konzipiert wurde.
Sechs separate Wochengruppen mit jeweils zehn Plätzen, eigener Pantry und Gemeinschaftsraum sind vorgesehen. Jedes Einzelzimmer hat ein eigenes Bad und jeder Wohnbereich einen grünen Innenhof. Im vorderen Bereich zwischen Parkplatz und Haupteingang ist eine parkähnliche Anlage vorgesehen, im rückwärtigen Bereich gen Heidloge befinden sich eingezäunte Gerontogärten.
Erschlossen wird das Gelände vom Süden aus, von der Wiesenstraße. Die 70 Krankenhaus-Parkplätze an der dortigen Zufahrt zur Notaufnahme sollen um 58 für die neue Einrichtung erweitert werden. Baumpflanzungen und Fahrradstellflächen sind ebenfalls vorgesehen.
Der geklinkerte Flachdachbau wird nach dem "Effizienzhaus 40"-Standard erstellt und verfügt über insgesamt 5174 Quadratmeter Bruttogrundfläche, verteilt auf zwei barrierefreie Geschosse. Nach Westen zweigt im Parterre ein Versorgungsgang ab, der zur Rückseite des Kreiskrankenhauses führt.
Besondere Gebäudetechnik
Das Heim soll eine Fotovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher aufs Dach bekommen, die stolze 190 Kilowatt-Peak leisten wird. Zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen für die Wärmeversorgung sowie eine Lüftungsanlage nebst Begrünung werden außerdem oben aufs Gebäude gepackt. Die Pflegezimmer erhalten Fenster mit Dreifachverglasung – Fensterlüftung ist in erster Linie in dem Gebäudeteil mit den Technik- und Personalräumen vorgesehen. Regenwassertanks für die Toilettenspülung sowie für die Bewässerung der Außenanlagen runden das Baupaket ab.
Wegen der Brut- und Setzzeit soll mit der Vorbereitung des Baufelds möglichst schon im März begonnen werden, sagte Amtsleiter Thore Meyer. Er erklärte den Ausschussmitgliedern auf Nachfrage, der Kreisbehindertenbeauftragte werde den Entwurf zur Stellungnahme vorgelegt bekommen, der im November auch an die Baugenehmigungsbehörde gehe. Eine Notstromversorgung solle es geben, aber eine zentrale Sauerstoffanlage für Beatmungsgeräte wie im Kreiskrankenhaus sei nicht vorgesehen. Gebaut werde nach erhöhten Brandschutzanforderungen. Intelligente Lüftungstechnik soll dabei eine eigene Klimaanlage entbehrlich machen.
Zu der Kostenfrage, die Erika Simon von den Grünen aufgeworfen hatte, erklärte Meyer: "Wir haben es mit nie gekannten, extremen Baupreis-Steigerungen zu tun." Zusätzliche Plan-Details sorgten dafür, dass man am Ende bei "Mitte 20 Millionen Euro" landen könnte. Die Verwaltung sei aber weiterhin rundum überzeugt von dem Projekt und der Ausführung.