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Stärkung etablierter Linien Kreis will Busnetz verstärken

Der Landkreis Osterholz will das Busnetz im Kreisgebiet stärken. Mittelfristig wird für sieben Hauptlinien werktags ein Stundentakt angestrebt. Für Scharmeckstotel und Schwanewede sind Schnellbusse im Gespräch.
17.08.2021, 05:00 Uhr
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Kreis will Busnetz verstärken
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Der Landkreis Osterholz will in Zukunft für bessere Regionalbus-Verbindungen im Kreisgebiet sorgen. Häufigere Fahrten sollen mehr Menschen zum Verzicht auf das Auto bewegen. Als Verkehrsdezernent Domink Vinbruck im Fachausschuss des Kreistags erste Pläne der Verwaltung vorstellte, bekam er so viel Politiker-Lob zu hören, dass er am Ende die Euphorie der Abgeordneten bremste: "Das wird einiges an Geld kosten und etliche Jahre dauern", sagte er. Den Anfang könnten nach seinen Worten frühestens Ende 2021 die Buslinien 630 und 670 machen.

Der 630er fährt von Bremen über Lilienthal, Grasberg und Tarmstedt nach Zeven. Der Kreisbehörde schwebt die Aufwertung der Linie 630 zur Landesbuslinie vor, sodass Fördermittel aus Hannover fließen. Argumentationshilfe liefert den Osterholzern und dem zuständigen VBN-Zweckverband ein Gutachten, das vor einigen Jahren ein ansehnliches Fahrgastpotenzial aufgezeigt hattet. "Das Angebot ist auch heute schon sehr gut", erklärte der Dezernatsleiter. Es gebe nur kleinere Taktlücken an Vormittagen und Wochenenden zu schließen - im Einvernehmen mit dem Nachbarlandkreis Rotenburg.

670er am Wochenende häufiger

Die Anerkennung als landesbedeutsame Verbindung hat der 670er Bus hingegen bestanden. Damit gingen Ende 2019 eine Taktverdichtung sowie moderne, barrierefreie Fahrzeuge einher. Der Regionalbus fährt von Worpswede über Lilienthal nach Bremen und zurück; zum nächsten Fahrplanwechsel Mitte Dezember soll Vinbruck zufolge das Wochenendangebot der Linie 670 weiter ausgebaut werden.

Weitere, größere Schritte sollen ab Ende 2022 folgen. Für die nötigen Verbesserungen auf der Linie 640 aber sei wochenends und auch werktags "richtig viel zu tun", erklärte Vinbruck. Eine spürbare Aufwertung zum Stundentakt solle vor allem den Abschnitt von Osterholz-Scharmbeck nach Worpswede betreffen; weiter nördlich hingegen (über Hüttenbusch und Gnarrenburg nach Bremervörde) bliebe es nach jetziger Planung bei kosmetischen Anpassungen.

Viertens ist da die Linie 680 von Wallhöfen und Hambergen über Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude nach Bremen-Burg und -Gröpelingen. Dass dieser Bus bisher den Betrieb sonnabendmittags einstellt, "geht heutzutage einfach nicht mehr", unterstrich der Kreisbeamte. Werktags sei das Angebot momentan "okay". Und weil es in Burg schnelle Anschlüsse Richtung Bremer City gibt, werde bereits geprüft, die Schluss-Etappe nach Gröpelingen entfallen zu lassen.

680er mit Sprint-Variante

Die Stadt Osterholz-Scharmbeck will ihrerseits für den 680er werktags einen 30-Minuten-Takt auf dem Abschnitt vom Kreisstadt-Bahnhof bis Bremen-Burg. Vinbruck betonte, eine solche Verdichtung wäre überwiegend von der Stadt selbst zu finanzieren, die ihrerseits sicher Ritterhude beteiligt sehen wolle.

Ähnlich verhalte es sich mit der Gemeinde Schwanewede und ihrem Wunsch nach einem Schnellbus vom Ortskern über Eggestedt und Ihlpohl zum Bahnhof Oslebshausen. "Wir nehmen das alles in die Prüfungen mit rein", versprach der Verkehrsdezernent, der bei Fördermittelakquise und Betriebsstart eine Landkreis-Hilfe für denkbar hält. Klar sei aber auch: Mehr ÖPNV-Komfort wollen alle Gemeinden. Schwanewede und auch Lilienthal wenden dafür schon seit einiger Zeit auch eigene kommunale Mittel auf.

Zuschussbedarf im Westen

Für drei weitere Linien wird es aus Landkreis-Sicht eher mittel- bis langfristig tagsüber ein Grundangebot im Stundentakt (täglich außer sonntags) geben. Am ehesten könnte aus diesem Trio eine Verbesserung der Linie 677 finanzierbar sein: von Bremen-Vegesack über Schwanewede und Meyenburg nach Uthlede. Die Verwaltung will zu den Haushaltsberatungen im nächsten Jahr erste Kostenschätzungen für ihre Pläne vorlegen.

"Richtig teuer" dürfte es voraussichtlich werden, den 650er und den 660er häufiger fahren zu lassen. Die Linie 650 (Osterholz-Scharmbeck - Heilshorn - Eggestedt - Schwanewede - Neuenkirchen) hat außerhalb der Schulzeit bisher "kein ernst zu nehmendes Angebot". Und der 660er (Hagen - Garlstedt - Ihlpohl - Bremen-Burg) leidet unter der geringen Siedlungsdichte im Streckenverlauf. Mit einer modifizierten Linienführung, einem dichteren Takt oder der Beibehaltung der Bremer Etappe bis zum Hauptbahnhof sei dem geringen Umstiegspotenzial auch kaum beizukommen, so Vinbruck.

"Zeitvorteil des Autos verkleinern"

Marie Jordan (CDU) sagte, sie sei sich da nicht so sicher. So wäre etwa die Bundeswehr sehr an mehr Fahrten freitagsmittags und sonntagsabends interessiert. André Hilbers (Grüne) warb unterdessen dafür, den Bus-Betrieb wegen der Bremer Kulturveranstaltungen abends nicht schon gegen 22 Uhr einzustellen. Er sei zudem sicher: Von den Schnellbus-Optionen würden Scharmbeckstotel, Ritterhude, Ihlpohl und Schwanewede enorm profitieren. Wer mit dem Bus 60 Minuten in die City brauche, steige nicht um, wenn es mit dem Auto doppelt so schnell geht, so Hilbers. Bei 45 Bus-Minuten und weniger sehe die Sache schon anders aus.

Bernd Rugen (Linke) erklärte, neben Landkreis und Kommunen seien auch Bund und Land gefordert, sich finanziell zu engagieren. "Jeder Umstieg tut dem Klima gut", betonte Rugen. Er erfuhr, dass eine direkte Busverbindung von Lilienthal über die K 8 nach Osterholz-Scharmbeck zu wenig Fahrgastpotenzial hätte. Vinbruck erklärte: "Es ist eben alles nach Bremen ausgerichtet." Es genüge, mit der Linie 670 gesichert guten Anschluss an den 640er in die Kreisstadt zu haben; auch von einer Verlängerung des 670ers über Worpswede hinaus nach OHZ rate er ab. Überlange Linien wie etwa die 680 gelten als verspätungsanfällig.

Zur Sache

Osterholz-Takt und Bahn-Anschluss

Der Landkreis Osterholz plant für sieben Buslinien ein attraktives und einheitliches Grundangebot. Es bedeutet: montags bis freitags 60-Minuten-Takt von 6 bis 20 Uhr sowie eine Ankunft vor 6 Uhr in Bremen, Osterholz-Scharmbeck oder Zeven und abends eine Abfahrt gegen 22 Uhr. Sonnabends 60-Minuten-Takt von 7 bis 20 Uhr sowie abends eine Abfahrt gegen 22 Uhr. Sonn- und feiertags: Zwei-Stunden-Takt von 7 bis 22 Uhr.

Dezernent Dominik Vinbruck sagte, man richte die Fahrpläne nach einer guten Anbindung an den Bahnhof Osterholz-Scharmbeck aus. Für die geplante Einführung eines weitgehenden 30-Minuten-Takts auf der Regio-S-Bahn Linie 2 seien aber noch Bauarbeiten an Bahnsteigen und Signalanlagen nötig. Momentan rechne er für die RS 2 mit ersten Verstärker-Zügen ab Ende 2022; danach werde es noch ein weiteres Jahr dauern, bis alle 30 Minuten eine Regionalbahn fahren kann. Die Zeit zwischen 9 und 12 Uhr bleibe aber auch anschließend wegen des Güterverkehrs ein Nadelöhr.

"Der Landkreis sitzt dabei nicht mit am Verhandlungstisch", unterstrich der Dezernent. Dadurch sowie durch die bundesweit geplante Einführung eines Deutschland-Takts ergeben sich zusätzliche Fragezeichen, bis die Busse in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre mit einem „Osterholz-Takt“ darauf abgestimmt sind. Vinbruck setzte hinzu, es brauche bei den Zuschüssen ohnehin einen langen Atem: Wegen der Umstiegsfaktoren Autokauf, Arbeitsplatz und Wohnort sei nicht damit zu rechnen, dass die Fahrgastzahlen schlagartig und sprunghaft steigen.

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