Landkreis Osterholz. In einem Punkt sind sich beide Parteien einig: dass der Osterholzer Fußball im Ansehen einmal mehr gelitten hat. Nachdem es bereits Ende September zu Ausschreitungen auf dem Fußball-Platz gekommen war, sorgte nun am Sonntag ein weiterer Vorfall für Aufsehen. Im Spiel der 2. Kreisklasse zwischen den Sportfreunden Heilshorn und dem ASV Ihlpohl II ist es zu einer Auseinandersetzung zweier Spieler gekommen, in deren Folge sich eine Rudelbildung ergab und das Spiel zur Beruhigung unterbrochen wurde. Ein Zuschauer rief sogar die Polizei, die mit mehreren Streifenwagen eintraf. Über das Zustandekommen herrschen im Heilshorner und Ihlpohler Lager jedoch unterschiedliche Ansichten.
Es lief die 50. Minute, als ein bis dahin "super faires Spiel", wie ASV-Coach Haki Berisha erzählt, aus dem Ruder lief. Ein Heilshorner und ein Ihlpohler Spieler gerieten nach einem Zweikampf in einen Disput, der mit einer – so sagt Berisha – angedeuteten Kopfnuss beziehungsweise – so sagt es Heilshorns Trainer Mirko Sass – mit einer tatsächlichen Kopfnuss endete. Ein Vorfall, der vom Schiedsrichter mit der Roten Karte gegen den Ihlpohler geahndet wurde, damit aber noch lange nicht vorbei war. "Auf einmal schreit der Trainer von Heilshorn 'Abbruch, Abbruch'", erzählt Haki Berisha. Die Spannung in dem Moment war jedenfalls so geladen, dass sich nun mehrere Spieler in die Auseinandersetzung einmischten, allerdings ohne ernsthaftere Handgreiflichkeiten. Um die Situation weiter zu deeskalieren, verließen die Heilshorner den Platz in Richtung Kabine.
Auf einmal Sirenen
Dies zeigte bereits Wirkung, als die Polizei erschien, die ein Zuschauer gerufen hatte. "Auf einmal höre ich Sirenen und denke, ich bin in der falschen Welt", so Ihlpohls Berisha. Für ihn war das eine überzogene Reaktion. Dem wollte Heilshorns Trainer Mirko Sass nicht einmal komplett widersprechen, mahnte aber auch an, dass der Anruf bei der Polizei eine logische Konsequenz ist. "Bei der Vorgeschichte ist das doch kein Wunder, dass die Polizei gerufen wird", sagt er. Zur Erinnerung: Erst Ende September musste das 2. Kreisklassen-Spiel zwischen dem FC Worpswede II und dem ASV Ihlpohl II unterbrochen werden, weil es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen war, die im Gegensatz zum jüngsten Vorfall zu Verletzungen führten. Auch hier wurde die Polizei und später der Krankenwagen gerufen. Bemerkenswerterweise wurde die Partie seinerzeit ebenfalls nicht abgebrochen. "Ich finde es einfach nur noch unmöglich, was auf den Plätzen vor sich geht", meint Mirko Sass. Es gehe ihm dabei auch nicht explizit um den ASV Ihlpohl II, auch wenn dieser nun bereits zum zweiten Mal von einem Spiel mit Polizeieinsatz betroffen sei, sondern um eine allgemein bedenkliche Entwicklung.
Der ASV Ihlpohl II fühlt sich derweil an den Pranger gestellt. "Man fühlt sich doch schon ungerecht behandelt", empfindet Haki Berisha. Denn eigentlich hatte sich die Szenerie wieder beruhigt, das Team die Rote Karte akzeptiert und auch der Schiedsrichter keinen Anlass gesehen, das Spiel komplett abzubrechen, gibt der ASV-Coach zu bedenken. Und weiter: "Auch zu unserem Spiel in Worpswede Ende September gab es erst nachträglich einen Spielbericht, zu unserem Nachteil. Das ist schon komisch", erklärt Berisha, der ernsthaft erwägt, vom Fußball eine Pause zu machen. "Auf so etwas habe ich einfach keinen Bock, das geht mir zu weit. Ich will nur Fußball spielen."
Der Unparteiische hätte die Partie am Sonntag wohl nur dann abgebrochen, wenn es eine der Mannschaften gewollt hätte. In diesem Fall die SFR Heilshorn. "Der Schiedsrichter hat uns gefragt, ob wir das Spiel abbrechen wollen. Dann hätten wir das Spiel aber mit 0:5 verloren. Wir waren uns in der Mannschaft aber ziemlich schnell einig, dass wir eine Niederlage nicht hinnehmen wollen. Deswegen haben wir weitergespielt", erklärt Sass auf Nachfrage. Also wurde die Partie fortgesetzt und die Heilshorner kehrten den 0:2-Rückstand noch in einen 4:2-Sieg um. Viel wichtiger aber war, dass die Partie zu einem vernünftigen Ende gekommen ist. "Das haben wir zum Glück auch geschafft", so Sass. Nichtsdestotrotz wurde gegen einen Ihlpohler Spieler Strafanzeige gestellt.