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Verwaltung hat Familienhilfe umstrukturiert / Eigene Kräfte ergänzen externe Anbieter / Dezernentin zufrieden Landkreis setzt auf eigene Sozialpädagogen

Landkreis Osterholz. Seit der Landkreis Osterholz wieder eigene Familienhelfer beschäftigt, kann das Jugendamt bei Krisen und Konflikten flexibler und direkter helfen. Das geht aus einer Auswertung hervor, die der Jugendhilfeausschuss auf seiner jüngsten Sitzung billigte.
28.07.2015, 00:00 Uhr
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Landkreis setzt auf eigene Sozialpädagogen
Von Bernhard Komesker

Seit der Landkreis Osterholz wieder eigene Familienhelfer beschäftigt

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kann das Jugendamt bei Krisen und Konflikten flexibler und direkter helfen. Das geht aus einer Auswertung hervor, die der Jugendhilfeausschuss auf seiner jüngsten Sitzung billigte.

Seit einem knappen Jahr beschäftigt der Landkreis fünf Sozialpädagogen, die den externen Fachkräften der freien Träger zunehmend einen Teil der Arbeit abnehmen. Die Familienbegleitung durch hauseigenes Personal soll im kommenden Jahr noch ausgebaut werden: Bei drei Enthaltungen entschied der Ausschuss jetzt, fünf weitere Kräfte einzustellen. Finanziert werden sollen die neuen Mitarbeiter zu hundert Prozent aus den eingesparten Honorar- und Sachmittelkosten.

„Der Erfolg hat unsere Erwartungen noch übertroffen“, sagte die Sozialdezernentin Heike Schumacher, die maßgeblich an der Neuausrichtung der sozialpädagogischen Familienhilfe mitwirkt hatte. „Wir sind näher an die Familien herangerückt“, so Schumacher. Jugendamtsleiterin Hanna Ahrens bestätigte, die Perspektive der eigenen Praktiker habe ihrer Behörde insgesamt sehr gut getan. „Wir sind handlungsfähiger geworden.“

Bis zur Einstellung der ersten fünf Familienbegleiter bediente sich die Kreisverwaltung folgender Auftragnehmer: SOS-Kinderdorf, Hans-Wendt-Stiftung, St.-Theresienhaus (Caritas) sowie AfJ-Verein (Kinder-und Jugendhilfe Bremen) und Bremer Familiennetz, an dem unter anderem DRK und Diakonie beteiligt sind. Deren Leistungsvolumen halbiert sich durch die insgesamt zehn Neueinstellungen künftig auf jährlich etwa 500 000 Euro. Die Kreisbehörde betont, sie schätze die sozialpädagogische Familienhilfe der freien Träger dennoch sehr. Deren Arbeit, so heißt es in der Sitzungsvorlage, sei hochwertig; die Kooperation befinde sich auf einem guten Stand. Der Landkreis bleibt angesichts eines Gesamtleistungsvolumens von jährlich rund 6,5 Millionen Euro (unter anderem auch für den stationären Bereich) auch nach wie vor auf diese und weitere Partner angewiesen.

Wenn eine Familie, wodurch auch immer, vorübergehend aus der Bahn geworfen scheint, dann sind die hauseigenen Kräfte des Landkreises zumeist schneller vor Ort; das hat Folgen für die Erreichung der Ziele – und es spart Zeit und Geld. Daneben, so hieß es nun im Ausschuss, wirke das Ganze letztlich auch präventiv. Der Evaluationsbericht für die ersten zehn Monate der neuen Landkreis-Beschäftigten ist da relativ eindeutig: Die durchschnittliche Einsatzzeit beträgt demnach dreieinhalb Monate pro Familie; die Intervention externer Dienstleister dauert hingegen im Durchschnitt länger als ein Jahr.

Wenn nicht gerade seelische Probleme und Entwicklungsauffälligkeiten vorherrschen, sodass flankierend ein therapeutischer Einsatz nötig ist, sollen die Familien innerhalb eines Vierteljahres hinreichend stabilisiert sein. Schumacher betonte, dies sei ein ehrgeiziges Ziel. Die Zahl der Fälle mit tiefer greifenden Problemen, deren Bewältigung mehr Zeit erfordere, „nehme gefühlt zu“, urteilte die Dezernentin.

Im Berichtszeitraum (Juli 2014 bis April 2015) wurden 42 Familien mit 68 Kindern und Jugendlichen durch die neuen Kräfte begleitet. Sie konnten 19 Fälle abschließen, in fünf Fällen brach die Familie die Begleitung ab. Aus Verwaltungssicht ist der sich ergebende kurze Dienstweg ein großer Vorteil; es gebe einen Zugewinn an Transparenz. Zusammen mit den externen Helfern kümmert sich die Familienhilfe des Jugendamts um monatlich ungefähr 130 Fälle.

Lebenshilfe-Geschäftsführer Olaf Bargemann warnte davor, die freien Träger auszubooten oder gegen Landkreis-Bedienstete auszuspielen. „Es gibt einen gesetzlich verankerten Vorrang der freien Träger vor der staatlichen Hilfe“, sagte er. Beides werde benötigt, sodass es wichtig sei, vertraulich und frühzeitig zu kooperieren.

Das Einsatzspektrum der Familienhelfer ist dabei groß: Oft geht es darum, die Betreuung, Förderung und Versorgung der Kinder zu garantieren. Auch an der Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz wird gearbeitet; die Hilfe bei der Lösung von Konflikten oder die Verbesserung des Sozialverhaltens können ebenso auf der Agenda stehen wie eigene Probleme der Eltern oder die Begleitung von Übergängen.

Diese und weitere Themen werden zu Beginn eines Einsatzes mit den beteiligten Familienmitgliedern besprochen; die mit ihnen abgeschlossenen Zielvereinbarungen finden sich dann auch im Hilfeplan des Jugendamts wieder, das die Familienbegleiter entsendet.

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