Landkreis Osterholz. Der Landkreis Osterholz will in Zukunft für bessere Regionalbus-Verbindungen im Kreisgebiet sorgen. Häufigere Fahrten sollen mehr Menschen zum Verzicht auf das Auto bewegen. Als Verkehrsdezernent Domink Vinbruck im Fachausschuss des Kreistags erste Pläne der Verwaltung vorstellte, bekam er so viel Politiker-Lob zu hören, dass er am Ende die Euphorie der Abgeordneten bremste: "Das wird einiges an Geld kosten und etliche Jahre dauern", sagte er. Den Anfang könnten nach seinen Worten frühestens Ende 2021 die Buslinien 630 und 670 machen.
Der 630er fährt von Bremen über Lilienthal, Grasberg und Tarmstedt nach Zeven. Der Kreisbehörde schwebt die Aufwertung der Linie 630 zur Landesbuslinie vor, sodass Fördermittel aus Hannover fließen. Argumentationshilfe liefert den Osterholzern und dem zuständigen VBN-Zweckverband ein Gutachten, das vor einigen Jahren ein ansehnliches Fahrgastpotenzial aufgezeigt hattet. "Das Angebot ist auch heute schon sehr gut", erklärte der Dezernatsleiter. Es gebe nur kleinere Taktlücken an Vormittagen und Wochenenden zu schließen - im Einvernehmen mit dem Nachbarlandkreis Rotenburg.
670er am Wochenende häufiger
Die Anerkennung als landesbedeutsame Verbindung hat der 670er Bus hingegen bestanden. Damit gingen Ende 2019 eine Taktverdichtung sowie moderne, barrierefreie Fahrzeuge einher. Der Regionalbus fährt von Worpswede über Lilienthal nach Bremen und zurück; zum nächsten Fahrplanwechsel Mitte Dezember soll Vinbruck zufolge das Wochenendangebot der Linie 670 weiter ausgebaut werden.

Der Osterholzer Verkehrsdezernent Dominik Vinbruck stellte die Landkreis-Pläne vor.
Weitere, größere Schritte sollen ab Ende 2022 folgen. Für die nötigen Verbesserungen auf der Linie 640 aber sei wochenends und auch werktags "richtig viel zu tun", erklärte Vinbruck. Eine spürbare Aufwertung zum Stundentakt solle vor allem den Abschnitt von Osterholz-Scharmbeck nach Worpswede betreffen; weiter nördlich hingegen (über Hüttenbusch und Gnarrenburg nach Bremervörde) bliebe es nach jetziger Planung bei kosmetischen Anpassungen.
Viertens ist da die Linie 680 von Wallhöfen und Hambergen über Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude nach Bremen-Burg und -Gröpelingen. Dass dieser Bus bisher den Betrieb sonnabendmittags einstellt, "geht heutzutage einfach nicht mehr", unterstrich der Kreisbeamte. Werktags sei das Angebot momentan "okay". Und weil es in Burg schnelle Anschlüsse Richtung Bremer City gibt, werde bereits geprüft, die Schluss-Etappe nach Gröpelingen entfallen zu lassen.
680er mit Sprint-Variante
Die Stadt Osterholz-Scharmbeck will ihrerseits für den 680er werktags einen 30-Minuten-Takt auf dem Abschnitt vom Kreisstadt-Bahnhof bis Bremen-Burg. Vinbruck betonte, eine solche Verdichtung wäre überwiegend von der Stadt selbst zu finanzieren, die ihrerseits sicher Ritterhude beteiligt sehen wolle.
Ähnlich verhalte es sich mit der Gemeinde Schwanewede und ihrem Wunsch nach einem Schnellbus vom Ortskern über Eggestedt und Ihlpohl zum Bahnhof Oslebshausen. "Wir nehmen das alles in die Prüfungen mit rein", versprach der Verkehrsdezernent, der bei Fördermittelakquise und Betriebsstart eine Landkreis-Hilfe für denkbar hält. Klar sei aber auch: Mehr ÖPNV-Komfort wollen alle Gemeinden. Schwanewede und auch Lilienthal wenden dafür schon seit einiger Zeit auch eigene kommunale Mittel auf.
Zuschussbedarf im Westen
Für drei weitere Linien wird es aus Landkreis-Sicht eher mittel- bis langfristig tagsüber ein Grundangebot im Stundentakt (täglich außer sonntags) geben. Am ehesten könnte aus diesem Trio eine Verbesserung der Linie 677 finanzierbar sein: von Bremen-Vegesack über Schwanewede und Meyenburg nach Uthlede. Die Verwaltung will zu den Haushaltsberatungen im nächsten Jahr erste Kostenschätzungen für ihre Pläne vorlegen.
"Richtig teuer" dürfte es voraussichtlich werden, den 650er und den 660er häufiger fahren zu lassen. Die Linie 650 (Osterholz-Scharmbeck - Heilshorn - Eggestedt - Schwanewede - Neuenkirchen) hat außerhalb der Schulzeit bisher "kein ernst zu nehmendes Angebot". Und der 660er (Hagen - Garlstedt - Ihlpohl - Bremen-Burg) leidet unter der geringen Siedlungsdichte im Streckenverlauf. Mit einer modifizierten Linienführung, einem dichteren Takt oder der Beibehaltung der Bremer Etappe bis zum Hauptbahnhof sei dem geringen Umstiegspotenzial auch kaum beizukommen, so Vinbruck.
"Zeitvorteil des Autos verkleinern"
Marie Jordan (CDU) sagte, sie sei sich da nicht so sicher. So wäre etwa die Bundeswehr sehr an mehr Fahrten freitagsmittags und sonntagsabends interessiert. André Hilbers (Grüne) warb unterdessen dafür, den Bus-Betrieb wegen der Bremer Kulturveranstaltungen abends nicht schon gegen 22 Uhr einzustellen. Er sei zudem sicher: Von den Schnellbus-Optionen würden Scharmbeckstotel, Ritterhude, Ihlpohl und Schwanewede enorm profitieren. Wer mit dem Bus 60 Minuten in die City brauche, steige nicht um, wenn es mit dem Auto doppelt so schnell geht, so Hilbers. Bei 45 Bus-Minuten und weniger sehe die Sache schon anders aus.
Bernd Rugen (Linke) erklärte, neben Landkreis und Kommunen seien auch Bund und Land gefordert, sich finanziell zu engagieren. "Jeder Umstieg tut dem Klima gut", betonte Rugen. Er erfuhr, dass eine direkte Busverbindung von Lilienthal über die K 8 nach Osterholz-Scharmbeck zu wenig Fahrgastpotenzial hätte. Vinbruck erklärte: "Es ist eben alles nach Bremen ausgerichtet." Es genüge, mit der Linie 670 gesichert guten Anschluss an den 640er in die Kreisstadt zu haben; auch von einer Verlängerung des 670ers über Worpswede hinaus nach OHZ rate er ab. Überlange Linien wie etwa die 680 gelten als verspätungsanfällig.