Fünf Jahre nachdem Gutachter den Waakhauser Schießplatz untersucht hatten, befinden sich weiterhin allerhand Schwermetalle und Schadstoffe im Erdreich, die aus Munitionsresten stammen. Die Umweltgifte können dort nach Einschätzung der Experten nicht bleiben, weil sie kontinuierlich weiter Wasser und Boden belasten. Vor allem der Erdwall, der 2006/07 aus Sanierungsresten am nordöstlichen Geländerand erbaut wurde, gilt trotz Folienabdichtung als eine tickende Zeitbombe.
Bei der Bürgerinitiative (BI) "Naturschutz Worpswede" wächst der Unmut: Keinem Kleingärtner würde der Staat sehenden Auges die schleichende Verseuchung seiner Parzelle durchgehen lassen, ärgert sich BI-Mitglied Silvia Vaßen-Langenbach. Notfalls würden die Behörden die Altlast sanieren lassen und die Kosten dafür dem Eigentümer in Rechnung stellen. Bei der Schießanlage Waakhausen aber, die in den vergangenen Jahren mehrfach den Eigentümer gewechselt hat, liegen die Dinge offensichtlich anders. Für den Giftcocktail aus polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) sowie Blei, Cadmium, Arsen und Antimon will niemand haften.
Weiterhin schwebendes Verfahren
Gegen die angeordnete Sanierung des Altlastenwalls, wo Stau- und Sickerwasser auf die Folienabdichtung drückt, wehrt sich die Schiessanlage Waakhausen GmbH seit vergangenem Herbst per Eilverfahren vor dem Stader Verwaltungsgericht. Landkreis-Sprecherin Sabine Schäfer bekräftigt auf Nachfrage, ihr Haus wolle – vor einer möglichen Ersatzvornahme, die schon vor einem Jahr geplant war – zunächst die Entscheidung der Justiz abwarten. Aus Stade wiederum hieß es im Oktober, damit sei vor Weihnachten 2024 zu rechnen. Tatsächlich aber ist in dem Eilverfahren bis heute nichts entschieden.

Blick auf das sogenannte Sicherungsbauwerk, das vor 19 Jahren aus belastetem Erdreich angelegt wurde.
Das gilt auch für die ebenfalls angeordnete Sanierung der Kugelstände, für die es im vorigen Herbst eine Trägerbeteiligung gegeben hatte. Doch die Verbindlichkeitserklärung des Landkreises, mit der die Betreiber zum Handeln gezwungen wären, lässt noch immer auf sich warten. Nun soll es zunächst Mitte Mai eine weitere Unterredung zwischen Kreisbehörde und Schießplatz-GmbH geben. Falls man sich nicht einigt, könnte es so laufen wie beim Erdwall: Anordnung mit Einspruch vor Gericht, das zunächst dann über die Eilbedüftigkeit entscheidet.
Noch kein Plan fürs Gesamtgelände
Auch bei der Schadstoffbeseitigung des Gesamtgeländes spielt die Betreiberfirma auf Zeit. Bis spätestens 31. März 2025 sollten die Betreiber eigentlich eine Sanierungsplanung vorlegen, doch die gibt es bisher auch noch nicht. Ende vorigen Monats beantragte die GmbH Schäfer zufolge eine vorläufige Aussetzung des Verfahrens, da die Gemeinde Worpswede zunächst den Flächennutzungsplan ändern wolle. Nachdem das Schrotschießen bereits vor einiger Zeit untersagt worden war, will die Kommune auf der Waakhauser Freifläche nun einen Solarpark ermöglichen. Solange die Rahmenbedingungen dafür nicht klar seien, ergebe die Sanierung des Areals keinen Sinn, argumentiert die Betreiber-GmbH.

Leergeschossene Schrotpatronen-Hülsen, wie sie jahrelang am Schießstand Waakhausen verwendet wurden.
Der Landkreis sieht das anders und lässt wissen, er erwarte "nunmehr umgehend" die Vorlage der Sanierungsplanung. Schließlich, so die Landkreis-Sprecherin, lägen der Kreisverwaltung bislang auch gar keine Unterlagen für ein raumplanerisches Verfahren zu der Solarpark-Idee vor. Der Umstand, dass ein kleiner Teil des Geländes auch als mögliche Vorrangfläche für eine Windenergieanlage im Gespräch ist, entfaltet nach Einschätzung von Beobachtern ebenfalls keine aufschiebende Wirkung.
Höhere Schusszahlen für große Kaliber
Unterdessen sind die Kugelstände weiter in Betrieb, und sehr zum Verdruss der Anwohner kommt dort nun vermehrt großkalibrige Munition zum Einsatz – mit entsprechend größerer Lärmentwicklung. Der Landkreis, der das Ganze vor zwei Wochen genehmigt hat, legt dabei Wert auf die Feststellung, dass die zulässigen Immissionswerte weiterhin eingehalten werden. Das eingestellte Schrotschießen und die geringere Nutzung der Kleinkaliberwaffen seien akustisch auf der Habenseite zu verbuchen. Auch sei der Schießplatzfirma auferlegt worden, den Betrieb und die Schusszahlen "automatisch, dauerhaft und manipulationssicher" zu überwachen.
Bei den Kugelständen indes steigt die höchstzulässige Schusszahl von 3950 auf 4000 täglich: Am 25-Meter-Stand waren bislang pro Tag bis zu 2000 Schuss Kleinkaliber (5,7 Millimeter) und 500 Schuss Großkaliber (neun Millimeter) zulässig. Neuerdings sind es jeweils bis zu 1000 Schuss. Vertrackter liegen die Dinge an den 100-Meter-Bahnen und bei der Disziplin laufender Keiler (55 Meter). Statt der insgesamt erlaubten 1000 Schuss Kleinkaliber pro Tag sind dort nun 1250 Schuss zulässig. Beim Großkaliber sollen es auf 100 Meter und die laufende Scheibe zusammen nun 750 Schuss maximal pro Tag sein, bislang waren es 150 Schuss große Kaliber und 300 Schuss mittlere Kaliber (Sieben-Millimeter-Patronen).