Das Medienkompetenzzentrum des Landkreises Osterholz hat seinen Gruppenraum in ein digitales Fabrikationslabor verwandelt, einen sogenannten Makerspace. Lehrkräfte und Lerngruppen können dort mithilfe neuer Hard- und Software tüfteln, programmieren und produzieren. Amtsleiterin Britta Weidling und Schuldezernentin Heike Schumacher ließen sich am Freitagmittag beim Pressetermin die neue Multimedia-Ausstattung der Lernwerkstatt zeigen, über die Zentrumsleiter Patrick Jäkel am Vortag die Abgeordneten im Fachausschuss informiert hatte.
159.000 Euro aus Landesmitteln des Digitalpakts wurden in neue Technik und Programme investiert, die Pädagogen nun für den Einsatz in Schulunterricht und Bildungsarbeit nutzen können. Neues Mobiliar, ein 3 D-Scanner, eine Stickmaschine und ein Schneidplotter wurden ebenso angeschafft wie Robotik-Klassensets, mit denen sich etwa programmierbare Greifarme fertigen und steuern lassen. Auch eine kleine Spezialwerkstatt für Tablets und Smartphones gibt es nun, mit der sich das Innenleben der kleinen Helfer erkunden und bei Bedarf instand setzen lässt.
"Ausprobieren und entdecken"
Die Einkaufsliste für das Förderprogramm "Lernräume der Zukunft" hatten Jäkel und seine zwei Kollegen in die Form eines Konzepts gegossen, und nach einigen Lieferproblemen und Fristverlängerungen gab es nun bereits einen fliegenden Start in die Praxis. In erster Linie gilt es, interessierte Lehrkräfte und Jugendhaus-Mitarbeiter zu begleiten und zu ermuntern. "Bei uns kann alles erst einmal ausprobiert werden", sagt Jäkel, der den Pädagogen bei Bedarf maßgeschneiderte Einzelschulungen und Gruppeneinweisungen anbietet. Freude am spielerischen Experiment und Neugier am kreativen Einsatz der innovativen Materialien sind nach seiner Überzeugung wichtiger als hoch spezialisiertes Know-how in Sachen Technik und Informatik.

Haben die digitale Zukunft im Blick (von links): Amtsleiterin Britta Weidling, Sachgebietsleiter Patrick Jäkel und Dezernatsleiterin Heike Schumacher.
Der Makerspace bietet Platz für bis zu 20 Personen, sodass Lehrkräfte auch vor Ort mit ihren Schülern arbeiten können. Im Gegensatz zu den neuen Koffern mit Virtual-Reality-Brillen oder den mobilen 3 D-Druckern sind die großen Digitalmaschinen nicht für den Verleih bestimmt. Heike Schumacher sagt: "Wir haben Dinge angeschafft, die nicht jede Schule mal eben probehalber aus ihrem Budget kaufen kann." Es gehe darum, dennoch den Zugang zu modernen Technologien zu ermöglichen und zu erleichtern. Die Dezernentin weiß: Informatik ist seit einem Jahr Pflichtfach in den neunten und zehnten Jahrgängen an Niedersachsens Schulen. Und die EDV wird im Eiltempo immer besser und schneller.
Orte und Geschichte erkunden
Jäkel erklärt unterdessen den Besuchern, dass die neuen VR-Brillen das völlige Eintauchen in 3D-Welten ermöglichen und damit einen Spaziergang auf der Raumstation ISS ebenso erlauben wie einen Rundgang durch das Anne-Frank-Museum, das auf VR-Besucher bereits bestens vorbereitet ist. In der Berufsorientierung sind die Brillen für virtuelle Betriebsbesichtigungen auch schon verbreitet. Virtuelles Zeichnen und Malen in 3 D ist mit ihnen ebenso möglich. Alternativ gibt es eine Mixed-Reality-Funktion, bei der sich realer und virtueller Raum durchdringen.

Fertig ist das Benchy-Boot: Vor ein paar Jahren noch brauchte so ein 3D-Druck mehrere Stunden, inzwischen sind die Geräte bedeutend schneller.
An Grundschulen und Kitas wurde bei der Sortimentserweiterung ebenfalls gedacht: Der dänische Hersteller der farbigen Kunststoff-Bausteine bietet eine Education-Serie fürs spielerische Programmieren und Bauen im Elementar- und Primarbereich. Um zu veranschaulichen, was im 3 D-Druck möglich ist, zeigt Patrick Jäkel den Besuchern einen aus bunten Kettengliedern zusammengesetzten Spielzeugdrachen sowie ein komplexes Objekt aus ineinandergreifenden Zahnrädern, das an einen Fidget-Spinner erinnert.
Niedrigschwelliger Zugang
Draußen, in der Vitrine vorm Gruppenraum, ist einer der neuen Leihdrucker ausgestellt, der gerade ein Benchy herstellt, ein standardisiertes Bootsmodell, das aufgrund seiner Form, Hohlräume und Kompaktheit als echter Stresstest für die Technik gilt. Bei dem Filament – farbiges Material, das sich der Drucker für die Verarbeitung von Spindeln zieht – handelt es sich um rohölfreien Polymer-Kunststoff auf Maisstärke-Basis. Der Drucker lässt sich auch drahtlos ansteuern; er hat zudem einen SD-Kartenslot für die Druckvorlagen und Bauskizzen, die am Computer, Laptop oder Tablet erstellt werden. Der Zentrumsleiter versucht bei der verwendeten Software nach Möglichkeit, auf teure Lizenzen zu verzichten.
Britta Weidling, Leiterin des Amtes für Bildung, ist zuversichtlich, dass die neuen Angebote von Lehrern und Schülern genutzt werden. "Es spricht sich herum, und dann tragen es einzelne Lehrkräfte in die Kollegien." Eine Lehrerin habe sich bereits gemeldet, die Warnwesten mit dem Schullogo versehen möchte. Jäkel hat sie eingeladen, um zu besprechen, ob sie dafür den Folienplotter nehmen wollen oder die große Stickmaschine. Die Mitarbeiter der kommunalen Jugendhäuser haben sich im Medienzentrum am Campus ebenfalls schon umgesehen. Noch vor den Sommerferien will Jäkel zudem einen "Tag der Möglichkeiten" für die Lehrkräfte aus allen Schulen des Kreisgebiets anbieten.