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Bremen neu in Sonderkategorie Öffnung des Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreises löst Kontroverse aus

Erpressung oder Bereicherung? Die Öffnung des Regionalwettbewerbs beim Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis auch für Bewerbungen aus Bremen hat unter Osterholzer Kulturpolitikern eine Kontroverse ausgelöst.
03.12.2024, 05:00 Uhr
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Öffnung des Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreises löst Kontroverse aus
Von Bernhard Komesker

Die jüngste Weiterentwicklung des Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreises ist aus Sicht der Kreisverwaltung eine Erfolgsgeschichte. Mit der nationalen Ausschreibung des Hauptpreises, der Anhebung und Verstetigung des Geldzuflusses für den Förderpreis und der Öffnung des Sonderpreises für Bewerber aus dem Land Bremen geht nach den Worten von Jana Lindemann eine spürbare Aufwertung einher. Die Leiterin des Amtes für Kreisentwicklung stellte im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus jetzt einige Schlüsselaktivitäten aus dem Kreisentwicklungskonzept 2030 näher vor, zu denen auch der Kunstpreis des Landkreises zählt.

Um beim Sonderpreis für mehr Qualität und Quantität zu sorgen, waren bei der 2024er Auflage in dieser Kategorie erstmalig auch Einsendungen aus Bremen zugelassen. Die Rechnung ging auf: Nach zuletzt nur sieben Beiträgen aus dem Kreisgebiet gab es in diesem Jahr rund 40, darunter zehn aus dem Landkreis und 30 aus Bremen. Der Sonderpreis 2024 ging auch prompt an eine Hansestädterin, nämlich an die aus Nigeria stammende Ngozi Ajah Schommers. Ein Preisgeld gibt es nicht, aber eine Präsentation in Ausstellung und Katalog sowie die Option, eine oder mehrere Arbeiten an den Landkreis Osterholz zu verkaufen; zuletzt standen 4000 Euro dafür im Jahresetat bereit.

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Monica Röhr (CDU) übte scharfe Kritik daran, wie es zur Ausdehnung des Bewerberkreises auf Bremen und Bremerhaven kam. Zwar verbrachte Paula Modersohn-Becker – nur oder immerhin – ihre Jugendzeit in Bremen. Zugleich aber gebe der Landkreis mit der Öffnung des Sonderpreises für Bremen ein Pfund aus der Hand. Röhr ließ durchblicken, dass Vereinnahmung und Verwässerung drohen könnten. Matthias Jäger vom Verbund der Worpsweder Museen widersprach, indem er das Echo in den genannten Zahlen ausdrückte. Im Hintergrund, so räumte er ein, gehe es auch darum, das Land Bremen an Bord der Barkenhoff-Stiftung zu behalten. Um hanseatische Mittel für die Künstlerförderung im Kreisgebiet zu sichern, sei der Sonderpreis geöffnet worden – und die Resonanz deute auf ein geglücktes Manöver hin, so Jäger.

"Ein bisschen kleinkariert"

Röhr erwiderte, sie sehe sich bestätigt. Sie empfinde den Schritt eher als Nötigung, bei der Modersohn-Beckers biografische Bremen-Bezüge als Mittel zum Zweck dienten. Das Nachsehen könnten Kunstschaffende aus dem Kreisgebiet haben. Während der Ausschussvorsitzende Peter Schnaars (SPD) erklärte, eine größere künstlerische Vielfalt bei den Einsendungen sei willkommen, wurde UWG-Mann Jochen Semken nachdrücklicher: Er halte Röhrs Bedenken für "ein bisschen kleinkariert". Als die Kunsthalle Bremen 2008 die Künstlerin groß gewürdigt habe, konnte gerade auch Worpswede sehr davon profitieren. Alles spreche für eine intensivere Zusammenarbeit.

Die Lilienthaler Christdemokratin hingegen fühlte sich missverstanden; ihre Kritik gelte der Bremer Rückzugsdrohung, die nun auch nicht gerade für ein nachbarschaftliches Miteinander spreche. Der Ausblick auf das geplante Modersohn-Becker-Jahr 2025/26 im Rahmen des Zeitenwende-Projekts stimmte Röhr am Ende versöhnlicher. Matthias Jäger hatte den Abgeordneten eine erste Bilanz zum Hoetger-Jahr 2024 vorgelegt. Die Besucherzahlen der entsprechenden Ausstellungen in Kunstschau, Kunsthalle und auf dem Barkenhoff hatten zwar erwartungsgemäß nicht an das Vogeler-Jubiläum 2022 herangereicht (wir berichteten). Dennoch seien die beteiligten Häuser überaus zufrieden.

Vom Hoetger-Jahr ins Paula-Jahr

Bei Bernhard Hoetger handele es sich nun mal um eine künstlerisch wie biografisch "sperrige, in sich widersprüchliche Persönlichkeit", so der Verbundsgeschäftsführer. Es sei gelungen, diese kritisch zu hinterfragen und Leben und Werk für viele Besucher interessant zu machen. Jäger hat von Anfang März bis Ende Oktober insgesamt 770 Presse-Erwähnungen gezählt mit einer Reichweite von hochgerechnet 122,4 Millionen Kontakten. Das sei ein sehr guter Wert, zumal ein Bildhauer durchaus schwieriger zu vermarkten sei als ein Maler. "Der Kinofilm hat uns sehr geholfen." Er trug denselben Untertitel wie das Hoetger-Programm: "Zwischen den Welten".

Im kommenden Jahr beginnt im Juni dann "Der unteilbare Himmel – Paula Modersohn-Becker und ihre Weggefährtinnen", was bis 2026 hineinreichen werde, denn dann steht der 150. Geburtstag der Künstlerin an, die zu Lebzeiten gerade mal fünf Bilder verkaufen konnte. Parallel wird auch Bernhard Hoetger noch eine Rolle spielen, und zwar vor allem als Architekt: Im kommenden Jahr soll "sein" Kaffee Worpswede wiedereröffnet werden, das derzeit saniert wird, gefolgt von "100 Jahre Große Kunstschau" im Jahr 2027.

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